Alle glücklichen Steuerexperten sind einander ähnlich» – frei nach Tolstoi gilt das auch für die erfolgreichen kleineren und mittelgrossen Experten und Treuhänder in diesem Bereich. Die besten entstanden auf ähnliche Art und Weise – und mit ähnlichen Motiven. «Ich hatte mich 1997 als Einzelfirma selbstständig gemacht», beschreibt beispielsweise Stefan Gyseler, Inhaber der gleichnamigen Firma mit Sitz in Baar ZG, den Start. Gyseler war von einem grossen Unternehmen gekommen und suchte eine Alternative. «Ich mochte nicht mehr mit Vorgesetzten zusammenarbeiten, die weit weg von den Kunden sind und die dann Entscheidungen fällen, hinter denen man nicht steht.»

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Boutique und Netzwerk

Gleich klingt es bei OPES. «Die Gründer hatten sich 1975 in Luzern angesiedelt und ihre Firma als Partnerschaft organisiert», beschreibt Roland Luetolf, Partner bei OPES mit Sitz in Luzern und Emmenbrücke, die Entstehung. Hier kamen die Gründer ebenfalls von grossen Beratungsfirmen, auch hier wollte man eigene Vorstellungen von Beratung, Kundennähe und langjähriger Arbeit umsetzen. Und auch bei Tax Partner aus Zürich waren es acht Partner, die von einer der Big-4-Gesellschaften gekommen waren und die sich 1997 in Zürich zusammengetan hatten, erzählt Stephan Pfenninger. «Die Gründer vereinte die Absicht, nicht mehr einfach Mandate zu administrieren, sondern in einem kleineren Set-up direkt als Partner an der Steuerberatungsfront zu arbeiten.»

Die Kombination von Spezialisierung und Generalisierung verbindet die besten der kleineren Steuerexperten. «Wir kümmern uns um Steuerthemen, und nur um diese», sagt Pfenninger. Dennoch ist man ein gemischtes Team. «Bei uns arbeiten auch Juristen und Ökonomen, erst diese Kombination macht eine umfassende Steuerberatung möglich.» Hinzu kommt das globale Taxand-Netzwerk, das man 2005 mitgegründet hatte. Damit ist es möglich, die grossen Kunden international mit der Kombination von Boutiquen-Ansatz und Netzwerk zu betreuen.

Auch OPES arbeitet spezialisiert: «Wir sehen uns als KMU-Berater, mit dem geografischen Raum in der Zentralschweiz und dem Fokus auf Familien und Unternehmen.» Teilweise halten diese Kundenbeziehungen seit Generationen. Hier liege denn auch das Rezept, um im Wettbewerb bestehen zu können, sagt Luetolf. Für diese langfristig angelegte Kundenbindung braucht es Menschen mit zwei Qualitäten: einerseits begeisterte und ausgeglichene Personen, andererseits ausgesprochene Beziehungsmenschen. «Dann kommen Kreisläufe in Gang: Anspruchsvolle Arbeitsinhalte kombinieren sich mit Leidenschaft und spannenden Kunden», sagt Roland Luetolf.

Bei Gyseler, dem Besten der Allerkleinsten, sieht es noch einmal anders aus: Der Quereinsteiger hat an einigen Arbeitsstellen Erfahrungen von der Pike auf gesammelt. Für Gyseler ist es ein grosser Vorteil, wenn man von der Basis der einfachen Buchungssätze ausgeht. «Man sieht damit Entwicklungen, die man ansonsten übersehen könnte», beschreibt er das Vorgehen. «So erkennt man an den Zahlen aus der Buchhaltung früh, ob eine Firma in Schwierigkeiten geraten könnte. Man erkennt aber auch früh, ob es gerade praktisch «zu gut» läuft und eine Firma in den späteren Jahren einem grossen Steueraufwand gegenüberstehen könnte.» Solche Erkenntnisse teilt Stefan Gyseler mit den Kunden – und kommt dadurch in eine andere Position. «Wir sind dann praktisch so etwas wie externe Finanzchefs oder externe Controller.»

