Es war sein erster grosser Auftritt in der neuen Rolle in den USA, und eigentlich waren die Schuhe etwas gross. Letztes Jahr hatte noch Konzernchef Ralph Hamers den Fireside Chat an der wichtigen «Annual Financials CEO Conference» der Bank of America bestritten, schliesslich waren ja CEOs gefragt. Dieses Jahr vertrat der neue alleinige Wealth-Management-Chef Iqbal Khan die Grossbank – obwohl er noch gar kein CEO ist. Doch der 46-Jährige, von der «Financial Times» jüngst als «extrem ehrgeizig» charakterisiert, meisterte den Auftritt Ende September souverän.

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Er war dort auch der erste UBS-Manager, der sich zu dem abgebrochenen Kauf des kalifornischen Fintechs Wealthfront öffentlich äusserte. Die UBS hatte Anfang September nur ein dürres Communiqué ohne Begründung für den Abbruch verschickt. Hamers habe den Deal doch als «Beschleuniger des Geschäfts in den USA» angekündigt, kitzelte der Moderator Khan. Doch der erwiderte nur: «Wir haben uns gemeinsam geeinigt, den Deal nicht weiterzuverfolgen.» Um dann aber sofort nachzuschieben: «Wir hatten immer einen organischen Plan und werden diesen weiterhin umsetzen.»

Wer wollte, konnte darin ein Bündnis zwischen Khan und Neu-Präsident Colm Kelleher sehen. Zwar hat der Ire kein Interesse, seinen CEO Hamers zu beschädigen, und das mag auch die Dürftigkeit der Verlautbarung erklären – neben den Rechtsfolgen, die eine zu detaillierte Kommunikation in den klagefreudigen USA bedeuten könnte. Doch dass dem scharf rechnenden Wall-Street-Veteranen ein Preis von 1,4 Milliarden Dollar für ein defizitäres Fintech nicht unbedingt passt, darf als wahrscheinlich gelten.

 

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Auch der Zahlenmann Khan, sozialisiert beim Revisionskonzern EY, gilt nicht als ganz so entflammt für Digitalthemen wie Hamers. Kelleher will vor allem den Kurs stärken. Zu viel Fokussierung auf «Purpose» oder «Ökosysteme», das teilte er Hamers auch mit, hält er für schädlich. Dass die Bank Mitte September aus dem Nichts eine Dividendenerhöhung bekannt gab, passte auch nicht ganz in die bisherige Strategie des Holländers. Der bündelt seine Neuigkeiten gern auf die Quartalsergebnisse hin, auch Investorentage schätzt er nicht.

Jedoch: Von einem Zerwürfnis sind die Spitzenmänner weit entfernt. Der Findungsprozess läuft, die Diskurse gelten als sportlich-komplementär. Aufsteiger in dieser Gemengelage ist dennoch Iqbal Khan. Die Frage wird sein, wie sich die neue US-Chefin Naureen Hassan einfügt. Anders als ihr Vorgänger Tom Naratil ist sie nicht Co-Chefin des Wealth Managements, auch weil Kelleher kein Fan von Doppel-Verantwortlichkeiten ist. Das stärkt Khan. Doch sie gilt eben auch als Vertraute von Kelleher: Sie stammt wie er von Morgan Stanley und war dort Digitalchefin des Wealth Managements – und auch keine Anhängerin des Wealthfront-Kaufs. 

Dirk Schütz
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