Die Schaffhauser Manufaktur produziert bekanntlich Uhren für die U.S. Navy, und zwar nach Massgabe und Wünschen der Jetpiloten verschiedenster Staffeln. Die Tollkühnen des Strike Fighter Squadron 41, aka Black Aces, wollten einen Zeitmesser mit nachleuchtendem Zifferblatt. Den haben sie bekommen. 

Das dafür nötige Know-how habe der R&D-Abteilung einiges abverlangt, wie der Designchef Christian Knoop im Interview erklärt. 

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Immerhin landet das neue Können nicht einfach in einer Schublade, sondern erhält nun auch im Zivilen ein Dasein: Ende August lancierten CEO Christoph Grainger-Herr und Christian Knoop die Pilot’s Watch Automatic 41 Black Aces in einem Livestream. Das sprichwörtliche Highlight: das weisse Zifferblatt, das nachts grün leuchtet. Wobei, was heisst nachts? In der Dunkelkammer war die Zeit rekordverdächtige 23 Stunden lang klar ablesbar und das Abzeichen der Black Aces – das Pik-Ass – bei 6 Uhr deutlich sichtbar. 

Alles andere an diesem Zeitmesser ist, wie man es von IWC-Fliegeruhren erwartet: Sie sind funktional, ambitioniert und durchkomponiert – und halten sehr viel aus. Das 41-mm-Gehäuse besteht aus schwarzer Zirkonoxidkeramik, einem sehr leichten, harten und kratzfesten Material. Der Gehäuseboden ist aus Titan und mit der Gravur des zweimotorigen Jets der Black Aces aufgewertet. 

Im Innern arbeitet das hauseigene Kaliber 32100, dessen Hemmung aus antimagnetischem Silizium gefertigt ist. Kombiniert mit dem Weicheisen-Innengehäuse, ist dieses Werk gegen Magnetfelder sehr gut geschützt. Dank dem effizienten, beidseitig aufziehenden Klinkenaufzug schafft die Zugfeder zudem eine Gangreserve von 72 Stunden. 

Zu kaufen gibt es die Uhr ausschliesslich online auf iwc.com. Ihr Preis: 7200 Franken.

Christian Knoop von IWC

Christian Knoop, Chefdesigner von IWC: «Herausforderung angenommen.»

Quelle: ZVG

Im Gespräch

Christian Knoop, Chief of Design IWC, über die U.S. Navy als Partner und Kunden und über die neue Fliegeruhr, die einer Kollaboration mit den Black Aces entstammt. 


IWC und die U.S. Navy sind seit 2007 Partner. Wie ist es dazu gekommen?

Anfangs ging es lediglich um die Lizenzierung des Namens Top Gun sowie der aus dem gleichnamigem Film bekannten Patches und Logos. Daraus entstanden sind dann erst unsere Top-Gun-Linie und schliesslich vor fünf Jahren das IWC Professional Pilot’s Watches Program, in dessen Rahmen wir spezielle Fliegeruhren für diverse «Squadrons» der U.S. Navy sowie auch Einheiten der Luftwaffen anderer Länder entwickeln. In den vergangenen Jahren haben wir so über zwei Dutzend solche individualisierten Fliegeruhren entwickelt. Ganz neu die für die Black Aces.

Welche Relevanz haben solche Partnerschaften?

Wir entwickeln seit 80 Jahren Fliegeruhren in enger Zusammenarbeit mit professionellen Piloten. Der regelmässige Austausch mit Piloten ist essenziell, um ihre spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse genau zu verstehen. Die Erkenntnisse, die wir aus der Partnerschaft mit der U.S. Navy und dem Professional Pilot’s Watches Program gewinnen, fliessen übrigens auch in die Entwicklung unserer Standardkollektion ein und kommen damit letztlich jedem Träger einer IWC-Fliegeruhr zugute.

Zum Beispiel?

Mattschwarze Keramik wird von Piloten oft gewünscht, weil sie das Sonnenlicht nicht reflektiert und nicht blendet. Entsprechend setzen wir dieses Material auch bei den kommerziell erhältlichen Top-Gun-Modellen ein.

Wie arbeiten Sie als Chief of Design und Ihr Team konkret mit diesen Partnern zusammen?

