Üblicherweise lassen sich Geldverwalter ungern auf die Finger schauen. Der Plattform Performance Watcher aber geben 50 Schweizer Vermögensverwalter Einsicht in 18'000 reale, diskretionär verwaltete Portfolios. Die anonyme Einordnung der Eigenleistung im Konkurrenzvergleich ist das Ziel. 

Die Plattform hat BILANZ nun einen Einblick gewährt. Der Erfolgsausweis der Geldmanager fällt ernüchternd aus: Portfolios in der Risikoklasse High Risk CHF etwa brachten ihren Eignern auf Zwei-Jahres-Sicht (per 19. März) im Schnitt ein Minus von 3,5 Prozent. Die Verluste im Markt (Private Banking Index, basierend auf dem MSCI) fallen mit 0,63 Prozent weit weniger deutlich aus. 2023 lieferten die Banken in dieser Risikoklasse im Schnitt eine Rendite von 3,8 Prozent – angesichts der Erholung an den Märkten nicht gerade berauschend. Am Risikoeinsatz liegt die Underperformance nicht. Der Index für die Risikoklasse weist bei nur kaum höheren Risiken ein Plus von 6,9 Prozent auf. 

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Auch in den anderen Risikoklassen liegen die Depots hinter dem Markt zurück. «Eine Erklärung für die schlechtere Performance sind die Kosten», sagt Marc Lussy von Performance Watcher. Dabei sind Gebühren einkalkuliert: 0,75 Prozent im Low-Risk-Segment, 1 Prozent im mittleren und 1,25 Prozent im Hochrisikobereich. «Das ist offenbar nicht die ganze Story. Die realen Kosten liegen wegen Kommissionen und untransparenter Kosten wohl deutlich darüber. Irgendwer muss für Compliance und Technologie zahlen», sagt Lussy. Mehr als die Performance sollen Kunden laut Lussy das Risikoprofil ihrer Portfolios im Auge behalten. Denn um im Konkurrenzvergleich besser auszusehen, gehen Banken mitunter höhere Risiken ein. Beispiele gibt es selbst bei weitverbreiteten Strategiefonds. «Die Kunden einer renommierten Bank hatten statt eines Low-Risk- plötzlich einen Mid-Risk-Fonds im Portfolio, ohne dass sie das wohl merkten.»

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Erich Gerbl
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