Es war wohl das beste Investment, das Lindt-&-Sprüngli-Präsident Ernst Tanner (74) je gemacht hat: 2015 erwarb er zehn Prozent der Signa Holding des österreichischen Immobilienentwicklers René Benko (43). Der Anteil soll ihn 90 bis 100 Millionen Franken gekostet haben. Binnen zwei Jahren vervierfachte sich der Wert.

Inzwischen, so wissen gut informierte Quellen, ist Tanners Anteil auf rund sieben Prozent zurückgegangen. Aber nicht, weil er Gewinne realisiert hätte. Grund sind vielmehr zwei massive Kapitalerhöhungen dieses und letztes Jahr, bei denen Tanner nicht in vollem Umfang mitzog. Insgesamt sind der Signa Holding durch die beiden Finanzierungsrunden rund 1,2 Milliarden Euro an Mitteln zugeflossen.

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Um seinen Anteil nicht zu verwässern, hätte Tanner rund 140 Millionen Franken aufwerfen müssen. Laut gut informierten Quellen schoss er aber lediglich einen höheren zweistelligen Millionenbetrag ein. Benko und Tanner wollen sich dazu nicht äussern. «Ernst Tanner ist ein sehr glücklicher Aktionär von Signa und wird es auch langfristig bleiben», sagt Dieter Berninghaus lediglich, Chairman von Signa und Chef der Handelssparte Signa Retail.

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Derek Tanner leitet die Messerfabrik

Tanner steckt sein Geld lieber in die französische Messerschmiede Forge de Laguiole, die er 2017 gekauft hat und die sein Sohn Derek Tanner (39) leitet. Dort werden derzeit für viel Geld die Produktionsstrassen erneuert. «Unser Ziel ist es, mit Forge de Laguiole eine weltweit führende Marke im Bereich von Messern und Art de Table aufzubauen», bestätigt Ernst Tanner. «Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir in allen Bereichen unserer Geschäftstätigkeit investieren.» Derek Tanner ist in die Signa Development investiert, die Immobilienentwicklungs-Sparte von Benko.

Ernst Tanner, VRP & CEO, Lindt & Sprüngli; Renate Tanner; Derek Tanner

Derek Tanner (rechts) – hier mit Ernst Tanner und Ehefrau Renate – leitet die Messerfabrik Forge de Laguiole.

Quelle:

​Inzwischen hat die Signa Holding weiter an Wert zugelegt, gut informierte Quellen sprechen von einer Bewertung von fast sieben Milliarden Euro. Die Corona-Krise hat dabei sogar geholfen: Zum einen legte die Onlineplattform Sports United ein massives Wachstum hin. Sie ist in den Bereichen Biking und Outdoor sehr gut positioniert, in beiden ist die Nachfrage seit Ausbruch der Pandemie explodiert. Zum anderen konnte Benko die deutschen Kaufhausketten Karstadt Kaufhof Galeria in ein sogenanntes Schutzschirmverfahren lenken.

Lockdown bringt Verluste

In dieser Planinsolvenz konnten 2 Milliarden Euro Schulden gekappt, 800 Millionen neues Eigenkapital aufgenommen und alle Verträge neu ausgehandelt werden. Für den zweiten Lockdown rechnet Berninghaus nun mit 25 bis 30 Prozent Umsatzverlust: «Ohne den wäre es das beste Jahr jemals gewesen, so ist es immer noch ein gutes Jahr», sagt er.

Hauptgrund für die Neubewertung der Holding sind aber der Fortschritt diverser Projekte in der Signa Development, etwa des Elbtowers in Hamburg, sowie eine Aufwertung der Bestandesimmobilien in der Signa Prime Selection um 933 Millionen Euro. Die Sparte schüttet deshalb 201 Millionen Euro Dividende aus.

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