Es gab eine Zeit, da waren Uhren entweder sehr hochwertig und auch teuer oder aber Massenware ohne viel Wert. Die grosse Leere dazwischen ist heute dicht besiedelt und hart umkämpft, schien in den 1980er-Jahren aber ein vielversprechendes Geschäftsfeld zu sein. Jedenfalls für Aletta und Peter Stas. Die beiden waren zwar weder beruflich noch familiär mit der Uhrenindustrie verbandelt, hatten aber eine grosse Leidenschaft für Zeitmesser. In der Angebotslücke sahen sie ihre Chance. Sie gründeten in Genf ihr eigenes Unternehmen und tauften es Frederique Constant – Frederique hiess die Urgrossmutter von ihr, Constant der Urgrossvater von ihm.

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Die Vision war klar: Uhrmacherisch hochwertige Uhren zu erschwinglichen Preisen. Das war 1988, lange bevor «Affordable Luxury» war in der Branche noch zum Buzzword wurde. Die beiden begann ihre eigenen Uhren zu entwerfen und zu entwickeln. 1992 präsentierten sie ihre erste Kollektion «18th Century» mit Schweizer Uhrwerken und von einem Genfer Uhrmacher assembliert. Es folgte 1994 die Heart-Beat-Uhr mit einem Fensterchen ins Uhrwerk bei 12 Uhr, 2004 das erste Manufaktur-Kaliber, dann das erste Tourbillon, die Weltzeituhr, die erste Smartwatch mit Netzwerkfunktionen und einem analogen Zifferblatt. Und 2016 haben die Stas ihr Lebenswerk an die japanische Citizen Group verkauft. Dafür gab es laut Firmenchronik diverse Gründe. Schlagworte sind Nachfolgeregelung, globale Expansion, finanzielle Stärke, Zugang zu Technologie und Infrastruktur.

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34’995 Franken kostet die Frederique Constant Classic Tourbillon.

Quelle: PR

Viel hat sich durch den Verkauf nicht verändert. Niels Eggerding, seit 2012 im Unternehmen, seit 2018 als CEO, fühlt sich im angestammten Preis- und Qualitätsgefüge wohl und pflegt nebenher auch überfliegende Zeitmesser weiter. Jüngstes Beispiel: das Modell Manufacture Classic Tourbillon. Ihr 40-Millimeter-Gehäuse ist aus Weissgold, das Zifferblatt aus bläulich schimmerndem Perlmutt, Kaliber und Tourbillon stammen aus der eigenen Manufaktur. Kostenpunkt: 34’995 Franken. Fast zeitgleich zur Lancierung dieser High-End-Uhr brachte er mit dem Slogan «Time to be bold» die Classics Manchette in den Markt, eine cool aussehende Frauenuhr im 1970er-Stil. Mit Quarzwerk. Ab 1295 Franken.

Was von aussen besehen ziemlich wahllos aussieht, hat gemäss Eggerding System: Mit Uhrmacherkunst in Gestalt von Tourbillon oder Ewigem Kalender zeigt die Marke, dass sie durchaus auch in der Premier League mitspielen kann – und auch will. Das weckt das Interesse von Connaisseurs und Sammlern, die bekanntlich immer auf der Suche nach der nächsten Uhr sind.

Die uhrmacherischen Statements und die Anerkennung von Kennern flattieren dann auch dem Image der günstigeren Referenzen, die grossmehrheitlich schön aussehen, solid gemacht sind und zwischen 750 und 3500 Franken kosten. Sie sind das Brot-und-Butter-Geschäft von Frederique Constant, steuern 90 bis 95 Prozent zum Umsatz bei. Das, sagt Eggerding, war schon immer so und werde auch so bleiben. Frederique Constant hat sich mit der Zweigleisigkeit in der Schweizer Uhrenlandschaft eine solide Position erarbeitet: In der Rangliste der 50 grössten Schweizer Uhrenmarken von Morgan Stanley und LuxeConsult steht die Marke auf Rang 36 mit einem Umsatz von 104 Millionen Franken.

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