Der Betreiber der Schweizer Börse SIX prüft eine Ausweitung des Schweizer Leitindex SMI von 20 auf 30 Titel. «Der Markt hat sich durch Spin-offs und IPOs in den vergangenen fünf, sechs Jahren verändert. Seit längerer Zeit gibt es Akteure am Markt, die eine Erweiterung des SMI von 20 auf 30 Mitglieder begrüssen würden», sagt SIX-Sprecher Julian Chan.

Dazu werden derzeit Marktteilnehmer befragt. Im Januar will die von Jos Dijsselhof gelenkte Börse über den Ausgang der Konsultation und allfällige weitere Schritte informieren. Für Änderungen müsse es laut Chan zu einem eindeutigen Ergebnis kommen. Die SIX selbst sei in dieser Frage neutral.

Fondsmanagern stösst alleine schon die Prüfung einer Umstellung sauer auf: «Wir sind über diese Idee der SIX gelinde gesagt schockiert», sagt Hilmar Langensand von zCapital. Laut dem Manager eines eine Milliarde Franken grossen aktiven Schweizer Small- und Mid-Cap-Fonds wäre eine solche Änderung «ein Steilpass in Richtung passive Anlagen». Rund 100 Milliarden Franken an Marktkapitalisierung würden im Small & Mid Cap Index Spi Extra verloren gehen. In einem neuen 30er-SMI wären laut Langensand 87 Prozent des Schweizer Aktienmarktes abgebildet. Das Segment der Nebenwerte würde «zu einem Nebenschauplatz degradiert».

Aufgrund der geringen Kapitalisierung würde der SPI Extra für institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Family Offices unattraktiv. Diese investieren häufig über passive Indexfonds in den SMI und nutzen die Chancen bei Nebenwerten mittels aktiver Fonds. Langensand befürchtet, dass die Nachfrage nach Nebenwertefonds einbrechen und vielen Asset Managern die Geschäftsgrundlage entzogen würde – viele wären zur Aufgabe gezwungen.

Da die Nebenwerte an Bedeutung verlieren, würden auch Research- und Investmentkapazitäten verschwinden. «Passive Produkte finanzieren keine Researchkapazitäten», sagt Langensand. Folgen einer Umstellung seien zudem weniger Börsengänge und ein im Small- und Midcap-Bereich deutlich sinkendes Handelsvolumen.

Kritisch sieht einen 30er-SMI auch der Fondsmanager Marc Possa, Gründer der VV Vermögensverwaltung AG: «Die vorgeschlagenen Änderungen begünstigen ausschliesslich das Primat der Finanzindustrie, der Kurzfristigkeit, der Übertreibungen und somit all der Tendenzen, die aus einer nationalen Perspektive nicht wünschenswert sind.»

Sollte der Entscheid getroffen werden, erfolgt die Umstellung von 20 auf 30 Titel nicht von heute auf morgen. Laut SIX-Sprecher Chan sei ein Zeitraum von sechs Monaten oder mehr und über mehrere vierteljährliche Indexanpassungen vorstellbar. «Wir gäben dem Markt ausreichend Zeit, sich auf allfällige Veränderungen einzustellen.» 

 
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Erich Gerbl
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