Mirielle Angela Wyss, Konstantinos Ntefeloudis, Nicole Trachsel von Maerki Baumann

Maerki Baumann & Co. gewinnt das Private-Banking-Rating

Erich Gerbl
Von Erich Gerbl
am 25.04.2024 - 08:02 Uhr, aktualisiert vor 7 Stunden
Quelle: BILANZ

Die Gesamtsieger: Maerki Baumann.

Quelle: Suse Heinz für BILANZ

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Zum 16. Mal hat BILANZ im Mystery Shopping das beste Angebot im Schweizer Private Banking gefunden.

Die ersten Bioläden machten in den 1970er Jahren auf. In den folgenden Jahrzehnten erlebte nachhaltige Landwirtschaft einen Boom. Inzwischen sind Bioprodukte aus den Supermarktregalen nicht mehr wegzudenken. Der Hauptdarsteller des diesjährigen BILANZ-Private-Banking-Ratings setzte früh auf biodynamische Produkte – und profitierte. Im Vorjahr verkaufte der Unternehmer sein Lebenswerk, und nun sitzt der 70-Jährige auf einem Berg von Geld. Der Deutsche mit Schweizer Pass hat seinen Wohnsitz in Graubünden. Die meiste Zeit verbringt er jedoch auf seiner Yacht im Mittelmeer, gerne in der Ägäis, wo er frühere Lieferanten besucht. Sorgen bereitet ihm die Inflation. Dass diese an seinem Geldberg knabbert, ist für den Firmengründer ein beunruhigendes Gefühl. Die Kaufkraft zu erhalten und den Ruhestand weiter in vollen Zügen zu geniessen, ist sein Ziel.

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Über seinen Treuhänder wandte sich der Unternehmer anonym an BILANZ, um da Unterstützung bei der Suche nach den besten Angeboten im Schweizer Private Banking zu erhalten. Der Jury des Private-Banking-Ratings gefiel der Fall.

Vergangenen Herbst startete der umfangreiche Test. Hinter einem Treuhänder versteckt, wurden im Namen des Kunden bei über 100 Schweizer Banken Anlagevorschläge eingeholt. Die Jury des Ratings unter Leitung von Finanzprofessor Thorsten Hens wählte die hochwertigsten Offerten aus. Das Institut für Vermögensaufbau (IVA) unterzog diese Vorschläge einer Detailanalyse. Auf Basis der Ergebnisse kürte die Jury drei Finalisten. Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB), Maerki Baumann und Valiant wurden ins Sorell Hotel Zürichberg eingeladen. Dort mussten die Berater ihre Vorschläge dem Kunden präsentieren. Dass BILANZ anwesend war, erfuhren sie erst dort. Die Zürcher Privatbank Maerki Baumann setzte sich als Gesamtsiegerin durch.

 

«Ein spontaner Käufer»

Die Jury lockte die Banken 2024 mit einem besonders schmackhaften Köder: Insgesamt hingen 40 Millionen Franken am Haken. Weil der Unternehmer die Leistungen der Banken im Realbetrieb vergleichen will, möchte er die 40 Millionen auf drei gleich grosse Mandate verteilen. Die Vermögenswerte hält er in einer Holding. Das Ziel für die nächsten zehn Jahre: eine Kapitalrendite deutlich über der hiesigen Inflation. Bevorzugt werden Direktanlagen in Aktien und Immobilien. Obwohl der Gründer bereits Immobilien im Wert von über 100 Millionen Franken besitzt, würde er das Betongoldportfolio um Opportunitäten ausbauen. Von den Banken erwartet er Vorschläge. Und sie sollen auch gleich das Fremdkapital zur Verfügung stellen. Da der Gründer beträchtliches Vermögen im Euroraum besitzt, will er die Fremdwährungsrisiken in den ausgeschriebenen Depots klein halten. Selber mit biodynamischen Produkten reich geworden, legt er auch in der Geldanlage Wert auf Nachhaltigkeit, insbesondere den Umweltschutz. Für unvorhergesehene Ausgaben sollen die Banken zwei Millionen liquid halten. «Er ist ein spontaner Käufer, es kann passieren, dass ihm eine Yacht oder ein Luxussportwagen gefällt», sagt Thorsten Hens.

Obwohl der Unternehmer in der Geldanlage wenig Erfahrung mitbringt, will er die Zügel nicht aus der Hand geben, und wünscht ein Beratungsmandat. Habe er Vertrauen gefasst, könne dieses später in ein Verwaltungsmandat übergehen.

Im Dezember trudelten die ersten Angebote ein. Im ersten Schritt sortierte die Jury die Nieten aus. Davon gab es einige. Obwohl der Kunde möglichst wenig Währungsrisiken eingehen will, packte ein Anbieter aus dem angrenzenden Ausland US-Firmenanleihen im Wert von 1,5 Millionen ins Depot. Eine Bank aus einem Gebirgskanton reichte ihren Vorschlag zwar pünktlich ein – doch der Rest war laut Jurymitglied Alex Hinder «eine Katastrophe»: ein Angebot für Peter Muster und die Peter Muster Holding. Der Kundenberater wurde nicht genannt, die Bank nicht vorgestellt und keine Kosten ausgewiesen.

 

Erschreckender Vorschlag

Eine renommierte Genfer Privatbank verschenkte einfach zu holende Punkte. «Das ESG-Bedürfnis wurde erfasst, wie die Umsetzung funktioniert, hat die Bank aber nicht gezeigt. Die Begründung für ein bankeigenes Produkt fehlte», kritisiert Jurymitglied Nadja Bleuler.

Einen Vorschlag einer US-Bank fand Jurymitglied Peter Wüthrich «erschreckend». Rückfragen wurden keine gestellt, die Bedürfnisse des Kunden nicht erkannt. Den Anlageprozess haben die Profis nicht beschrieben. «Herausragend» war die All-in-Fee von 1,03 Prozent – für ein Beratungsmandat dieser Grösse viel zu hoch.

Mit einem ungleich besseren Vorschlag schaffte es die BLKB ins Finale. «Die Basellandschaftliche Kantonalbank hat sich mit den langfristigen Zielsetzungen des Kunden auseinandergesetzt, das gefällt mir», sagt Jurymitglied Stephanie Feigt. Zur Präsentation vor dem potenziellen Kunden wurden hochrangige Mitarbeiter nach Zürich geschickt. Bei traumhaftem Frühlingswetter erschien im Sorell Hotel mit Michele Citino sogar ein Mitglied der Direktion. Begleitet wurde er von Portfoliomanager Jan von Burg und dem Leiter Private Banking Basel & Binningen, Ivan Krattiger.

Um die Vor- und Nachteile einer höheren Aktienquote darzulegen, hatten die Experten zwei Strategien mittels Backtest «durchgerechnet». Eine mit einer Aktienquote von 60 und eine mit 80 Prozent. Riskiert werden maximal 20 Prozent. In der Simulation erreichte die Strategie mit dem 80-prozentigen Aktienanteil die Zielrendite von vier bis fünf Prozent über der Inflation mit Leichtigkeit, die 60-Prozent-Aktien-Strategie gerade so eben. Dabei wies die 80-Prozent-Aktien-Strategie so eine bessere Sharpe Ratio aus, erzielte die höhere Rendite also mit verhältnismässig geringerem Risiko. Auch hätte sich die 80-Prozent-Strategie in grossen Krisen wie dem Covid-Crash weit schneller erholt. Die 80er-Strategie wurde dem Kunden dann auch nahegelegt. Weil dieser Währungsrisiken scheut, würde die BLKB 70 der 80 Prozent in Schweizer Einzeltitel investieren.

Jurymitglied Nadja Bleuler findet den bei allen Banken verbreiteten überdurchschnittlichen Home Bias weniger ideal. Zwar habe der Schweizer Aktienmarkt auf 20-Jahres-Sicht outperformt, in den letzten zehn Jahren hätte ein Anleger mit dem US-lastigen MSCI World Index jedoch 50 Prozent mehr verdient. Den Unterschied machen vor allem Technologieaktien, die wie auch Energietitel in der Schweiz kaum vertreten sind.

Eine Bank setzt auf Krypto

80 Prozent Aktien klingen nach viel, sind aber durchschnittlich. Im Schnitt wiesen die 19 vom IVA durchleuchteten Anlagevorschläge eine Aktienquote von 81 Prozent aus. Das ist der zweithöchste Wert in der 16-jährigen Testgeschichte. Die Spannbreite reicht von 45,8 Prozent (LGT) bis 100 Prozent (ZKB). Auf Obligationen und Alternative Anlagen verzichten 8 der 19 IVA-geprüften Banken. Im Durchschnitt beträgt der Obligationenanteil neun Prozent, die Liquidität fünf Prozent. Die restlichen fünf Prozent verteilen sich auf Immobilien, Edelmetalle und Alternatives.

Krypto gilt seit der Zulassung der Bitcoin-ETFs in den USA zwar als Anlageklasse, wurde aber nur von Maerki Baumann eingesetzt. Die Zürcher Privatbank ist im Kryptouniversum bereits fünf Jahre aktiv. Hans Syz ist Eigentümer der Bank, die mit 83 Mitarbeitern über neun Milliarden verwaltet. Beraterin und Direktionsmitglied Nicole Trachsel, ESG-Expertin Mirielle Wyss und Investment-Management-Chef Konstantinos Ntefeloudis wurden auf den Zürichberg entsandt.

