PR steht bei Tissot für «Particularly Robust» und 516 sagt, dass es sich bei diesem Modell um das 16. der 5. (wasserfesten) Serie handelt. Das Design der Uhr datiert 1965 und stammt vom Schweizer Lucien Gurtner (1928-2004). Das Markante: Ins Gehäuse eingelassenes Panzerglas und das durchbrochene 707-Stahlarmband. 

Drei Jahre nach der Einführung kam die PR 516 als Chronograph heraus mit tachometrischer Skala auf der Lünette. Die Uhr ist ein Riesenerfolg und wird bis heute produziert. Sie hatte bislang zwei weltbewegende Auftritte: 1968 als Schriftzug auf dem Ferrari der Rally-Legende Henry Bradley - by the way von diesem aus freien Stücken dort aufgeklebt – und 1973 am Handgelenk von Roger Moore aka James Bond.

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Bei der Neuauflage der PR 561 ist beim Design vieles so geblieben, wie es anno 1970 schon war. Was es – leider, leider – nicht ins Jahr 2024 geschafft hat, ist das durchbrochene Armband. Immerhin, das Metallarmband, das mitgeliefert wird, kann mit Schnellwechselsystem beim Bedarf nach mehr Raffinesse und Chic ausgetauscht werden.

Es gibt die Uhr als Chronographen (41 mm) und mit Quarzwerk (40 mm), die beiden unterscheiden sich äusserlich nur in wenigen Details, preislich sind sie weit voneinander entfernt: Die Variante mit dem mechanischen Chronographen mit Handaufzug, der für diese Uhr entwickelt worden ist, kostet 1725 Franken, die stählerne mit blauem oder schwarzem Zifferblatt und mit Quarz inside 475 Franken und die bi-color-Ausführung 525 Franken.

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«Es ist unsere Aufgabe, dieses Preissegment zu dominieren»

Die Swatch-Group-Marke Tissot stellte am Donnerstag die Neuheiten für 2024 vor – unzählige. Die Show dauerte knapp eine Stunde. Danach redete Sylvain Dolla, seit dreieinhalb Jahren CEO der Marke, mit uns über seine Favoriten, seine Liebe zur T-Touch, seine Strategie für die Marke, deren Uhren zwischen 300 und 1200 Franken kosten, und über seine Herausforderungen. 


Herr Dolla, bei der Präsentation der Neuheiten hatten Sie keine Neuheit, sondern eine T-Touch am Handgelenk. Extra?

Nun, ich liebe diese Uhr. Für mich ist sie eine besondere Uhr, weil ich fünf Jahre lang stark in ihre Entstehung involviert war, damals noch als CEO von Hamilton. Als ich vor dreieinhalb Jahren zu Tissot kam, haben wir entschieden, dass uns dieses Projekt helfen würde, in der Welt der vernetzten Uhren präsent zu sein. 

Ist sie die Zukunft?

Wir werden nie ein Unternehmen für Unterhaltungselektronik sein, sondern eine feine, traditionelle Uhrenmanufaktur bleiben. Mit der T-Touch haben wir bewiesen, dass wir in der Lage sind, neue Arbeitsmethoden zu erlernen, indem wir einen vernetzten Pool von Ingenieuren in die Entwicklung einbeziehen. Zudem hat das Projekt bei der digitalen Transformation des Unternehmens geholfen – und auch unsere Arbeitsweise modernisiert. Im Dezember haben wir die zweite Version, die T-Touch Connect Sport, lanciert, erweitert um das Know-how, das wir vor drei Jahren noch nicht hatten.

Und wie verkauft sich die Uhr?

Wir haben im Dezember und Januar sehr viele verkauft und nur gerade 15 Rückläufer. Heisst: Die Uhr ist extrem zuverlässig. 

15 von wie vielen? 

Wir kommunizieren diese Zahlen nicht, aber Sie können mir glauben, die 15 sind wirklich sehr, sehr wenig im Vergleich zum Total, und das Total war dreimal grösser als von uns erwartet. Aktuell wird die neue T-Touch nur in der Schweiz verkauft, ab nächstem Monat dann in Europa, dann auch in den USA und Asien.

Warum lancieren Sie schrittweise?

Ich bin lieber vorsichtig, wenn es um eine neue Technologie geht, um sicherzustellen, dass alles dem Qualitätsstandard entspricht. Und nun, da ich mir sicher bin, fahren wir das hoch.

Ihr Herz schlägt also für die T-Touch – sie ist eine von wie vielen Tissot-Referenzen?

Von inzwischen ungefähr 600. Als ich zu Tissot kam, bat ich das Team, sich zu fokussieren und die Ressourcen zu nutzen, um weniger zu tun, aber mehr Zeit für die Arbeit an den Details zu haben. Und was die Neuheiten betrifft, so haben wir in den letzten drei Jahren beschlossen, uns auf maximal 100 zu beschränken, das können auch fünf Modelle sein, bei denen wir 20 verschiedene Referenzen haben. Früher waren es 150 pro Jahr und noch mehr. 