Spezialisten & Generalisten

Die Kombination von Spezialisierung und Generalisierung ist typisch für diese Berufe – und macht einen Teil ihrer Attraktivität aus. «Die Treuhand-, Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsberufe sind sehr breit gefasst, sie spielen in der Wirtschaft eine überaus wichtige Rolle, und die Spanne der möglichen Tätigkeiten reicht von Sachbearbeiteraufgaben bis zur High-End-Wirtschaftsprüfung. Es gibt eine sehr breite Palette und eine grosse Ausdifferenzierung», beobachtet Peter Hongler. Er forscht zu internationalem Steuerrecht und zu Grundfragen des nationalen Steuerrechts und leitet den Bachelor-Lehrgang Law and Economics an der Universität St. Gallen.

Zur Ausdifferenzierung tragen auch die besten grossen Firmen bei. Sie wissen, was bei ihren Kunden ankommt – und stellen sich entsprechend ein. «Ein Fokus auf die individuellen Kundenbedürfnisse und eine neue Definition des Begriffs ‹Nähe› sind aus unserer Sicht ausschlaggebend», sagt etwa Marcel Rohrer, bei BDO Schweiz Mitglied der Geschäftsleitung. Er verweist auf die 35 Niederlassungen und damit das dichteste Filialnetz der Schweiz.

Die Methodik

So haben BILANZ und Statista die besten Treuhänder und Steuerexperten der Schweiz ermittelt.

Das Marktforschungsinstitut Statista hat zum vierten Mal mehrere tausend Branchenangehörige sowie Kunden und Kundinnen im Bereich Steuerberatungs- und Treuhanddienstleistungen zu ihrer Branchenkenntnis und ihren Erfahrungen mit Anbietern befragt. Basierend auf den Ergebnissen dieser Umfrage werden die «Top-Steuerexperten und -Treuhänder in der Schweiz 2024» ausgezeichnet.

Befragung und Stichprobe

Die Listen basieren auf Empfehlungen von jeweils männlichen und weiblichen:

  • Steuerberatern, Treuhändern, Wirtschaftsprüfern, Anwälten für Steuerrecht («Peer-to-Peer-Befragung»);

  • Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in Finanzabteilungen von Schweizer Unternehmen sowie Führungspersonen dieser Unternehmen («Kunden-Befragung»).

Die Empfehlungen dieser beiden Gruppen für Steuerberatungs- und Treuhandunternehmen, sowie Anwaltskanzleien für Steuerrecht wurden durch eine Onlinebefragung erhoben, die zwischen dem 3. April und dem 9. Juni 2023 durchgeführt wurde. Zur Befragung wurden qualifizierte Personen eingeladen, welche zuvor über Recherchen auf Unternehmenswebseiten, in öffentlichen Kontaktdatenbanken und in Job-Netzwerken (wie zum Beispiel Xing und LinkedIn) identifiziert worden waren.

Weiter hatten Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit ihren geschäftlichen Kontaktdaten vorab für die Umfrage zu registrieren. Insgesamt wurden knapp 11 000 Personen per E-Mail mit einem personalisierten, einmalig verwendbaren Link zur Umfrage eingeladen. Zudem konnten Branchenangehörige und Kunden, die keine Einladung erhalten hatten, während des Befragungszeitraums über einen offenen Link an der Umfrage teilnehmen. In diesen Fällen war die Angabe der geschäftlichen E-Mail-Adresse erforderlich. Die Wege zur Teilnahme wurden auch auf den Internetseiten von BILANZ und «PME» veröffentlicht.

Innerhalb der Umfrage konnten Teilnehmer Unternehmen im Bereich Steuerberatungs- und Treuhanddienstleistungen empfehlen. Eigenempfehlungen und Empfehlungen innerhalb der eigenen Firmenstruktur fanden keine Berücksichtigung.

