DIE PERSON

Ein Sportstudium hätte ihn interessiert. Aus Vernunftgründen schlug Michael Bovens (58) jedoch eine Karriere als Chemiker ein. Er promovierte 1994 an der ETH Zürich, unterrichtete an Kantonsschulen und stieg 1995 beim Wissenschaftlichen Dienst der Stadtpolizei Zürich ein – als Sektionschef Chemie. Seither ist Bovens dem Verbrechen auf der Spur.

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Die Chemiker-Karriere schlug Michael Bovens aus Vernunftgründen ein.

Quelle: Michael Buholzer für BILANZ
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2013 stieg er auf zum Leitenden Wissenschaftler, zuletzt sass er sogar dem Europäischen Netzwerk Forensischer Institute (ENFSI) vor. Nächstes Jahr wird das Forensische Institut Zürich von der Stadt- und der Kantonspolizei unabhängig und zu einer selbstständigen Organisation. Der Wissenschaftspolizist wird mit seinem Team weiterhin Aufträge von Stadt, Kanton und Bund übernehmen.

DAS PRODUKT

Spurensicherung und -auswertung – das ist Bovens’ Domäne. Was simpel klingt, ist in Wirklichkeit hochkomplex. «Es ist oft ein Katz-und-Maus-Spiel», sagt er. In den letzten 15 Jahren seien weit über 600 neue Substanzen auf den illegalen Markt gekommen. Und die müssen von Grund auf erkannt und charakterisiert werden. Bovens bringt deshalb immer wieder Technologien aus anderen Bereichen in die Forensik ein.

Etwa die Gaschromatografie mit gekoppelter Festphasen-Infrarot-Spektroskopie, womit sich Substanzen eindeutig bestimmen und Rückschlüsse auf den Hersteller schliessen lassen. Und womit man Sachbeweise für die Strafzumessung erhält.

 
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Weltweit für Aufsehen sorgte auch ein Schnelltest aus Zürich, um legalen CBD-Hanf von illegalem THC-Gras zu unterscheiden. Bovens stellte den Test vor einem internationalen Fachgremium vor und brachte es damit gar in den US-Sender NBC, der vom neuen «Swiss Test» für Cannabis berichtete.

DAS POTENZIAL

Für neue Analysetechniken brauche es einen Ideengeber, die Umsetzung aber sei immer Teamsache, sagt Bovens. Neben Drogen ist auch die Brandanalyse gefragt. Derzeit arbeitet er an einem Projekt, um bei mutmasslichen Brandstiftungen mit sogenannten chemometrischen Methoden und der Verknüpfung von Bilderkennungssoftware Schlüsse zu ziehen. «Die Teilstücke dabei sind nichts grundsätzlich Neues, aber die Verknüpfung ist Neuland.»

Technologien wie Bilderkennung und künstliche Intelligenz bergen laut dem Wissenschaftspolizisten ein grosses Potenzial – auch in der Forensik. Nur dürften sie den Menschen als Entscheidungsträger keinesfalls ersetzen.

Die Schweizer Wissenschaft ist Weltspitze – doch die Macher sind kaum bekannt.

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