Ganz leise merkt man es zunächst an einem Detail – einem winzigen Paragraphen-Zeichen auf dem Zifferblatt bei 6 Uhr. Dreht man die Uhr um, wird es deutlicher: «Die Würde des Menschen ist unantastbar» ist als Maxime in den Gehäuseboden eingraviert. Das ist exakt Paragraph 1 des deutschen Grundgesetzes. 

Deutschland, man weiss es, feiert dieses Jahr dessen 75-jähriges Bestehen – und Nomos feiert mit. Die Marke aus Glashütte legt dazu eine Sonderedition ihres Modells Ludwig in sechs Varianten auf, in verschiedene Grössen, drei Mal mit Handaufzug, dreimal mit Automatik-Kaliber und stets in einer Auflage von 75 Stück – «eine Uhr, so elegant und stabil wie die deutsche Verfassung», schreibt die Manufaktur. 

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Um alles klarzumachen, steht am unteren Rand des Zifferblattes nicht wie üblich «Made in Germany» sondern «75 Jahre Grundgesetz». Und es gibt einen passenden Partner, den Nomos-Verlag, «der bedeutendste Fachverlag für juristische Literatur in Deutschland», so die Uhrenmarke. Wie bei allen Ludwig-Modellen sind die Stunden mit römischen Ziffern markiert, solche findet man in juristischer Literatur ja häufig. Beim Modell mit Kalender gilt das ebenfalls für das Datum, XXIV steht also für den 24. eines Monats. Trotzdem sei die Sonderedition nicht etwa nur für Rechtsanwälte, Staatsanwälte und passionierte Beamte eine Visitenkarte am Handgelenk, sagt Nomos, «sondern für alle, die der Gravur auf dem Gehäuseboden zustimmen».

Man darf das als politische Botschaft verstehen: Denn vor dem Hintergrund der verheerenden Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus betonte das Grundgesetz vom 23. Mai 1949 die Grundrechte des Menschen – und seine unantastbare Würde.

Dass Nomos mit der Sonderserie daran erinnert, passt zum Wesen der Marke. Sie hat sich schon in der Vergangenheit klar von rechtsextremem Gedankengut, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit distanziert. «Wir ticken international. Nein zu rechtem Gedankengut», hiess es zum Beispiel auf einem 5 mal 1,50 Meter grossen Plakat, welches die Marke 2015 an die Manufakturfassade hängte. Darunter: «Ja zu Toleranz und Weltoffenheit – und Menschen, die jetzt unsere Hilfe brauchen.» Hinter der Aktion stand das das Führungstrio in corpore: Gründer Roland Schwertner, Managing Partner Uwe Ahrendt und Geschäftsführerin Judith Borowski.

Konkret ging es um einen Ableger der Pegida und um einen Streit in Glashütte, wo 26 geflüchtete Menschen untergebracht werden sollten. «Wir sind bei Nomos der Ansicht», zeigt Judith Borowski Flagge, «dass wir als Unternehmen, das seine Produkte in 52 Länder weltweit verkauft, nicht fremdenfeindlich sein dürfen, schon aus geschäftlichen Gründen nicht.» 

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