Top-Listen

Die Top-Listen der «Top-Steuerexperten und -Treuhänder in der Schweiz 2024» wurden auf Basis der Anzahl abgegebener Empfehlungen der Teilnehmenden identifiziert. In zwei Gesamtlisten werden ausgezeichnete Unternehmen als «Top-Steuerexperten und -Treuhänder» oder «Top-Stand: 04.08.2023 Steuerexperten in Rechtsanwaltskanzleien» ausgewiesen. Um in einer der zwei Listen aufgenommen zu werden, musste die Anzahl der Empfehlungen eines Unternehmens über dem Durchschnitt aller empfohlenen Firmen liegen. Darüber hinaus werden die Top-20-Steuerexperten und -Treuhänder sehr grosser, grosser, mittlerer, kleiner und Mikrounternehmen in ausgewählten Fokusthemen ausgezeichnet. Innerhalb der jeweiligen Top-Listen wurden die Unternehmen nach Häufigkeit der Empfehlungen sortiert.

In den beiden Gesamtlisten werden die Unternehmen jeweils in sechs bzw. fünf Grössenklassen sortiert präsentiert. Die Einteilung in die Grössenklassen basiert auf der Anzahl der Mitarbeitenden in der Schweiz. Diese entspricht den Eigenangaben ausgezeichneter Unternehmen (freiwillige Angabe in einer separaten Nachbefragung, Angaben der Unternehmen auf ihrer Internetpräsenz) oder Zahlen aus öffentlich verfügbaren Quellen (etwa Pressemeldungen, öffentliche Verzeichnisse oder Ähnliches).

Steuerberatungs- und Treuhandgesellschaften (ohne eingetragene/zugelassene Rechtsanwälte) wurden in folgende sechs Grössenklassen unterteilt: Big4-Gesellschaften (Deloitte, EY, KPMG und PricewaterhouseCoopers), Steuerberatungsfirmen mit über 250 Mitarbeitenden, mit 150 bis 249, mit 50 bis 149, mit 10 bis 49 und mit bis zu 9 Mitarbeitenden. Rechtsanwaltskanzleien mit Steuerexperten (mit eingetragenen/zugelassenen Rechtsanwälten) wurden in die folgenden fünf Grössenklassen unterteilt: Kanzleien mit über 250 Mitarbeitenden, mit 150 bis 249, mit 50 bis 149, mit 10 bis 49 und mit bis zu 9 Mitarbeitenden.

Die Top-Listen der Steuerexperten und Treuhänder in der Schweiz wurden in einem aufwendigen Verfahren erstellt – eine Qualitätsbeurteilung mit Objektivitäts- sowie Vollständigkeitsanspruch ist damit nicht verbunden.

Und auch bei PwC, dem diesjährigen Sieger in der Kategorie der «Big 4», setzt man auf Breite: «Die umfassende Beratung in allen finanziellen Angelegenheiten inklusive Steuern und Vorsorge – sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene – sind ebenso wichtig, um Kunden ganzheitlich zu betreuen», sagt Dieter Wirth, Leiter Tax, Legal & HR Consulting bei PwC Schweiz. «Darüber hinaus müssen wir mit den neuesten Technologien Schritt halten, da Kunden zunehmend schnellere, qualitativ hochwertigere und kosteneffiziente Dienstleistungen erwarten – und zwar in einer vollständig digitalen Form.»

Neue Technologien benötigt man, um die Komplexität der Materie zu reduzieren und die Kosten zu senken. «Die Wirtschaftsprüfung und die Steuerberatung eignen sich sehr gut für eine Auswertung durch künstliche Intelligenz», sagt Peter Hongler von der HSG. «Es geht sehr viel um Zahlen und Zusammenhänge.» Ausserdem: «Druck kommt von den Kunden, sie erwarten von uns sehr hohe Qualität und gleichzeitig Kosteneffizienz», sagt Stephan Pfenninger von Tax Partner.

Digitale Chancen

Mit spezieller Taxtech-Software für die Handhabung von Steuerthemen lasse sich dies in verschiedenen Bereichen auffangen. «Und deshalb benötigen wir neben unseren hoch qualifizierten Steuerspezialisten zunehmend Personen, die im Umgang mit solchen Tools versiert sind», so Pfenninger. Skeptischer ist er bezüglich künstlicher Intelligenz. «Man kann dabei nicht die Ergebnisse eins zu eins übernehmen, man muss alles nochmals überprüfen, was den Spezialisten die Arbeit nicht wesentlich erleichtert.» KI könne nie massgeschneiderte Steuerberatung ersetzen.

