Auf Reisen trifft man ihn zuverlässig frühmorgens im Fitnessraum seines Hotels, am liebsten auf der Rudermaschine. Schlank und drahtig und immer im perfekt sitzenden Anzug, hat Torsten Müller-Ötvös die leicht angestaubte Auto-Ikone Rolls-Royce modernisiert und cool gemacht, zugleich kompromisslos auf Luxus gesetzt. Im topmodernen Werk in Goodwood, das in einem herrschaftlichen Park liegt, vom schmiedeeisernen Einfahrtstor aus kaum sichtbar, treffen wir den Rolls-Royce-CEO zu seinem letzten grossen Interview.

Sie sind seit fast 14 Jahren CEO bei Rolls-Royce – ein methusalemisches Dienstalter. Wie war diese Zeit?

In a nutshell: überwältigend. Ich bin wirklich stolz darauf, was wir hier erreicht haben. Unser Image ist heute ganz anders, unsere Käuferstruktur viel jünger als damals, als ich kam. Also, ich bin der BMW-Gruppe sehr dankbar, dass sie mich hier so lange hat schalten und walten lassen.

Als Sie anfingen, lagen die Verkäufe fast noch im dreistelligen Bereich, jetzt haben Sie gerade einen Rekord eingefahren. Sind Sie zufrieden?

Sehr! Als ich anfing, bauten wir hier um die 1000 Fahrzeuge pro Jahr, heute ist es das Sechsfache. Viel eindrucksvoller finde ich aber den Durchschnittspreis. Ein Kunde zahlt heute im Schnitt über eine halbe Million Euro für ein Auto. Damals waren es 250 000. Also ist es uns gelungen, den Wert, oder sagen wir: die Kraft der Marke, signifikant zu steigern. Ich glaube, wenn Sie die BMW Group fragen, werden die auch sehr zufrieden damit sein, was wir zum Konzernergebnis beitragen.

Sie sollen sehr viele Kunden persönlich kennen.

Das würde ich bestätigen. Viele Kunden haben eigene Unternehmen, und sie erwarten, dass sie mit Rolls-Royce auf einer ähnlichen Flughöhe kommunizieren können. Deshalb bin ich sehr präsent in allen Märkten, sei es China, Japan, die USA, Middle East und Europa. Jedes Mal, wenn wir auf Reisen gehen, laden wir um die 15 bis 20 Kunden abends zu einem schönen Dinner ein. Für mich ist das nicht nur Relationship Management, sondern ich lerne da auch sehr viel. Was läuft im Business dieser Top-Entscheider, wie sehen die gerade die Gesellschaft, was treibt sie um? Für mich waren diese wohl Tausende von Gesprächen im Laufe der Zeit sehr lehrreich. Darüber, was uns als Marke weiterbringt, was Kunden an uns schätzen und wo sie Verbesserungspotenzial sehen. Und noch viel wichtiger: was Luxus wirklich bedeutet.

 
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Vom Trainee zum Rolls-Royce-Chef

Torsten Müller-Ötvös, 1960 in Düsseldorf geboren, hat in Augsburg und München Wirtschaft studiert. 1988 fing er als Trainee bei BMW an und avancierte 1998 als der jüngste Manager aller Zeiten in die Teppichetage der BMW-Gruppe. Dort war er unter anderem für die Strategie aller Konzernmarken verantwortlich, leitete die Marke Mini und  später auch die Kernmarke BMW. Seit 2010 führt er die Tochter Rolls-Royce, die seit dem Jahr 2000 zu BMW gehört. Müller-Ötvös lebt im Süden Englands und am Lago Maggiore.

Dirk Ruschmann
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