2016 wird als Jahr der politischen Umwälzungen in die Geschichte eingehen. Hinzu kamen terroristische Anschläge in Europa und turbulente Börsen. Bei den 300 Reichsten der Schweiz hat das durchzogene Jahr dennoch kaum negative Spuren hinterlassen. Zwar registrierten 25 Personen oder Familien einen Rückgang ihres Vermögens. Auf der Gewinnerseite stehen 68 Reichste, denen «Bilanz» zum Teil deutliche Zuwächse zuordnen konnte. Also mehr als jeder Fünfte ist noch vermögender geworden.

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Insgesamt summiert sich ihr Vermögen auf 613'475 Millionen Franken. Gegenüber 2015 entspricht dies einer Zunahme von 3,1 Prozent respektive einem Plus von nicht weniger als 18,6 Milliarden Franken. Am reichsten ist einmal mehr die Familie Kamprad, die dank ihrer Ikea-Verkaufsstätten auf einem Vermögen von 45 bis 46 Milliarden Franken sitzt.

Reiche Erbengeneration

Wie die Familie Kamprad hat die grosse Mehrheit der 300 Reichsten ihre Vermögen in Unternehmen stecken und reicht dies oft von Generation zu Generation weiter. So etwa auch die Familien Hoffmann und Oeri, deren Vermögen sich auf 23 bis 24 Milliarden Franken belaufen.

Mit Luc Hoffmann, dem Enkel des Firmengründers Fritz Hoffmann-La Roche, ist im Sommer 2016 der letzte Vertreter der dritten Erbengeneration von Roche gestorben. Mehr als vier Jahrzehnte lang prägte Luc Hoffmann als Verwaltungsrat die Strategie des Pharmakonzerns - so auch in den neunziger Jahren, als mit dem Einstieg beim US-Biotechnologieunternehmen Genentech die Grundlage für den heutigen Erfolg mit Krebstherapien geschaffen wurde. Seither hat Lucs Sohn André Hoffmann die Rolle des Familiensprechers inne; zusammen mit Cousin Andreas Oeri (67) nimmt er im Roche-Verwaltungsrat die Interessen der Familien wahr, welche die Stimmenmehrheit halten.

 

Ob jetzt mit oder ohne eigenem Unternehmen - die meisten der 300 Reichsten halten ihr Geld im Wirtschaftskreislauf, sei es als Bankier, Immobilienbesitzer, Kunsthändler, Modeschöpfer oder Investor - wie Viktor Vekselberg.

Für den Oligarchen war es trotz seines Vermögens von 12 bis 13 Milliarden Franken kein gutes Jahr. Mal wieder nicht. Seine beiden Schweizer Hauptbeteiligungen Sulzer und OC Oerlikon verloren weiter an Wert. Bei Sulzer ist das umso tragischer, als der Russe letztes Jahr aufgrund eines unglücklichen Übernahmeangebots ungewollt seinen Anteil auf 63,5 Prozent erhöht hat. Die verhältnismässig kleine Stahlschmelze Schmolz + Bickenbach konnte den Wertverlust nicht kompensieren.

Dass es in seinem Gesamtvermögen gegenüber letztem Jahr dennoch einen deutlichen Sprung nach oben gab, liegt also nicht daran, dass Vekselberg auf helvetischem Terrain endlich auf einen grünen Zweig gekommen wäre. Jedoch hat er erstmals einen Einblick in seine privaten Beteiligungen gegeben. Dazu gehören etwa vier russische Regionalflughäfen, mehrere Minen und Metallschmelzen, die Solarfirma Hevel, der Immobilienentwickler Kortros oder der grösste private Strom- und Gasversorger Russlands, T Plus. Dessen Chef liess der russische Präsident Wladimir Putin im Herbst ins Gefängnis stecken, ebenso wie Evgeny Olkhovik, einen langjährigen Weggefährten Vekselbergs und Fünf-Prozent-Miteigner bei Renova. Vor Februar dürften sie nicht aus dem Knast herauskommen.

Technik schafft Vermögen...

Dass auch aus nützlicher Hardware wie der Telekommunikation ein Vermögen spriessen kann, beweist Patrick Drahi. Praktisch aus dem Nichts ist der französisch-israelische Unternehmer mit Wohnsitz im Wallis vor zwei Jahren in die Reichstenliste der «Bilanz» geschossen. 2015 kam er mit einem Vermögen von 10 bis 11 Milliarden sogar in die Top Ten. Bereits dieses Jahr ist der Wahlwalliser wieder aus der Spitzengruppe herausgeflogen. Sein Vermögen schmolz um eine Milliarde.

Die von ihm beherrschte Telekommunikations-Gruppe Altice ist in zehn Ländern im Kabelnetz- und Mediengeschäft tätig - in der Schweiz mit dem Provider Green.ch - , zählt 50 Millionen Kunden und erzielte 2015 einen Umsatz von 17,5 Milliarden Euro. Wegen etwas gar wilder Zukäufe von Firmen ist der Konzern allerdings schwer verschuldet. Das ist den in Amsterdam kotierten, höchst volatilen Aktien nicht gut bekommen.

...aber auch Mode

Als Modeschöpfer haben es die Gebrüder Kriemler bis ganz nach oben geschafft. Im 95. Jahr der Akris-Firmengeschichte präsentierte der St. Galler Modeschöpfer Albert Kriemler (56) seine Kreationen erstmals an der (wirtschaftlich) wichtigsten Modemesse, der New York Fashion Week.  Das Schaulaufen in Manhattan diente als Verneigung vor der amerikanischen Metropole und dem ganzen Land, dem der schillernde Bestseller aus der Ostschweiz attestierte, «uns geholfen zu haben, dahin zu kommen, wo wir heute stehen».

Gegen 40 Prozent der weltweiten Verkaufserlöse sammeln die Akris-Kaufleute um Bruder Peter Kriemler (54) in den USA ein. Jeweils 30 Prozent steuern Kundinnen und Kunden in Europa und Asien bei. In Amerika präsentieren - und verkaufen - neben sechs eigenen exquisiten Boutiquen rund 200 Modeläden landesweit von der Ost- bis an die Westküste die Kollektion der Schweizer Schneider. Eine relevante Umsatzgrösse erreicht Akris unterdessen auch mit Verkäufen über das Internet. Das schlägt sich im Vermögen nieder, das sich auf 100 bis 150 Millionen Franken summiert.

...oder Sport

Unter den 300 Reichsten tummeln sich auch Grössen des Sports - allen voran Tennis-Star Roger Federer mit Wohnsitz in Valbella GR. Dank fetten Werbeverträgen kommt er auf ein geschätztes Jahreseinkommen von 68 Millionen Dollar und verdient damit deutlich mehr als seine Gegenspieler Novak Djokovic (29) oder Rafael Nadal (30). Mit seinem jüngsten Australien-Open-Sieg dürften nun ein paar Millionen noch hinzu kommen. Seinen Markennamen RF bewertet das US-Magazin «Forbes» mit 37 Millionen. Damit ist er der wertvollste Sportler der Welt. Sein Vermögen beläuft sich auf 400 bis 450 Millionen Franken.

(ccr)

Alle Portraits der 300 Reichsten finden Sie hier.

Sehen Sie im Video, wer die drei reichsten Frauen der Schweiz sind: