Am 3. Juni 2025 stellt Miles & More, das grösste Vielfliegerprogramm Europas, sein Prämienflugsystem grundlegend um. Die wichtigste Neuerung: Für Flüge mit Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines und Lufthansa City Airlines gelten dann keine fixen Meilenwerte mehr, sondern ein dynamisches Preismodell. Für die Millionen Meilensammler im deutschsprachigen Raum ist das ein echter Paradigmenwechsel – mit weitreichenden Folgen.

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Dynamisches Pricing: Verfügbarkeit statt Planbarkeit

Bisher kostete ein Business-Class-Prämienflug von Frankfurt nach San Francisco immer 112’000 Meilen – plus Steuern und Gebühren. Dabei ist ein Meilenticket aktuell jederzeit für 50 Euro pro Ticket stornier- bzw. umbuchbar. Sitzplatzreservierung und Gepäck sind inkludiert. Das ist es, was Prämienflugtickets so attraktiv macht. 

Das neue System orientiert sich hingegen an dem regulären Preis der Flugtickets: Wer zur Ferienzeit oder auf beliebten Routen fliegt, muss künftig mit deutlich höheren Meilenwerten rechnen, da die regulären Preise höher sind. Günstigere Einlösungen sind ebenfalls möglich, dann jedoch zu weniger nachgefragten Zeiten und meist mit starken Einschränkungen beim Tarif – etwa ohne Gepäck, ohne Sitzplatzreservierung oder Umbuchungsmöglichkeit.
Bisher noch keine belastbaren Daten

Alexander Koenig ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit mehr als 15 Jahren hilft er seinen Kunden Business Class und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. In seiner Kolumne «Meilenkoenig» teilt er seine Expertise regelmässig auf www.bilanz.ch mit den Lesern.

Alexander König
Quelle: ZVG

Wie teuer ein Prämienflug tatsächlich wird, ist somit noch kaum absehbar. Miles & More hat bisher lediglich rund zehn Beispiel-Meilenpreise veröffentlicht und verspricht, keine «Mondpreise» wie etwa bei Air France zu verlangen. Doch ohne eine transparente Preistabelle bleibt viel Raum für Spekulation. Eine Verdoppelung der Meilenpreise in der Hochsaison für flexible Tarife ist derzeit zwar nicht belegt – aber auch nicht ausgeschlossen.

Zwei Beispiele für das neue Pricing

Anhand zweier konkreter Beispiele soll gezeigt werden, wie sich die Neuerungen auswirken könnten.

Beispiel 1: Business Class nach San Francisco

Im bisherigen System wurden wahlweise 112’000 Meilen und 997 Euro im Flex-Tarif oder 156’000 Meilen und 197 Euro im Flex-Plus-Tarif fällig:

Im neuen System kostet ein Business-Class-Ticket an einem Beispiel-Datum schon im Basic-Tarif 132’408 Meilen und 997 Euro, zudem sind die Bedingungen deutlich restriktiver. Die Möglichkeit der Flex-Plus-Buchung fällt weg:

Beispiel 2: Economy Class nach New York

Im bisherigen System wurden wahlweise 60’000 Meilen und 487 Euro im Flex-Tarif oder 76’000 Meilen und 197 Euro im Flex-Plus-Tarif fällig:

Im neuen System kostet das Flex-Ticket 89’995 Meilen und 487 Euro, der Flex-Plus-Tarif fällt weg:

Allerdings hat man nun auch die Möglichkeit, für deutlich weniger Meilen den Light-Tarif mit sehr restriktiven Bedingungen zu buchen:

Und das ist es auch, was das neue Programm interessant machen könnte. Bisher haben sich Meileneinlösungen für Economy-Class-Tickets fast nie gelohnt. Doch im neuen System gibt es einige wirklich sehr attraktive Economy-Class-Preise. Auch werden Strecken in Europa generell günstiger. Und es sollte viel bessere Verfügbarkeiten geben, da der Meilenpreis mit der Nachfrage nach oben geht und die Airlines daher häufiger Meilentickets anbieten können. 

Wie verändern sich die Meilenwerte bei allen anderen Airlines?

Alle anderen Miles-&-More-Airlines und Star-Alliance-Partner werden weiterhin nach festen Meilenwerten auf Basis der Prämienflugtabelle von Miles & More bepreist. Auch diese wird sich allerdings zum 3. Juni verändern. 

Auffällig ist dabei, dass Economy-Class-Tickets in den meisten Fällen etwas günstiger werden. Premium-Economy-Class-Tickets bleiben grösstenteils gleich teuer oder verzeichnen minimale Steigerungen. In der Business Class muss man mit deutlich höheren Meilenwerten rechnen, gerade in Richtung Südostasien (+41%) sowie Australien/Ozeanien (+35%). Auch die First Class wird auf vielen Strecken fast 20% teurer. In der Praxis dürfte das allerdings kaum Auswirkungen haben. Denn fast alle First-Class-Prämientickets von Miles & More werden für Lufthansa- und Swiss-Flüge ausgestellt, wofür die Prämientabelle mit fixen Meilenwerten künftig ohnehin nicht mehr gilt.

Abschied von Flex Plus und Meilenschnäppchen

Besonders schmerzhaft ist die Abschaffung zweier populärer Einlösemöglichkeiten:

  • Der Flex-Plus-Tarif, mit dem man bislang Steuern und Gebühren durch zusätzliche Meilen ersetzen konnte – insbesondere bei Nordamerika-Flügen ein exzellenter Deal – entfällt ersatzlos.
  • Die Meilenschnäppchen, bei denen Business-Class-Flüge zu teils halben Meilenwerten angeboten wurden, werden für Lufthansa, Swiss und Austrian komplett eingestellt. Für andere Airlines soll es Alternativen geben – allerdings ist offen, wie attraktiv diese künftig noch sind.
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Globaler Trend – wenig Freude für Kunden

Miles & More folgt mit den geplanten Änderungen einem internationalen Trend: In den USA und bei Air France / KLM gibt es dynamisches Pricing schon seit Jahren. Das Resultat: weniger Transparenz, deutlich höhere Meilenwerte und eingeschränkte Flexibilität. Bei Programmen wie Aeroplan, Flying Blue oder Delta SkyMiles sind 300’000 bis 500’000 Meilen für ein One-Way-Ticket in der Business Class längst keine Ausnahme mehr.

Immerhin: Die bislang veröffentlichten Werte bei Miles & More deuten auf eine moderatere Entwicklung hin. Doch ohne klare Obergrenzen bleibt die Unsicherheit – und mit ihr das Risiko.

Fazit: Jetzt aktiv werden – oder abwarten?

Wer viele Meilen oder Payback-Punkte auf dem Konto hat, sollte sie spätestens bis 1. Juni 2025 einlösen – idealerweise für Business-Class- oder First-Class-Flüge mit der Lufthansa Group. Prämientickets lassen sich 360 Tage im Voraus buchen, also derzeit bis Mai 2026.

Ab dem 3. Juni wird vieles komplizierter: weniger Transparenz, schlechtere Konditionen, teils deutlich höhere Meilenpreise. Nur für Economy-Class- und Europa-Flüge sieht es besser aus. Zudem sollten sich die Verfügbarkeiten deutlich verbessern – ein chronischer Schwachpunkt im alten System. Doch ob sich das wirklich lohnt, hängt vom Preis ab.

Exklusiv für BILANZ-Leser(innen) gibt es ein Meilen-Insider-Bulletin der Vielfliegerberatung First Class & More, das Sie hier bestellen können. Dort wird das neue System im Detail erläutert inklusive der besten Einlösestrategien.