Da geht ein Grosser: Nach 25 Jahren gibt Thomas Knecht (71) das Präsidium der von ihm zusammen mit der ETH gegründeten Venture-Stiftung ab. Aufgebaut in einer Zeit, als die Schweiz beim Wirtschaftswachstum hinterherhinkte und «kein Mensch davon sprach, ein Start-up zu gründen, sondern man nach der Uni zu BBC, Ciba Geigy oder Sulzer ging» (Knecht), hat Venture die heute quicklebendige Schweizer Start-up-Szene überhaupt erst ermöglicht: Über 10'000 Jungunternehmer in 4500 Teams sind bisher durch das 800 Köpfe starke Netzwerk der Venture-Mentoren geschult worden in Sachen Businessplänen, Firmenaufbau, Wachstum oder Exit. Die Alumni haben über 1500 Firmen gegründet und hierzulande mehr als 15000 Jobs geschaffen.

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Knecht, damals McKinsey-Berater, wollte keinen reinen Start-up-Wettbewerb, sondern Gründungen unterstützen und die Lücke zwischen Hochschulen und Firmen schliessen. Deshalb sassen von Anfang an Vertreter von Grosskonzernen im Advisory Board. Vorbilder für die Venture-Stiftung gab es nicht: «Das ist ein Unikum», sagt er.

Auch das Modell zu exportieren, hat nicht funktioniert: Entsprechende Versuche in Südafrika, Griechenland, Australien, Atlanta und Texas durch Knechts dortige McKinsey-Kollegen wurden wieder aufgegeben. «Vielleicht auch, weil es in anderen Ländern undenkbar ist, dass Vertreter von konkurrierenden Firmen im gleichen Board sitzen», sagt Knecht – wie das bei Venture etwa der Fall ist mit Roche und Novartis oder verschiedenen Bankenvertretern.

 

Ursprünglich fand der Venture-Wettbewerb alle zwei Jahre statt, seit 2015 jährlich mit zuletzt 360 Teilnehmern. Von den im Lauf der Jahre rund 500 Finalisten existieren 84 Prozent noch heute – «für Start-up-Verhältnisse eine sehr hohe Überlebensquote», so Knecht. Von den 16 Gewinnern haben nur zwei aufgeben müssen, beide erst vor Kurzem: Xitact (Gewinner im Jahr 2000), die einen Simulator für Operationen entwickelte, und der Sonnencremehersteller Blueshift (Sieger 2010).

Die beiden Firmen zeigen die Bandbreite der Finalisten: Neben Hightech- und Pharmafirmen wurde auch die Restaurantkette Tibits ausgezeichnet, der Nahrungsmittelhersteller Luya oder eine Firma namens Permanent Hair Removal. Die erfolgreichsten Exits gab es im Bereich Pharma. Auch eine Handvoll Börsengänge konnte Venture im Laufe der Jahre vermelden.

Weltkonzerne sind dabei allerdings nicht entstanden. «Das war aber auch nie unser Ziel», sagt Knecht. «Stattdessen haben sich Weltmarktführer in definierten Marktsegmenten entwickelt wie Sensirion oder in Technologien wie Molecular Partners oder Roche Glycart.» Er selber hat nie in die Venture-Start-ups investiert – um die Gefahr eines möglichen Interessenskonflikts gar nicht erst entstehen zu lassen.

Geplant war der Stabwechsel bereits vor zwei Jahren, wegen Corona hat nun erst im vergangenen September Multi-VR Ulrich Jakob Looser das Präsidium von Knecht übernommen, der Ehrenpräsident bleibt. Offiziell wird Knecht am 28. Juni im Zürcher Kunsthaus verabschiedet. Die Gästeliste liest sich wie das «Who is who» der Schweizer Wirtschaft. Dann soll auch eine Erweiterung des Wettbewerbs bekannt gegeben werden.