Das Geräusch lässt schaudern. Wie wenn jemand aufreizend langsam mit den Fingernägeln über eine Schiefertafel kratzt. Fabian Bächi feilt kräftig an einem Blechrohr, um es zu entgraten. In der Werkstatt herrschen tropische Temperaturen, denn beim Schmieden von Trompeten, Posaunen und Hörnern muss Bächi hart schuften. An der Fensterfront schlendern ab und zu neugierige Leute vorbei – sie kriegen einen Einblick in das Machen und Schaffen eines Instrumentenbauers. Eine Seltenheit in der Schweiz! Durchschnittlich gibt es pro Jahr nur etwa zehn Lehrlinge. Die Berufsschule besuchen sie alle im Thurgau: Der Arenenberg ist das einzige Lernzentrum für Musikinstrumentenbau im ganzen Land. Die Ausbildung für diesen raren Beruf wird mittels Berufsbildungsfonds subventioniert. Es ist eine kleine Branche, doch Schweizer Instrumentenbauer wie Bächi gehören zu den gefragtesten der Welt.

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«Ich mache die Dinge ein bisschen anders», sagt Bächi. Beispiel? Um Bögen für Posaune und Co. dellenfrei zu biegen, füllt er sie mit Flüssigseife statt wie herkömmlich mit Blei. Danach packt er sie in einen Tiefkühlschrank bei –86 Grad. Ein üblicherweise 20-minütiger Prozess dauert bei ihm lediglich zwei Minuten. Das Material bleibt zudem unbeeinträchtigt, da Bächi das Blech nicht erhitzt, um das Blei zu entfernen. Sein Motto: effizienter und besser. Wo möglich, stellt Bächi Rohrverläufe aus einem ganzen Stück Metall her, anstatt zwei zusammenzulöten. Um die Rohre auf den Millimeter genau zu pressen, nutzt er mit dem 3-D-Drucker hergestellte Schablonen. Seine Instrumente sind auf Wunsch nanobeschichtet und mit resistentem Waffenlack lackiert. Ein Lochblech entlang der Stimmbögen – Bächis Markenzeichen – sorgt für einen stabilen Griff und einen unverkennbaren Klang. «Man muss in dieser traditionellen Branche eben auch das eine oder andere hinterfragen», sagt Bächi, der für seine Innovationen auch den Jungunternehmerpreis gewonnen hat.

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