Herr Klee, die US-Aufsichtsbehörde SEC geht immer härter gegen Kryptohandelsplattformen vor. Was geht da vor?

Die SEC ist aggressiv unterwegs. Alles, was nicht Bitcoin oder Ethereum ist, droht als Wertpapier klassifiziert zu werden. Wenn das so wäre, hätte dies massive Auswirkungen auf Handelsplattformen wie etwa Binance oder Coinbase. Die wenigsten Plattformen haben eine Wertpapierhandelslizenz. Die ganze Industrie müsste sich neu aufstellen.

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Wie bitte? Haben sich führende Vertreter der Kryptoindustrie nicht immer wieder eine Branchenregulierung gewünscht?

Ja, aber auf eine andere Art. Die SEC macht den zweiten Schritt vor dem ersten. Sie müsste zuerst sinnvolle gesetzliche Leitlinien schaffen und dann die Unternehmen an deren Einhaltung messen.

Die Kryptoindustrie wird häufig totgesagt. Ist es dieses Mal ernst?

Nein. Es lösen sich auch täglich negative und positive Nachrichten ab. So hat Blackrock trotz der Klage der SEC gemeinsam mit Coinbase den ersten Spot-Bitcoin-ETF beantragt. Blackrock lässt sich von der SEC offenbar nicht beeindrucken. Die Regulierung in den USA kommt – wie sie genau aussieht, werden wir sehen. Durch diese Phase der Unsicherheit müssen wir durch.

Für Unsicherheit sorgte Ihr Verlust.

2022 korrigierten Kryptowährungen zwischen 60 und 80 Prozent. Dass das an einem Kryptounternehmen nicht spurlos vorbeigeht, ist klar. Besonders belastete uns die geringe Handelsaktivität. Um die Abhängigkeit vom Handel zu reduzieren, richten wir uns stärker auf wiederkehrende Erträge aus. Wir entwickeln uns vom reinen Handelshaus zu einem Kryptovermögensverwalter.

Warum haben Sie den einstigen deutschen Wirtschaftsminister Philipp Rösler in den VR geholt?

Wir sind sehr schweizerisch aufgestellt und wollen ins Ausland expandieren. Herr Rösler kann mit seinem internationalen Netzwerk sicher einen grossen Beitrag leisten. Besonders interessant sind die Emirate, UK und Luxemburg.

Wie geht es mit Kryptowährungen weiter?

Der Blackrock-ETF wäre ein wichtiger Wendepunkt. Wenn die Tore aufgehen, fliessen grosse Summen in den Markt. Zusammen mit dem Halving und leicht fallenden Zinsen dürfte im zweiten Halbjahr und besonders 2024 starker Rückenwind aufziehen. 

Erich Gerbl
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