Bei mir löst der morgendliche Gang auf die Waage in den seltensten Fällen Euphorie aus. Das einzig Gute daran ist, dass ich den unangenehmsten Tagesordnungspunkt damit bereits vor dem Morgenkaffee abhaken kann. Withings verspricht nun, die tägliche Prozedur vielleicht zwar nicht erfreulicher, aber zumindest interessanter zu machen: Die Body Scan vermisst den Körper nach allen Regeln der Kunst, wie das sonst nur professionelle Geräte in der Klinik oder beim Ernährungsberater tun.

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Die Waage ist wertig verarbeitet und für Personen mit bis zu 200 kg ausgelegt (das kann ich dann doch nicht bieten), das 3,2 Zoll grosse Farbdisplay lässt sich gut ablesen. Die Messungen dauern circa eine Minute, in der man sich nicht bewegen darf, und erfolgt via Hand- und Fusssensoren. Nettes Detail: Für das Handstück wird auch eine Wandhalterung mitgeliefert.

MARC KOWALSKY ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 35 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.

Neben dem Gewicht analysiert die Body Scan alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: Muskel-, Fett- und Knochenmasse etwa, und zwar getrennt für beide Arme und Beine sowie den Rumpf – so erkennen Sie, wo die überflüssigen Pfunde sitzen. Ausserdem das Alter der Arterien anhand der Pulswellengeschwindigkeit sowie den Zustand des Nervensystems. Sogar ein EKG fertigt die Body Scan an und warnt wenn nötig vor Herzrhythmusstörungen. Daten zu Wetter und Luftqualität zieht das Gerät aus dem Internet.

Alle Ergebnisse werden sauber in der App protokolliert und auch mit Apple Health bzw. Google Fit verknüpft. Wer will, kann ein Zusatzabo mit Programmen für gesündere Lebensführung abschliessen, nötig ist das aber nicht. Gamification ist bei der Fortschrittsmessung ein wichtiges Element: Je nach Verlauf wird man dann zugeschüttet mit irgendwelchen Badges, die wenig bis nichts aussagen. In einigen Punkten hat Withings leider geschlampt: So herrscht ein Sprachendurcheinander von Deutsch und Englisch in der App, auf dem Display der Waage kam gelegentlich auch noch Holländisch dazu. In der App heisst es bei der Auswertung oben: «Keine Daten zur Pulswellengeschwindigkeit vorhanden», unten finden sich genau diese Daten. Auf manchen Erklärungsseiten sind nur die Grafiken zu sehen, der Text fehlt; andere Grafiken sind nicht lesbar, weil schlicht zu klein – das ist einfach nur lieblos gemacht.

Body Scan
Quelle: PD

Withings Body Scan

Info: www.withings.com/ch/de/

Preis: 409.90 Franken bei Interdiscount

Bewertung: ★★★

★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend

Viel wichtiger aber ist, wie korrekt die Ergebnisse sind. Dazu habe ich in meinem Gym eine Vergleichsanalyse auf einem professionellen Messgerät von InBody vorgenommen. Das Ergebnis: Die Abweichungen betrugen fünf bis zehn Prozent. Das finde ich ein bisschen viel. Aber die Waage findet mich ja auch ein bisschen viel.

Fazit: Die Body Scan bietet spannende Erkenntnisse über Körperbau und Gesundheitszustand. Bei der Genauigkeit aber setze ich ein Fragezeichen.

 

Marc Kowalsky
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