Sie gelten als die vier gefährlichsten Wörter an den Börsen. Immer wenn es «This time is different» heisse, sei Vorsicht angesagt, wusste schon der legendäre Fondsmanager Sir John Templeton. Nun nahm sie ausgerechnet der mächtigste Mann der Finanzindustrie in den Mund, dessen Aussagen bis ins Detail analysiert werden. Bei der Pressekonferenz zur vielleicht finalen Zinserhöhung erklärte US-Notenbank-Chef Jerome Powell Anfang Mai, dass es dieses Mal wohl wirklich anders sei. Entgegen vergangener Zyklen würgten Zinserhöhungen die Wirtschaft nicht ab, ein sogenanntes Soft Landing sei dieses Mal möglich. Auf den ersten Blick sind die Rahmenbedingungen schlecht: Erstmals seit 40 Jahren hob die Zentralbank die Zinsen in einer wirtschaftlichen Schwächephase an, also einer Zeit, in der sie für gewöhnlich die Zügel locker lässt. Noch dazu erfolgten die Zinsschritte in einem Rekordtempo.

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Doch nach und nach beginnt sich Powells Optimismus an den Börsen auszubreiten. Hatten die meisten Geldhäuser noch ein durchaus schwieriges Aktienjahr 2023 vorhergesagt, liessen sich die Kurse selbst von einer Bankenkrise nicht beeindrucken. Der SMI verbuchte von Jahresbeginn bis Juni ein Plus von rund 6 Prozent. Das zyklischere deutsche Kursbarometer DAX zog in dieser Zeit mit 16 Prozent noch viel kräftiger nach oben. Die totgesagten Tech-Werte gaben ein besonders kräftiges Lebenszeichen von sich – die technologielastige Nasdaq liegt im Juni 28 Prozent im Plus.

Erich Gerbl
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