Das Budget des PSI beläuft sich auf 400 Millionen Franken. Das entspricht in etwa dem Umsatz eines mittleren Unternehmens. Bestritten wird es grösstenteils vom Bund, denn das PSI ist Teil der ETH-Forschungslandschaft. Kein Zufall ist, dass das Institut 2022 einmal mehr in der Rangliste der zehn besten Arbeitgeber der Schweiz auftaucht. Denn fast sämtliche Themen der Personalführung und -betreuung haben die Verantwortlichen im Laufe der letzten Jahre systematisch und sorgfältig weiterentwickelt und umgesetzt.

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Der Erfolg dieser Bemühungen zeigt sich in verschiedenen Auszeichnungen und Qualitätssiegeln, zum Beispiel im nationalen Label «Friendly Workspace» oder im EU-Label «HR Excellence in Research».

Ausserdem hat das PSI 2018 den ersten Platz beim Grand Prix Suisse «Health in Company» erreicht. Prämiert wurde hier das Konzept einer erfolgreichen Reintegration von Mitarbeitenden nach einem längeren krankheits- oder unfallbedingten Ausfall. «Dank einem ausgefeilten Programm gelingt es uns jeweils, die meisten Leute rasch wieder in den Arbeitsprozess zurückzuholen, und zwar so, dass sie bald wieder voll leistungsfähig sind», erklärt Karsten Bugmann, Leiter Personalmanagement PSI. Allerdings ist die Wiedereingliederung lediglich eines der vielen Puzzleteilchen im Bestreben des PSI, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.

«Eine unserer Aufgaben ist es, das Verbindende zu fördern, denn exzellente Forschung beruht immer auch auf Teamwork, intensiver Kommunikation und einer gemeinsamen Kultur»

Karsten Bugmann, PSI

Auch Spitzenforschung funktioniert im Team

Als Organisation lässt sich das PSI in mancher Hinsicht durchaus mit einem grösseren privaten Unternehmen vergleichen. Die einzigartigen Forschungsanlagen nutzen nicht nur die eigenen Leute, sondern jährlich auch mehr als 2500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Nicht anders als in der Privatwirtschaft beruhe beim PSI «der Erfolg auf der Leistungsfähigkeit und Motivation unserer Mitarbeitenden», betont Bugmann.

Allerdings stellen sich in einem Spitzenforschungsinstitut einige besondere Herausforderungen. Unter den rund zwei Dritteln der Mitarbeitenden mit akademischem Background finden sich viele hochkarätige Spezialisten und Spezialistinnen ihres Fachs, von denen nicht alle die geborenen Teamplayer sind.

«Eine unserer Aufgaben ist es, das Verbindende zu fördern, denn exzellente Forschung beruht immer auch auf Teamwork, intensiver Kommunikation und einer gemeinsamen Kultur», sagt Bugmann. Der propagierte Teamgedanke wird über verschiedene Schulungen intensiv trainiert, zum Beispiel im CAS «Leadership in Science» an der FHNW, die für alle Führungskräfte des PSI obligatorisch ist.

Diversität und Inklusion

Das PSI ist ein wissenschaftlicher Brutkasten, ein Tummelfeld von Cracks mit den unterschiedlichsten Biografien, Kompetenzen und Perspektiven. Mehr als 65 Nationalitäten sind in Villigen/Würenlingen im Kanton Aargau vertreten, wobei im Institut auch viele Menschen aus der nahen Umgebung arbeiten.

«Wir legen grossen Wert auf ein Klima, bei dem sich Internationalität und Lokalkultur ideal ergänzen», meint Bugmann. Der Mix aus unterschiedlichsten Mentalitäten, Kulturen, Individuen und Talenten macht schliesslich das kreative Potenzial in der Spitzenforschung aus. «Wir wissen, dass Vielfalt zu mehr Innovation und erhöhter Kreativität führt, aber nur, wenn Multikulturalität bewusst gelebt und als Chance begriffen wird», sagt Bugmann.

Also gilt es, ein motivierendes und inspirierendes Klima zu schaffen, damit ambitionierte und engagierte Mitarbeitende sich wohlfühlen und ihr Potenzial ausschöpfen. «Wir pflegen Diversität in jeder Hinsicht und verfolgen eine Inklusionspolitik, bei der Wertschätzung und gegenseitiger Respekt ganz oben stehen. Höchste Priorität hat dabei die Förderung des Frauenanteils», so Bugmann.

Letzteres ist in den traditionell männerlastigen Kerndisziplinen des PSI, also Naturwissenschaften, Ingenieurtechnik und IT, gar nicht so einfach. Umso wichtiger sind in diesem Zusammenhang familienfreundliche und flexible Arbeitszeitmodelle. Das PSI bietet Eltern die Möglichkeit, die Erwerbs- und Betreuungsarbeit ideal zu verknüpfen. In der betriebseigenen Kita werden mehr als hundert Kinder jeden Tag von 7.30 bis 18 Uhr liebevoll betreut.