Direkt mit Mitgliedern der entsprechenden Einheiten, in Workshops vor Ort oder via Videokonferenzen. Als Basis für eine professionelle Fliegeruhr dient jeweils ein Modell wie eine Automatikuhr oder ein Chronograph, die wir dann gemäss den spezifischen Wünschen der Einheit anpassen. Oft geht es darum, grafische Elemente wie das Abzeichen zu integrieren. Diese Patches sind wichtige Bestandteile der Tradition der teilweise über 80-jährigen Fliegerstaffeln sowie zentrale Erkennungs- Identifikationsmerkmale für ihre Mitglieder. Für uns ist es nicht selten eine echte Herausforderung, die Abzeichen oder andere grafische Merkmale so auf dem Zifferblatt zu integrieren, dass die Ablesbarkeit gewährleistet bleibt. Diese ist eines der wichtigsten Anforderungskriterien eines Piloten. So entstand über die Jahre auch das typische Design unserer Fliegeruhren, das an ein reduziertes und einfach ablesbares Cockpit-Instrument erinnert.

Die sind aus den Cockpits inzwischen mehrheitlich verschwunden. Wie haben sich die Fliegeruhren entwickelt?

Die Ansprüche an sie haben sich mit dem Fortschritt der Luftfahrt verändert. Aus Sicherheitsgründen bestehen jedoch gerade militärische Einheiten aufs Vorhandensein redundanter Systeme. Dazu gehört für viele Piloten auch heute noch eine mechanische Uhr – für den Fall, dass die komplexe Bordelektronik einmal ausfallen sollte. Die Belastungen in modernen Jetcockpits sind enorm und die Platzverhältnisse sehr eng. Deshalb stehen heute vor allem Kriterien wie eine hohe Robustheit sowie die Kratzfestigkeit im Vordergrund. Über die letzten Jahre haben wir bei IWC auch intensiv im Bereich der Schockresistenz geforscht. In unserer Innovationsabteilung IWC Experimental (XPL) ist die Big Pilot’s Watch XPL Shock Absorber entstanden, die erste Uhr mit unserem patentierten Stossdämpfersystem. Das dort verwendete SPRIN-g-Protect-System basiert auf einer freitragenden Feder, die das Uhrwerk im Inneren des Gehäuses aufhängt. Dank ihrer speziell berechneten Form und der Verwendung von Bulk Metallic Glass schützt die Feder das Werk vor den enormen g-Kräften, die bei Stössen auf die Uhr entstehen. In Schlagtests, die im Cavendish Laboratory der Universität Cambridge in England durchgeführt wurden, hat ein geschütztes Uhrwerk Beschleunigungen von über 30’000 g überstanden.

Ihr neustes Baby ist eine Fliegeruhr, bei der nicht die Indizes und Zeiger leuchten, sondern das Zifferblatt. Wie kam es dazu? 

Die Black-Aces-Piloten wünschten sich ein Zifferblatt, das stark nachleuchtet. Wir haben diese technische Herausforderung angenommen und zum ersten Mal ein vollständig leuchtendes weisses Lumicast-Zifferblatt entwickelt – eine logische Weiterentwicklung der hervorragenden Nachtablesbarkeit, die IWC-Fliegeruhren seit den 1930er-Jahren auszeichnet. Bei mechanischen Uhren setzen wir oft Super-LumiNova-Leuchtmasse auf den Zeigern und den Indizes ein, um eine gute Ablesbarkeit bei Nacht zu gewährleisten. Die vom Sonnen- oder Kunstlicht absorbierte Lichtenergie bewirkt, dass die Elektronen im Material in einen höheren Energiezustand übergehen, wo diese Energie gespeichert wird. Wenn die Elektronen in ihren normalen Zustand zurückkehren, geben sie die absorbierte Energie als sichtbares Licht wieder ab und lassen das Material im Dunkeln leuchten. 

Was ist der Clou des leuchtenden Zifferblatts?

Das vollständig leuchtend weisse Lumicast-Zifferblatt schimmert mehr als 23 Stunden lang in hellem Grün. Dafür werden in einem ersten Schritt hochwertige Super-LumiNova-Pigmente mit einem Bindemittel gemischt, in eine runde Form gegossen und in einem speziell entwickelten Verfahren gehärtet. Dieser Prozess verleiht dem Material eine keramikähnliche Haltbarkeit. Die so entstehende massive Super-LumiNova-Scheibe wird dann auf dem Zifferblattrohling aus Weicheisen befestigt.

Wer hat auf ein Dauerleuchten des Zifferblatts gewartet?

Die Frage «Wer braucht das?» können Sie im Zeitalter der allgegenwärtigen technischen Gadgets jedem Besitzer einer hochwertigen mechanischen Uhr stellen. Die Zeit können wir immer und überall vom Handy ablesen, trotzdem haben viele Menschen Freude an ihrer Uhr. Die Piloten der Black Aces waren vom Resultat jedenfalls höchst begeistert. Und wir sind überzeugt, dass die Pilot’s Watch Automatic 41 Black Aces mit ihrer spannenden Geschichte und ihrer Leuchttechnik auch viele Liebhaber begeistern wird, die nicht jeden Tag im Cockpit sitzen.

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