Die jüngsten Zahlen des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) haben etwas Erfreuliches – und etwas Unerfreuliches.

Erfreulich ist, dass der Wert der Uhrenexporte im Januar, verglichen mit dem Jahr zuvor, wertmässig um fast 4  Prozent zugenommen hat. Damit wäre der Abwärtstrend der vergangenen Monate erst einmal zu Ende. Das für die Industrie als Ganzes Unerfreuliche daran ist, dass die Stückzahl exportierter Zeitmesser um weitere 4,2  Prozent geschrumpft ist. Die Nachfrage lahmt insbesondere bei Uhren, die weniger als 3000 Franken kosten, und galoppiert bei teuren und sehr teuren. Gemäss FH ist das Exportvolumen seit 2011 von 29,8 Millionen auf 15,3 Millionen 2024 eingebrochen. Die Talsohle ist wohl noch nicht erreicht: «Ich erwarte, dass der Wert in drei bis fünf Jahren auf 12  Millionen verkaufte Uhren zurückgeht», sagt Oliver Müller, Inhaber von Luxeconsult und Co-Autor des Branchenreports 2024, den Morgan Stanley (MS) jüngst veröffentlicht hat.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wert rauf, Menge runter – die Schweizer Uhrenindustrie ist drauf und dran, ein exklusiver Klub mit einigen wenigen Uhrenmarken zu werden. Angeführt wird der Reigen von grossen Playern wie Rolex, Cartier, Omega, Patek Philippe, Audemars Piguet und Richard Mille. Ihre Zeitmesserwerden immer komplexer, wertvoller, unerschwinglicher.

BILANZ Watches Newsletter abonnieren
Erhalten Sie jeden Freitagnachmittag unseren BILANZ Watches Newsletter und erfahren Sie alles über aussergewöhnliche Zeitmesser, die Macherinnen und Macher hinter den Marken, Branchengeflüster und Trends.
BILANZ Watches Newsletter abonnieren

Wo das hinführt? In Nischen – für viele Mitspieler keine Option. Georges Kern, Chef von Breitling, sagte kürzlich in einem Interview, dass längerfristig keine zehn Marken bedeutend bleiben. «Mehr als 15 werden es nicht sein», schätzt Müller.

Viel mehr sind es auch heute nicht: Von den in der Schweiz registrierten rund 400 Swiss-made-Uhrenmarken spielen die allermeisten kleine Rollen: Gemäss MS teilen die Top 10 die Branche drei Viertel des Kuchens unter sich auf und zwei Dutzend über 90 Prozent.

Abgesehen von einigen wenigen Uhrenherstellern sind die meisten Marken auf externe Zulieferer angewiesen. Und diese sind ihrerseits abhängig von Volumen, um Betrieb und Investitionen zu finanzieren. Die meisten grossen Player sind aber nicht auf sie angewiesen oder wären zu klein, wenn sie es wären: Von den «Big Four» – den vier umsatzstärksten Uhrenmarken, die nicht einem Konzern angehören – stellt mit 1,2 Millionen Stück nur Rolex im grossen Stil Uhren her.

Die anderen drei – auch sie machen das meiste selbst – brachten es 2024 zusammen auf 130’000 Uhren. Und die volumenstarken Swatch-Group-Töchter Tissot, Longines und Omega schliesslich sind Schwestern von 150 internen Industriebetrieben. Die einen wie die anderen fangen Nachfrageschwankungen intern ab. Das Gros der anderen storniert Aufträge an ihre Zulieferer weiter – mit schwer absehbaren Folgen.