Vor der Jury versuchte Ntefeloudis dem potenziellen Kunden die Vorteile einer Beimischung von Kryptoanlagen schmackhaft zu machen. Zwei Prozent Ethereum im Portfolio hätten in den drei Monaten seit der Einreichung im Dezember zu einer Überrendite von 4,4 Prozent geführt. Während der Index um 5,6 Prozent zulegte, wies der Anlagevorschlag dank Krypto zehn Prozent Gewinn aus – laut Ntefeloudis ohne die Risiken zu erhöhen. Eine für die Jury etwas verharmlosende Darstellung. «Es kommt ja immer darauf an, welche Zeiträume man anschaut», sagt Bleuler.

 

Zwölf Kilo Gold

Abseits von Krypto präsentiert Maerki Baumann ein recht klassisches Depot, bestehend aus 75 Prozent Aktien, 15 Prozent Oblis und 5 Prozent Rohstoffen in Form von zwölf Kilo Gold. Anfang Jahr machte Maerki Baumann auf der taktischen – also kurzfristigen – Seite Anpassungen. Die Empfehlung für das Beratungsmandat: das Übergewicht von Schweizer Aktien um 5 Prozentpunkte auf 55 Prozent zu reduzieren und den Anteil globaler Titel um 5  Punkte auf 20 Prozent auszubauen.

Hintergrund: Die Privatbank prognostiziert, dass die US-Wirtschaft weiterhin besser läuft als die europäische. Die Schweiz komme wegen der engen Verbindung zu Europa nicht so richtig in Fahrt. Konkret hätte Maerki Baumann im vorgeschlagenen Portfolio am 10. Januar Qualitätsaktien wie Coca-Cola, Accenture oder Anheuser-Busch gekauft und Nestlé und Roche reduziert. Gewinne hätten die Experten bei Lindt & Sprüngli mitgenommen. Julius Bär wäre mit Caterpillar wegen ESG-Bedenken aus den Portfolios geflogen, wie Sustainability Officer Mirielle Wyss erklärt.

ESG ist bei den Banken ein grosses Thema. Am Ziel ist man laut der Jury aber noch nicht. «Bei der Nachhaltigkeit haben alle enttäuscht. Da hätte man viel weiter sein können», so Peter Wüthrich.

Mit 5500 Verwaltungsmandaten, 18 Anlagefonds und 11 Strategiefonds verwaltet Valiant 33 Milliarden an Kundengeld. Der Leiter der Vermögensberatung in der Zentralschweiz, Dominik Kaufmann, Chefökonom Renato Flückiger und der Leiter Advisory, Daniel Gasser, nahmen sich vor, die Assets um die Millionen des Unternehmers zu vergrössern. Mit der Empfehlung, das Holding- ins Privatvermögen zu transferieren, um Steuern auf Kapitalgewinne zu vermeiden, traten sie zu Beginn in ein Fettnäpfchen: Der anwesende Treuhänder hatte die Holding eigens konstruiert, um Steuern auf Dividenden zu vermeiden.

Besser kam das Depot an. 64 Prozent würde Valiant in Schweizer Aktien investieren, aufgeteilt auf 22 Einzeltitel, 34 Prozent in ausländische Aktien – mittels sieben ETFs. Um einen Glättungseffekt zu erzielen, empfehlen die Profis, das Kapital über drei, vier Quartale zu investieren. Die Erträge des Depots würden sie mit Call- und Put-Optionen optimieren. Eine Idee, die dem Kunden sehr gut gefiel. Selbst ein Angebot für eine Gewerbeimmobilie in Inwil hatte Valiant dabei.

Die Geldmanager berechneten, welche Rendite mit dieser Strategie über zehn Jahre möglich wäre. Läuft es besonders gut, werden aus 10 Millionen 37 Millionen, im Worst Case ginge der Depotwert von 10 auf 7 Millionen zurück. Wie der historische Stresstest zeigt, hätte der Anlagevorschlag in der Finanzkrise 45 Prozent und beim Covid-Abverkauf 12,4 Prozent eingebüsst.

Eine Risikoaufklärung gehört bei seriösen Anbietern heute zum Standard. Das IVA stellt den geprüften Banken auch ein gutes Zeugnis aus. Zum ersten Mal seit vier Jahren war in allen ausgewerteten Vorschlägen zumindest einfache klassische Risikomasse vorhanden – bei gut der Hälfte davon in guter oder sogar sehr guter Form.

Valiant punktet mit den tiefsten Gebühren unter allen geprüften Angeboten. Die Bank begnügt sich mit 0,28 Prozent für das Beratungsmandat. Die höchste geschätzte Gesamtkostenquote ist mit 0,79 Prozent mehr als doppelt so hoch. Im Durchschnitt liegen die Gesamtkosten bei 0,47 Prozent. Ein Beratungsmandat ist günstiger, obwohl es wegen des ständigen Austauschs aufwendiger ist. Die inneren Kosten liegen im Mittel bei 0,05 Prozent, was für ein sehr hohes Mass an Kostenbewusstsein bei der Umsetzung der Vorschläge spricht. Der Unternehmer ist in guten Händen.