Es ist der Aufreger im Regulierungsstreit zwischen UBS und Finanzdepartement: Sollen die Auslandstöchter mit hundert Prozent Eigenkapital unterlegt werden, wie es Finanzministerin Karin Keller-Sutter in ihrem Bericht vom 10. April fordert? Die Grossbank unter Sergio Ermotti wehrt sich gegen die Erhöhung, die bis zu 25 Milliarden Franken zusätzliches Eigenkapital bedingen würde. Sie befürchtet eine Benachteiligung im internationalen Wettbewerb.

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Ein Blick ins Ausland zeigt in der Tat: Würde die Schweiz diese Regelung einführen, hätte sie die härteste Regulierung weltweit. «Andere Länder gehen viel laxer mit der Stammhausproblematik um», betont Andreas Ita von der Bankenberatung Orbit36. Die systemrelevanten Banken haben sich dem Basel-III-Regelwerk verschrieben, das für die Kapitalausstattung auf Gruppenebene einheitliche Regeln vorschreibt. Für die Tochtergesellschaften, inklusive der Auslandsableger, überlässt es der Basler Ausschuss den nationalen Regulatoren, weitere Regeln zu erlassen. Die USA verzichten für die Auslandstöchter ihrer globalen Banken wie J.P. Morgan, Bank of America oder Goldman Sachs auf jegliche Vorschriften. In der Eurozone gewährt die EZB ihren grossen Playern von BNP bis Santander so weitreichende Sonderregeln, dass die Vorschriften de facto wirkungslos sind. Und in Grossbritannien können die Banken von Barclays bis HSBC die Kapitalunterlegung ihrer Auslandstöchter mit dem Wert des Stammhauses verrechnen.

Allerdings: Dass Überschusskapital nicht schlecht sein muss, demonstriert gerade der globale Banken-Leitwolf Jamie Dimon von J.P. Morgan. «Das sitzt dort, bis wir es zu guten Erträgen verwenden können», sagte er kürzlich über das Kapitalpolster von üppigen 54 Milliarden Dollar. Die Eigenkapitalquote seiner Bank ist heute mit 15 Prozent schon höher als bei der UBS. Gleichzeitig wehrt sich aber auch J.P. Morgan gegen verschärfte Vorschriften: Die Grossbank lobbyiert massiv bei den Schlussverhandlungen zu Basel III gegen Kapitalerhöhungen. Kommen sie nicht, würde das Überschusskapital von J.P.-Morgan sogar bei 90 Milliarden Dollar liegen. Merke: Viel Kapital ist schon gut – aber nur, wenn wir es freiwillig aufbauen.

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Dirk Schütz
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