Briefe komplett digital versenden und zustellen: Davon ist seit Jahren die Rede. Ins Fliegen gekommen ist der Brief 2.0 nie wirklich, auch wenn die hiesige Post ihren Geschäftskunden seit einigen Monaten mit dem digitalen Briefkasten ePost die Wahl lässt, wie die Briefe zugestellt werden sollen: digital oder physisch. Geht es nach dem Bundesrat, so sollen ab 2026 auch Private diese Möglichkeit haben.

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Sandro Kunz beobachtet das Treiben von der Seitenlinie. Er sieht die Zukunft viel eher im Brief 1.5. «Über unsere Plattform geben Firmen oder Private ihre Briefe digital auf. Drucken und versenden entfällt. Das übernehmen wir mit unseren Druckpartnern und Logistikern vor Ort», sagt der Mitgründer und Geschäftsführer von Pingen. Der Name ist Programm: Ein Ping wird in der IT verwendet, um eine Verbindung zu prüfen.

40 Prozent

wächst Pingen jedes Jahr, sowohl im Volumen als auch im Umsatz.

2012 ist Kunz zusammen mit seinem Geschäftspartner Graem Lourens auf der grünen Wiese gestartet, vor fünf Jahren haben die beiden die Software komplett neu aufgesetzt. Seither brummt das Geschäft. «Wir wachsen jährlich sowohl im Volumen als auch im Umsatz um gut 40 Prozent und verarbeiten pro Monat rund 800'000 Briefe», so Kunz. Und das ohne Fremdfinanzierung oder sonstige Investoren.

Pingen will sich ganz bewusst nicht mit den jeweiligen Postunternehmen messen. Kunz: «Unsere Zielkunden sind KMUs und Softwareanbieter. Dort gibt es eine Lücke für unser Angebot.»

Nun geht es auf die Insel. «Die Expansion nach Grossbritannien war der nächste logische Schritt in unserer Expansion», so Kunz. Neben der Schweiz ist Pingen bereits in Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich und den Niederlanden tätig. Das Zürcher Unternehmen profitiert auch davon, dass es fast keine länderübergreifenden Anbieter gibt. Pingen ist First Mover.

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Das Wachstum stemmen die beiden mit ihren rund 15  Mitarbeitenden aus eigenen Mitteln beziehungsweise aus dem laufenden Betrieb. Zwar ist die Briefpost kein Wachstumsmarkt, «mit unseren tiefen Infrastruktur- und Fixkosten leben wir aber sehr gut und sind angesichts unserer Grösse sehr flexibel», erklärt Kunz.

Noch macht der Binnenmarkt in den Ländern mit gut 95  Prozent den Löwenanteil aus. Doch das grenzüberschreitende Geschäft soll wachsen. Kunz: «Unsere Vision ist es, dass wir Nachrichten per Post, über E-Billing-Dienste, WhatsApp und andere digitale Kanäle versenden können – digital oder physisch und über Ländergrenzen hinweg.»