Warum wohl stellt die Welt die Zeit nach dem Londoner Stadtteil Greenwich? Und nicht etwa nach der Zeit in Genf? Weil England einst der Nabel der Uhrenwelt war. Anno 1800 wurde die Hälfte aller Uhren der Welt – es waren rund 200’000 Stück pro Jahr – in Englands Süden herstellt. Kommt hinzu: Rund 60 Prozent aller Innovationen, die eine moderne mechanische Uhr ausmachen, haben ihren Ursprung weder im Schweizer Jura noch am Ufer des Genfer- oder Neuenburgersees, sondern in Grossbritannien.

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Heute gibt es nicht mehr viele namhafte Unternehmen, die an diese grosse Tradition anknüpfen. Mit der Ausnahme von Bremont. Gegründet von den Brüdern Nick und Giles English (siehe Bild unten), macht die Marke dieser Tage Schlagzeilen, weil sie einen äusserst prominenten neuen Aktionär für sich gewonnen hat: Bill Ackman.

Uhrenmarke Bremont: Neu ist Milliardär Bill Ackman Aktionär

Nick und Giles English, Gründer der Uhrenmarke Bremont: Haben Milliardär Bill Ackman als Aktionär gewonnen.

Quelle: ZVG

Der Amerikaner Ackman mag in der Uhrenindustrie (noch) kein grosser Name sein. In der Finanzpresse allerdings ist er Dauergast. Der 3,5 Milliarden Dollar schwere Hedgefonds-Manager machte während zwei Jahrzehnten als aktivistischer Investor auf sich aufmerksam, lieferte sich mit seiner Finanzfirma Pershing Square Capital heftige öffentliche Schlachten mit Managern von börsenkotierten Unternehmen, die er als unterbewertet betrachtete. Und er stieg kurz vor der Finanzkrise im Jahr 2008 zu einem veritablen Wall-Street-Star auf, als ihm seine grosse Wette auf den Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarktes fette Gewinne einbrachte.

Bill Ackman ist an Netflix, Hilton und Universal beteiligt – und an Bremont

Mittlerweile hat sich Ackman vom Aktivismus verabschiedet. Nicht aber vom Investieren: Pershing Square hält signifikanten Anteile an bekannten Unternehmen wie Universal Music, Netflix, Domino’s oder Hilton. Und eben dieser schwerreiche Investment-Profi ist nun als Privatmann bei Bremont eingestiegen. Zusammen mit dem bisherigen Hauptaktionär Hellcat Acquisitions – einer Finanzfirma aus New York – schiesst Ackman knapp 60 Millionen Dollar in das Unternehmen ein. Welche Anteil Ackman nun hält, wurde nicht bekannt gemacht. Es hiess bloss, dass es sich um eine «erhebliche Minderheitsbeteiligung» handle.

Durch die Transaktion wurde Bremont mit umgerechnet rund 115 Millionen Franken bewertet. Bremont ist in der Branche also kein Riese, aber auch kein Nobody. Mit einem Umsatz von rund 25 Millionen Franken ist Bremont eine kleine, feine Uhrenmarke, die notabene schwarze Zahlen schreibt.

Spitzenmodell aus Henley-on-Thames: Die Supernovas von Bremont.

Spitzenmodell aus Henley-on-Thames: Die Supernovas von Bremont.

Quelle: ZVG

Eigenes Uhrwerk dank dem Schweizer Startup The+

Und die – durchaus bemerkenswert – über ein eigens entwickeltes Uhrwerk verfügt. Dank der Hilfe des Schweizer Startups The+ gelang Bremont dieser wichtige Schritt auf dem Weg zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten der Schweizer Marktführer im Herbst 2021.

Die Finanzspritze von Ackman wird Bremont dazu verwenden, wie es Geschäftsführer Chris Reynolds formuliert, «den Betrieb zu skalieren, Innovationen zu beschleunigen und unsere internen Fähigkeiten, die Entwicklung von Talenten und die Personalbeschaffung zu verbessern». Co-Gründer Giles English sagt: «Wir sind begeistert, dass Bill Ackman vom Sammler zum Investor geworden ist. Das neue Kapital wird uns in die Lage versetzen, in Marketing, Vertrieb und Talente zu investieren. Dies ist nicht nur ein Schub für Bremont, sondern auch für Grossbritannien.»

Ackman seinerseits will mit seiner Investition «mithelfen und miterleben, wie das Unternehmen seinen rechtmässigen Platz als weltweit führendes Unternehmen der Uhrenindustrie einnimmt».

Wirbt für Bremont: Schauspieler Mark Strong.

Wirbt für Bremont: Schauspieler Mark Strong.

Quelle: ZVG

Vor anderthalb Jahren eröffnete Bremont in der westlich von London gelegenen Kleinstadt Henley-on-Thames die Uhrenfabrik «The Wing», mit dem Ziel, Uhrwerke in grösserem Massstab in England zu fertigen. Gleichzeitig wurden neue Boutiquen eröffnet. Zuletzt erhöhte sich der Umsatz des Unternehmens um starke 28 Prozent.

Für Aufsehen sorgte Bremont mit der Lancierung ihrer Supernova-Kollektion. Sie besteht aus drei Sportuhren mit integriertem Stahlband, die mit dem bekannten britischen Schauspieler Mark Strong als Gesicht vermarktet wird. Ihr Preis: Stolze 8000 Pfund.