Skeptisch ist auch Stefan Gyseler. «Wenn man sieht, dass man mit künstlicher Intelligenz einen einfachen Businessplan machen kann, der zwar noch nicht perfekt ist, aber ordentlich aussieht, ist das schon beeindruckend.» Spürbar ist auch die Konkurrenz der KMU-Finanzbuchhaltungssoftwarefirmen, die immer mehr Funktionen integrieren. «Aber diese Software hilft bei vielen Steuerthemen nicht weiter», so Gyseler.

Das Siegel «Top Steuerexperte & Treuhänder 2024»

Ihr Unternehmen wurde ausgezeichnet, Sie haben aber noch kein Siegel erworben? Dann gelangen Sie hier zu weiteren Informationen.

Positive Veränderungen erwartet dagegen Roland Luetolf von OPES durch die KI. «Die persönliche zwischenmenschliche Seite wird das nicht ersetzen, aber mit KI lässt sich beispielsweise die höhere Regulierungsdichte besser bewältigen.» Die KI bereitet die Themen vor, die Expertinnen und Experten überprüfen und finalisieren das Resultat. Damit lässt sich auch die Kosteneffizienz verbessern. «Wir erwarten, dass alle Personen in unserem Unternehmen mit KI in Kontakt kommen», so Luetolf. «Das wird unsere Arbeit deutlich verändern – aber diese Erkenntnis ist in unserer Branche noch nicht überall durchgedrungen.»

Bei den grossen Playern schon. «Technologien, die auf künstlicher Intelligenz basieren, tragen zweifellos dazu bei, einfache, standardisierte Aufgaben und Prozesse zu automatisieren», sagt Marcel Rohrer von BDO. «Dies kann nicht nur mehr Sicherheit beziehungsweise eine Minimierung von Fehlerquellen bedeuten, sondern dem Treuhänder auch mehr Zeit für seine Kundin verschaffen – es bleibt mehr Zeit für kreative, kommunikative Aufgaben.»

Berater statt Buchhalter

Künstliche Intelligenz berge das Potenzial, die Branche zu transformieren, heisst es auch bei PwC. «Dies liegt daran, dass zahlreiche Aufgaben, die heute noch manuell durchgeführt werden, in Zukunft automatisiert ablaufen werden», so Dieter Wirth. «Der Fokus wird sich von reinen Buchhalter-Tätigkeiten hin zu einer umfassenderen Beraterrolle verschieben.»

«Dieser Wandel ist gleichzeitig eine Herausforderung und eine Chance», ergänzt auch Daniela Schneeberger, Präsidentin von Treuhand Suisse. «Ein grosser Teil der Buchungstätigkeit kann zum Beispiel bereits heute automatisiert und von einer Software erledigt werden, der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird diese Entwicklung noch fördern – das hilft, dem Fachkräftemangel zu begegnen.»

Denn: «Eine der grossen Herausforderungen ist die Rekrutierung des Nachwuchses», konstatiert Hongler nüchtern. «Es gibt einige teilweise bereits umgesetzte Vorschläge, wie man diese Berufe attraktiver machen könnte.» Man könnte mit unterschiedlichen Abschlüssen arbeiten, wobei man bereits nach einem, zwei Jahren einen ersten Abschluss respektive ein erstes Zertifikat hat. Und man setzt auf neue Inhalte. «Was wir von der Universität her fördern, ist Entrepreneurship», so Hongler. «Das kommt sehr gut an, und dafür gibt es auch gute Vorbilder mit unterschiedlichen Kombinationen für den Berufsalltag.»

Vorbilder wie beispielsweise die diesjährigen besten Steuerberater und Treuhänder, die als Unternehmer glücklich geworden sind.

BILANZ-Partner Statista
 

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