Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Philipp Man, der 2013 Chronext, die Onlineplattform für Luxusuhren, mitgegründet hat und sie seither als CEO führt, kann ein Lied davon singen: Letzten Herbst wollte er via Börsengang an Geld für weiteres Wachstum kommen, hat das Vorhaben dann aber kurzerhand vertagt wegen «derzeit ungünstiger Marktbedingungen für Wachstumsunternehmen».

Ausgedeutscht: Es fehlte an Anlegern mit Lust, in eine Firma wie Chronext zu investieren, die zwar grosse Pläne hat und umsatzmässig auch schön vorwärtskommt, nicht aber in die schwarzen Zahlen.

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2021 hat Man Zeitmesser für rund 140 Millionen Franken verkauft – davon rund 70 Prozent neue und 30 Prozent aus Vorbesitz – ein Gewinn schaute dabei nicht heraus. Nicht wegen der Uhren, «wir verdienen mit jeder Geld», sagt Man, sondern wegen der Kosten des datengetriebenen Geschäftsmodells, auf dem Chronext basiert.

Genau besehen, ist das Unternehmen mit Sitz in Zug eine Tech-Firma, als Uhrenhändlerin muss sie sich erst etablieren und Vertrauen verdienen – mit Marketing und schicken Verkaufspunkten. Er wolle «eine Milliarde Umsatz in fünf bis sieben Jahren» erreichen, hat Man im Frühling gegenüber BILANZ gesagt.

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Statt Vollgas zu geben, zieht der junge Unternehmer nun aber die Notbremse und stellt 40 der 150 Mitarbeitenden auf die Strasse. «Wir sehen uns gezwungen, uns von einigen talentierten und leider teils langjährigen Freunden und Kollegen zu trennen», lautet sein Kommentar, «ein harter Schnitt, aber notwendig.»

Gründe für die Massnahme sind vielfältig – und exogen: hier Marktturbulenzen, Ukraine-Krieg, Inflation, was «zu zurückhaltendem Konsumverhalten» führt, dort der gestiegene Druck auf Tech-Firmen. Auch dürfte mitgespielt haben, dass die vor Spekulationsfreude galoppierenden Preise für Trophy-Uhren ins Trudeln geraten sind. Man hofft nun, «Chronext bestmöglich durch diese wahrscheinlich länger andauernde volatile Phase zu führen und für die Zukunft stabil aufzustellen». 

Iris Kuhn Spogat
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