Die Manager der Wall Street versuchen erneut, ihre Mitarbeiter zurück ins Büro zu holen. Diesmal soll es klappen.

Da die Omikron-Fälle wieder stark zurückgehen und weite Teile der Belegschaft geimpft und geboostert sind, beginnen Finanzgiganten wie Citigroup und JPMorgan Chase wieder einmal, mehr Mitarbeiter in die Bürohochhäuser in Manhattan zurückzulocken. Die Hoffnung nach zahlreichen Fehlstarts in den letzten zwei Jahren ist, dass ein Rückfall ins Homeoffice diesmal vermieden werden kann.

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«Wenn nicht noch eine andere Variante aufkommt oder ein erneuter Rückschlag bei der Pandemie eintritt, könnte Ende März ein echter Wendepunkt werden», meint Kathryn Wylde, Präsidentin der Lobbygruppe Partnership for New York City. «Die Arbeitgeber sind bestrebt, ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zu bekommen, zumindest diejenigen, die eine starke Bürokultur haben.»

Anders als die Tech-Industrie

Die Citigroup hat ihre Mitarbeiter im Raum New York City bereits am heutigen Montag wieder ins Büro gebeten. Bei JPMorgan, Goldman Sachs Group und Bank of America ist die Zahl der Anwesenden in den letzten Wochen stetig gestiegen. Für American Express ist der 1. März der Stichtag, nach mehrfachen Verschiebungen im Herbst und Winter. Und Wells Fargo plant nun, seine Mitarbeiter Mitte März wieder ins Büro zu bringen.

Die Finanzindustrie ist stärker als andere Branchen in den USA darauf bedacht, die Mitarbeiter zurückzuholen, speziell im Vergleich zu Technologiefirmen, wo viele Arbeitnehmer weiter darauf bestehen, die Arbeitswoche teilweise oder sogar gänzlich im Homeoffice zu verbringen. Allerdings hat das die Banken gezwungen, sich für die Zukunft zu mehr Flexibilität zu verpflichten, um zu verhindern, dass sie Spitzenkräfte verlieren.

«Als Gesellschaft werden wir einen Weg finden, mit dem Virus zu leben, unterstützt durch die Wirksamkeit von Impfstoffen und neuen Behandlungsmethoden», sagte Goldman-Chef David Solomon letzten Monat. «Für uns bedeutet das, dass wir unsere Abläufe flexibel und dynamisch auf die neue Situation einstellen und gleichzeitig der Mehrheit der Mitarbeiter ermöglichen, sicher ins Büro zurückzukehren.»

10 Prozent des Bürobestands der USA

New York ist auf die Rückkehr der Büroangestellten stärker angewiesen als praktisch jede andere Stadt in den USA. Die Ostküstenmetropole verfügt über mehr als 10 Prozent des gesamten Bürobestands des Landes und einige Wolkenkratzer - etwa das Empire State Building - haben sogar ihre eigene Postleitzahl. Unzählige Kleinunternehmen bedienen die Bedürfnisse von Pendlern und Büroarbeitern.

Die Anwesenheit in den Büros, die Ende Dezember auf etwa 10 Prozent gesunken war, hat sich langsam wieder auf rund ein Viertel erhöht, wie aus Daten des Sicherheitsunternehmens Kastle Systems hervorgeht. Mehr als 60 Prozent der Arbeitgeber in Manhattan erwarten, dass bis Ende des Quartals über 50 Prozent der Belegschaft wieder im Büro arbeitet.

Von den sinkenden Fallzahlen New Yorks und Lockerungen bei den Pandemiemassnahmen wie einem baldigen Ende der Maskenpflicht sind die deutschen Geldhäuser noch ein Stück weit entfernt. Hierzulande hat Omikron seit Jahresbeginn wieder mehr Beschäftigte ins Homeoffice zurückgebracht und eine Trendumkehr lässt noch auf sich warten.

(Bloomberg/gku)