Die Familie von Michael Schumacher  hat im Mai acht Luxusuhren aus der Sammlung der Formel-1-Legende zum Verkauf an den Meistbietenden freigegeben. Darunter auch Zeitmesser, die «Schumi» ganz besonders viel bedeuten dürften, da es Einzelanfertigungen sind, die sein Freund Jean Todt für ihn hat machen lassen, wie die Vagabondage von F.P. Journe mit der Widmung «For my friend Michael Schumacher». So begehrt – und preistreibend – derart persönliche Noten bei Memorabilia normalerweise sind, so bedrückend wirkt im Fall Schumacher die traurige Wendung, die das Leben des Superstars genommen hat: Die F.P. Journe ist mit einem Schätzwert von ein bis zwei Millionen Franken ins Rennen gegangen. Jemand hat sie für 1,2 Millionen Franken ergattert. Eine schöne Summe, allerdings bescheiden, wenn man bedenkt, dass die Zeitmesser von F.P. Journe bei Versteigerungen den Schätzwert normalerweise um ein zweistelliges Vielfaches übertreffen.

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Die Sonderanfertigung von F.P. Journe für Michael Schumacher brachte nur wenig mehr als den Schätzwert ein.

Die Sonderanfertigung von F.P. Journe für Michael Schumacher brachte nur wenig mehr als den Schätzwert ein.

Quelle: Keystone

So eben geschehen an der Charity-Auktion Only Watch in Genf. Dort brachte das Unikat, das F.P. Journe für die Erforschung einer seltenen Krankheit produziert hat, zehnmal so viel wie erwartet. Gleiches gilt für das Patek-Philippe-Unikat: Die Uhr spielte 15,7 Millionen Franken ein, zehnmal mehr als veranschlagt. Gerockt hat diese Veranstaltung allerdings ein anderer: Rexhep Rexhepi. Die Bieter trieben den Preis seines Chronomètre Antimagnétique auf das Zwanzigfache des Schätzwerts hoch. Am Ende bezahlte jemand 2,1 Millionen Franken für das Lot des 37-jährigen Uhrmachers, das auf 100'000 Franken veranschlagt war.

Der gute Zweck heiligt bei Charity-Auktionen jeden Preis. Bei Versteigerungen von Uhren berühmter Menschen entfesseln Leidenschaft und Bewunderung die Vernunft. Die Rolex Daytona, die der Schauspieler und Rennfahrer Paul Newman von seiner Frau geschenkt bekommen und die er erwiesenermassen oft getragen hatte, war 2017 einem Fan 17,7 Millionen Dollar wert.

610 Millionen Franken

betrug gemäss Hammertrack der Umsatz, den die führenden Auktionshäuser Antiquorum, Bonhams, Christie’s, Phillips, Poly Auction und Sotheby’s 2023 mit Uhren erzielt haben.

Aber Promi-Background allein garantiert noch keine Fantasiepreise. Wenn demnächst eine Uhr von Sylvester Stallone unter den Hammer kommt, dürfte es eher nüchtern zu- und hergehen, obschon es sich um eine sehr begehrte, da sehr rare Patek Philippe Grandmaster Chime handelt. Die dazu gehörende Story ist eiskalt: Stallone hat die Uhr für rund 2,5 Millionen Dollar gekauft – nur um sie wieder zu verkaufen. Er hat sie nie getragen, ja nicht einmal ausgepackt. Die Szene nennt Taktierer wie ihn «Flipper» und mag sie nicht. «Dass die Uhr von Stallone kommt, wird keinen Dollar mehr als den Marktwert einspielen», sagt ein Insider. Den Marktwert der Uhr beziffert er auf sechs Millionen. 

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Iris Kuhn Spogat
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