Schon der Titel adelt die Stelle. Die Kombination von CEO und Projektleiter ergibt bei der Immobilienfirma Halter den «Projekt-CEO». Ein solcher wird derzeit gesucht. Die Person, so sie sich finden lässt, wird es mit hochgradigen Bauprojekten zu tun haben: Hard Turm Park in Zürich, Limmatfeld in Dietikon, Mall of Switzerland in Luzern – lauter Vorhaben, die das Gesicht der Schweiz prägen werden.

Hoch qualifizierte Immobilienentwickler werden von den Big Players der Branche wie Swiss Prime Site, PSP Swiss Property, Allreal, Mobimo oder eben Halter hofiert wie kaum eine andere Berufsgattung. Neben den im Rampenlicht stehenden Architekten gelten sie als die heimlichen Stars der Branche. Stefan-Martin Dambacher ist einer dieser Profis. Er ist Leiter Projektentwicklung der Immobiliengesellschaft Mobimo, die bis 2015 eine Milliarde Franken in neue Bauvorhaben investieren will. «Wir denken nicht in Gebäuden, wir denken in Quartieren im städtischen Kontext», sagt Dambacher, «entsprechend gross ist unsere gesellschaftliche Verantwortung.»

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Nachfrage ist gross

Der gebürtige Deutsche beschäftigt sich derzeit mit Arealen wie Torfeld Süd in Aarau, auf dem auf rund 50 000 Quadratmetern ein Mikrokosmos aus Wohnen, Arbeiten, Kultur und Sport entsteht. Entsprechend vielfältig ist seine Arbeit. «An meinem Job gefallen mir der generalistische Ansatz und die Bandbreite an Themen», sagt er. Vom Feng-Shui-Techniker über den Baujuristen bis zum Asset Manager, PR-Berater und Lobbyisten orchestriert er eine Vielzahl externer Spezialisten von der ersten Skizze bis zur Abnahme.

Das Metier der Immobilienentwicklung hat sich laut Stefan-Martin Dambacher in den letzten Jahren «massiv ausgebreitet und professionalisiert». Er selbst studierte Architektur und gehörte 2005 zu den ersten Absolventen des Weiterbildungsstudiengangs Master of Advanced Studies in Immobilienökonomie des Center for Urban and Real Estate Management (Curem), das an der Universität Zürich angesiedelt ist. Die Nachfrage nach den 45 Studienplätzen ist gross, die Karriere garantiert.

Boom ohne Ende

Die Immobilienwirtschaft sucht händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften. Gemäss KMU-Barometer 2013 von Ernst & Young ist der Sektor Bau und Energie besonders vom Fachkräftemangel betroffen. Im Zuge des Baubooms hat die Zahl der Beschäftigten im Immobilienwesen in den letzten zehn Jahren um 45 Prozent zugenommen, die Zahl der Beschäftigten in der Architektur- und Ingenieurbranche um 32 Prozent (siehe Grafik «Beschäftigungsboom» unter 'Downloads').

Die robuste Baukonjunktur heizt auch das Gründungsfieber an. Laut Orell Füssli Wirtschaftsinformationen AG (OFWI) ist die Zahl der Gründungen von Firmen, die in der Entwicklung von Bauprojekten tätig sind, von 21 im Jahr 2002 kontinuierlich auf 319 im Jahr 2012 gestiegen (siehe Grafik «Gründungsfieber» unter 'Downloads'). Die Konkurse liegen jährlich lediglich im einstelligen Bereich. Auch wenn es nicht ganz so ausgeprägt weitergehen sollte – die Signale bleiben auf Grün. Der von der Credit Suisse erhobene Bauindex zeigt weiter nach oben. Von Stellenabbau, wie dies in verwandten Branchen wie der Finanzindustrie der Fall ist, redet niemand.

«Gut ausgebildete Fachkräfte sind rar», sagt Beatrice Lifart, Leiterin Personalmanagement des zur Swiss Life gehörenden Immobiliendienstleisters Livit. Sie fände es «positiv, wenn wir eine grössere Anzahl von Stellenbewerbern verzeichnen könnten». Der Hauptgrund für den Mangel liege in der Ausbildung. «Selbstkritisch muss man sagen, dass es die Branche in der Vergangenheit verpasst hat, für genügend gut ausgebildeten Nachwuchs zu sorgen», so Lifart. «Darunter leiden heute alle Firmen.»

Ausbau des Bildungsangebots

Die Immobilienwirtschaft erlebt nicht nur ein Beschäftigungshoch, auch die Anforderungen an die Arbeitskräfte haben sich gewandelt. Ein neuer Typ Mitarbeiter ist am Entstehen. Verwaltertypen weichen serviceorientierten Spezialisten. Sie müssen sich mit neusten Energiesparstandards genauso auskennen wie mit Raumplanungsgesetzen oder komplexen Finanzierungen.

Ein einheitliches Berufsbild existiert nicht mehr, der klassische Generalist in Gestalt des diplomierten Immobilientreuhänders wurde abgelöst von spezialisierten Bewirtschaftern, Bewertern, Vermarktern, Facility Managern, Portfolio Managern und Projektentwicklern. «Der Bedarf an gut ausgebildeten Immobilienprofis nimmt stark zu», stellt Boris Fejfar fest, Projekt- und Studienleiter der Swiss Real Estate School, die vom Schweizerischen Verband der Immobilienwirtschaft (SVIT) betrieben wird. Laut Fejfar sind derzeit die meisten offenen Stellen in der Bewirtschaftung zu finden.

