Es ist sozusagen eine leise Revolution unter Glas – ein technologisches Meisterstück. Und es ist erfreulicherweise komplett made in Switzerland. Die Rede ist von einem Herzstück in der neuen Uhr von Tissot, das man im Grunde genommen gar nicht sieht, obwohl es direkt unter dem Glas der Uhr haftet. Das Teil hat es in sich: Es ist nichts weniger als die Power-Zentrale des elektronischen Zeitmessers – eine hauchdünne Scheibe, über dem Zifferblatt gelegen und doch kaum wahrnehmbar.
Vergrössert sieht die Sache von oben betrachtet wie eine flache Bienenwabe aus. Doch dort – um beim Bild zu bleiben –, wo die Bienen ihren Honig deponieren, ist hier nichts als nichts. Der Zauber der Sache liegt in der filigranen wabenförmigen Gitterstruktur, der eigentlichen Solarzelle.
Diese unterscheidet sich deutlich von der Lösung in der vor einigen Jahren lancierten Tissot T-Touch Connect Solar oder der T-Touch Connect Sport, zwei intelligenten Uhren mit allerlei Funktionen, die sich auch mit dem Handy verbinden lassen. Bei diesen Modellen ist die Solarzelle ein schmales Rechteck von rund vier Quadratzentimetern Fläche. Die «Bienenwaben»-Lösung für das Modell PRC 100 hingegen hat zusammengenommen weniger als einen halben Quadratzentimeter Solarzellenfläche – und gewinnt aus Sonnen- oder Lampenlicht dennoch mehr als genug Strom für die Dreizeigeruhr. Fairerweise muss man sagen, dass dies für die Connect-Modelle nicht reichen würde – sie sind per se einiges energiehungriger.
Produziert werden die Wabengitter in La Chaux-de-Fonds von der Swatch-Group-Tochter Nivarox. Und die Produktionsanlage sieht entsprechend aus: futuristisch.
Man wähnt sich in einem Forschungslabor: Maschinen schier im Rohzustand – keine Farben, keine Logos, keine Beschriftungen. Es dominiert das silbergraue Aluminium. Da vielleicht ein kleiner Bildschirm, dort ein angeschlossenes Kabel – alles in allem: Technik pur.
Kein Wunder: Die sogenannte Lightmaster-Solartechnologie ist ein Gemeinschaftswerk, an dem viele Partner beteiligt sind. Geboren wurde sie mit Tissot am Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique (CSEM), einem Anker in der Schweizer Hightech‑Innovationslandschaft. Es entwickelt Spitzenleistungen in Bereichen wie Mikro- und Nanotechnologie, Digitalisierung und erneuerbarer Energie und bringt diese durch enge Zusammenarbeit mit Industriepartnern zur Marktreife. Und das CSEM ist eng vernetzt mit zentralen Playern wie der Swatch Group, Richemont, Rolex und weiteren Schlüsselunternehmen der Schweizer Industrie.
Bei der PRC 100 spielt die Swatch Group ihre industrielle Potenz aus: Neben Nivarox hat zum Beispiel die Swatch-Group-Tochter ETA eine zentrale Rolle inne. Sie steht hier für die Quarzkaliber, die in der Uhr verbaut sind: Kaliber F06.615 für das grössere Modell, Kaliber F05.615 für das kleinere. Beide Werke sind fast baugleich und auf äusserste Energieeffizienz getrimmt. Dazu trägt eine weitere Swatch-Group-Tochter bei, die EM Microelectronic Marin SA, ein Schweizer Hersteller von Halbleiterschaltungen mit besonders niedrigem Stromverbrauch.
Die Hightech ist sozusagen unsichtbar.
Das Ergebnis, die PRC 100, gibt es neuerdings auch im 34-Millimeter-Gehäuse, also für kleinere Handgelenke. Die technischen Eigenschaften bleiben gleich: Zehn Minuten Licht reichen aus, um das Werk für 24 Stunden am Laufen zu halten. Und weil jedes Quäntchen Strom, das nicht unmittelbar benötigt wird, in einen Miniatur-Akku eingespeist wird, hält die Uhr bei voller Ladung auch im Stockdunkeln durch, bis 14 Monate lang.
Die neuen PRC 100: Gehäuse: 34 mm; Werk: ETA F05.615; Preis: Je nach Modell 455 bis 545 Franken.
Ein hübsches Detail ist die Warnung, wenn frischer Energienachschub nötig wird. Dann nämlich beginnt der Sekundenzeiger in Vier-Sekunden-Schritten zu springen – ein unmissverständliches Signal: Die Uhr braucht wieder Licht.