Regelmässige Mitarbeiterbefragungen und ein Komitee für Chancengleichheit

Wichtige Aufschlüsse für die Strategie- und Kulturentwicklung zieht das PSI aus den regelmässigen Mitarbeiterbefragungen. Deren Ergebnisse fliessen jeweils in zum Teil längerfristige Veränderungsprojekte. Das Themenfeld Diversity & Inclusion zum Beispiel wird bereits seit sieben Jahren intensiv bewirtschaftet und jetzt mit einer spezifischen Respektkampagne zusätzlich belebt.

Für die Entwicklung und Koordination der dafür notwendigen Massnahmen sind eine Fachstelle und das Komitee für Chancengleichheit zuständig. Eingebettet sind die Massnahmen in den Aktionsplan «Chancengerechtigkeit und Inklusion», der jeweils für einen Zeitraum von vier Jahren neu definiert wird.

Das Komitee für Chancengleichheit ist lediglich eine von mehreren Organisationen der Mitarbeitenden. Wichtig für die interne Zusammenarbeit und die Institutskultur ist auch die Personalkommission. Ausserdem gibt es jeweils eigene Vereinigungen für die 100 Lernenden, 300 Doktoranden und 250 Post-Docs, die alle jeweils für drei bis vier Jahre am PSI weilen.

Apropos Lernende: Diese werden am PSI in 15 verschiedenen Berufen ausgebildet. Sie profitieren dabei von ausgezeichneten Rahmenbedingungen. Das beweisen etliche EM- und WM-Titel, die von am PSI ausgebildeten Berufsleuten in den letzten Jahren erkämpft worden sind. In den letzten zwei Jahren spielte auch die interne Pandemie-Taskforce eine wichtige Rolle. Sie sorgte dafür, dass trotz pandemischen Erschwernissen sämtliche Forschungsanlagen weiter betrieben werden konnten.

«Wir pflegen Diversität in jeder Hinsicht und verfolgen eine Inklusionspolitik, bei der Wertschätzung und gegenseitiger Respekt ganz oben stehen.»

Karsten Bugmann, PSI

Neue Modelle für die zukünftige Arbeitswelt

Eine attraktive Arbeitsumgebung ist auch ein gewichtiges Argument bei der Rekrutierung, die am PSI eine spezielle Herausforderung darstellt. Denn die für den Bau und den Betrieb der weltbesten Forschungsanlagen benötigten Fachkräfte sind in der Regel dünn gesät. Offene Stellen einfach so auszuschreiben, führt deshalb selten zum gewünschten Erfolg.

Um geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, setzt das PSI vor allem auf das Peer-Recruiting. Die internen und externen Mitglieder der Suchkomitees erstellen Kandidatenlisten, um dann die zum Anforderungsprofil passenden Leute persönlich zu kontaktieren und zu einer Bewerbung einzuladen.

Bereits 2015 hat das PSI die Rahmenbedingungen für Homeoffice/Teleworking geschaffen. Das Institut war deshalb auf die Pandemiebedingungen schon gut vorbereitet. Allerdings beruht am PSI ein entscheidender Teil der Arbeit nach wie vor auf Präsenz, denn die Experimente können nur an den Forschungsanlagen durchgeführt werden.

Zudem könnten der kreative Spirit und die innovativen Ideen leiden, wenn sich die Mitarbeitenden zu wenig sehen. «Im spontanen täglichen Austausch, zum Beispiel im zufälligen Gespräch am Kaffeeautomaten, werden oft die besten Ideen geboren», meint Bugmann, der das optimale Modell für die Arbeit im Homeoffice am PSI noch nicht definitiv gefunden hat.

Statt Gewinnzahlen gelten Publikationen und die Wertschätzung

Im Unterschied zu einem privaten Unternehmen gibt es am PSI keine Gewinnzahlen. Die wissenschaftliche Währung sind Publikationen über Experimente, Entdeckungen und Entwicklungen, die in den renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Einen Bonus kriegt dafür allerdings niemand. «Wir zahlen jedoch marktgerechte Löhne mit sehr guten Sozialleistungen», erklärt Bugmann.

Und selbstverständlich wird, wenn einer Mitarbeiterin oder einem Team ein Forschungspreis verliehen wird, das Ereignis auf dem Campus jeweils gebührend gefeiert. Und zwar «am besten bei einem Apéro, bei dem die Wertschätzung persönlich ausgedrückt werden kann und sich die Mitarbeitenden weiter vernetzen und Ideen austauschen können», so Bugmann.