Die vor einigen Jahren angeschobene Bildungsoffensive, bei der Anbieter und Lehrgänge neu ausgerichtet wurden, beginnt langsam zu greifen. Das umfassendste Aus- und Weiterbildungsprogramm wird von der SVIT Swiss Real Estate School bereitgestellt mit Kursen und Lehrgängen von der Grundstufe bis zum Nachdiplomstudiengang, die alle miteinander verzahnt sind. Die Absolventenzahlen steigen besonders in den Disziplinen Bewirtschaftung sowie Immobilientreuhand. Auch die Nachfrage nach Einstiegskursen, den sogenannten Sacharbeiterkursen, nimmt zu.

Von 2010 bis 2011 stieg die Zahl der Absolventen von höheren Lehrgängen mit eidgenössischem Abschluss von 700 auf 850 und diejenige der Absolventen von Sachbearbeiterkursen von 750 auf 940. «Das Aus- und Weiterbildungsangebot der Schule wird auf allen Stufen ausgebaut», sagt Fejfar. So werde etwa ab Herbst 2013 ein Lehrgang in Immobilienmediation angeboten.

Nicht nur Akademiker gefragt

Zusammen mit der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) bietet der SVIT eine Weiterbildung mit dem Master of Advanced Studies in Immobilienmanagement an. Der Abschluss lässt sich auch an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften St. Gallen und der Hochschule Luzern erwerben. Kostenpunkt: zwischen 24 000 und 30 000 Franken.

Die Lehrgänge sind berufsbegleitend, dauern zwei Jahre, setzen Berufs- und Führungserfahrung voraus, sind praxisorientiert und lehnen sich vor allem in Luzern stark an die Finanzdienstleister an. Dies nicht von ungefähr: Die Immobilienbranche und die Finanzwelt rücken zusammen; eine Immobilie wird heute primär als wirtschaftliches Objekt angesehen. Personalchefs legen denn auch wachsenden Wert auf die betriebs- und finanzwirtschaftliche Expertise ihrer Mitarbeiter. Dies erhöht die Chancen für Banker und Finanzfachleute, die sich auf den Gebieten Immobilieninvestment oder Immobilienfinanzierung weiterbilden wollen.

Aber nicht nur Akademiker sind gefragt. Um Personalengpässe zu überbrücken, werden auch Quereinsteiger gesucht aus kaufmännischen oder technischen Berufen. Der Immobiliendienstleister Livit hat eigens für sie individuelle Ausbildungsprogramme entwickelt. Die Arbeitgeber besinnen sich auch auf die Vorteile grauer Schläfen. Die Immobilienfirma Walde & Partner suchte unlängst explizit eine Mitarbeiterin im Alter von 40 plus. «In der Vermarktung ist Seniorität ein Vorteil», sagt Verwaltungsratspräsident Gerhard Walde.

Imagekampagne

Ein bunter Berufsmix vom Koch über die Flight Attendant bis zum Bauzeichner findet sich in einem weiteren Feld mit Zukunft: dem Facility Management. Die Aus- und Weiterbildung steht praktisch allen Berufsgruppen offen, Voraussetzung ist jedoch eine Berufsmatur oder ein Hochschulabschluss. «Unsere Absolventen haben keine Probleme, einen Job zu finden», stellt Thomas Wehrmüller fest, Leiter des Instituts für Facility Management der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), der einzigen Anbieterin von Abschlüssen auf Stufe Bachelor und Master der Schweiz. Schon eher habe er Probleme, genügend Absolventen zu finden, vor allem solche aus dem Inland. Pro Jahr durchlaufen 15 Studenten den Masterlehrgang, aber der Markt verlange nach mehr.

Um das Berufsbild des Facility Managers – kurz FM – in der Öffentlichkeit zu schärfen, wird demnächst eine Plakatkampagne lanciert. Noch immer wird der FM mit dem Hauswart im blauen Übergewand in Verbindung gebracht, dabei landet er an den Schaltstellen von Spitälern, Zoos, Stadien und Fabriken, wo er sich neben der Reinigung auch um Beschaffung, Haustechnik und Personalrestaurant kümmert.

Besonderer Wert wird auf die Vermittlung von Öko-Themen gelegt, die für die nächsten Jahre die Immobilienbranche in Schwung halten werden. Gemäss einer Studie des Zentrums für Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit der Universität Zürich beträgt die Nachfrage nach zusätzlichen nachhaltigen Flächen 2,3 Millionen Quadratmeter, was einem jährlichen Investitionspotenzial von rund zwei Milliarden Franken entspricht. Dem FM kommt eine tragende Rolle in der Optimierung der Entsorgung und des Energieverbrauchs zu. Aber allmählich setzt sich in der Branche die Einsicht durch, dass Nachhaltigkeit mehr bedeutet als Energieeffizienz.

Sie geht auch einher mit Gesundheit und Komfort. Diesen ganzheitlichen Ansatz pflegt die Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (SGNI), die nach dem Vorbild der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen funktioniert und mit dem Institut für Facility Management ein Ausbildungskonzept erarbeitet. Mobimo-Projektleiter Stefan-Martin Dambacher plädiert dafür, dass die Immobilienwirtschaft auf Fachkräfte setzt, die neben Technikwissen auch über soziales, gesundheitliches und kulturelles Know-how verfügen. Denn, so Dambacher: «Das energieeffizienteste Gebäude nützt nichts, wenn sich die Menschen darin nicht wohlfühlen.»