Auf welche Neuheit sind Sie 2024 besonders stolz?

Aus rein ästhetischen Gründen und weil es eine echte Neuheit ist, ist das die mechanische Variante der PR 516. Und die Quarzversion wird in Bezug auf das Segment interessant sein. 

In der Präsentation der Neuheiten heute haben Sie die PRX mehrfach als Gamechanger für Tissot bezeichnet. Inwiefern trifft das zu?

Es geschah etwas, an das ich mich mein ganzes Leben lang erinnern werde, denn es war meine erste Woche bei Tissot, und wir trafen uns mit dem Produktteam. Ich bat die Leute dort, alle Ideen auf den Tisch zu legen, die sie sich in der Vergangenheit angeschaut hatten. Und dann war da die PRX, und ich war schockverliebt. Der Produktmanager sagte: «Nun, ich habe bereits mit den Zeichnungen begonnen für das Quarzmodell.» Und ich sagte, wir müssten das vorantreiben und so schnell wie möglich abschliessen und auf den Markt bringen. Nicht nur mit Quarz, sondern auch mit einem Automatikkaliber. Es gab Zweifel. Aber ich war vollkommen überzeugt. Als ich am Abend nach Hause fuhr, dachte ich, oh, das war mein erstes Treffen, wenn ich hiermit einen Fehler gemacht habe, werde ich in den nächsten drei Jahren nicht mehr in der Lage sein, dem Team irgendwelche Anregungen für Produkte zu geben.

Aber es kam gut. 

Ja. Die PRX hat eingeschlagen wie eine Bombe, und ich kann Ihnen sagen, dass wir hart geackert haben, um die Nachfrage zu befriedigen. Wenn man etwas völlig unterschätzt, heisst das, dass man ein Jahr lang rennt und schiebt. Aber wir haben Glück, wir haben gute Industriepartner, eine starke industrielle Basis. Und das hat wirklich geholfen.

Wie wichtig sind für Sie Social Media? 

Für mich persönlich: absolut unwichtig. Ich habe null Präsenz im sozialen Netzwerk, abgesehen von ein bisschen LinkedIn, wo ich nur Tissot-Posts veröffentliche. 

Warum?

Ich kann meine Zeit besser nutzen. Aber aus geschäftlichen Gründen finde ich äusserst interessant, was unsere Community auf Instagram postet, und ich schaue mir das auch an, wenn ich mal am Flughafen sitze und warten muss. Die Kommentare, Kritiken und Meinungen sind eine Quelle der Inspiration, hier schreiben oft Meinungsführer und echte Fans.

Anderes Thema: Wie sieht Ihre Verkaufsstrategie aus? 

Tissot wird in der ganzen Welt verkauft, wir haben 11’000 Verkaufspunkte. 86 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Grosshandelspartnern. Aber unsere Priorität ist es, überall auf der Welt Shop-in-Shops zu installieren. Letztes Jahr haben wir 800 eingerichtet. In diesem Jahr werden etwa 900 dazukommen. Etwa zehn Prozent unseres Umsatzes erzielen wir online, die dritte Säule sind eigene Boutiquen, von denen wir 230 besitzen. Dort konzentrieren wir uns auf hohe Frequenzen an erstklassigen Lagen überall auf der Welt.

Die besten Lagen sind die teuersten. Das können Sie sich leisten?

Keine Sorge, wir betreiben keine Standorte, um Marketing zu machen, sondern mit ehrgeizigen, aber realistischen Zielen. 

Was sind aktuell Ihre Erwartungen?

Das letzte Jahr war wirklich aussergewöhnlich. Das einzige Problem, mit dem wir konfrontiert sind, ist der starke Franken: Wir erzielen 90 Prozent unseres Umsatzes in Fremdwährungen. Aber wir konnten trotz enormer Wechselkursverluste ein superinteressantes Wachstum erzielen. Für 2024 bin ich zuversichtlich.

Das heisst?

Natürlich erwarte ich nicht das gleiche prozentuale Wachstum wie im letzten Jahr, weil die Messlatte höher liegt. Beispiel USA: Dort haben wir inzwischen ein Niveau erreicht, bei dem ein Plus von zehn Prozent schon eine grosse Leistung ist.

Wie steht Tissot weltweit da? 

Wir haben im Bereich von 300 bis 1200 Franken weltweit einen Marktanteil von 50 Prozent. Wir haben keine Ambitionen, unsere Preise zu erhöhen und in höhere Preissegmente zu gehen, sondern betrachten es als unsere Aufgabe, in diesem Preisband zu dominieren und unsere Marktanteile gegen Konkurrenten wie Seiko weiter auszubauen. 

Was ist der Durchschnittspreis bei Tissot?

498 Franken.

Welches ist neben dem Schweizer Franken die grösste Herausforderung, mit der Sie derzeit auf den Märkten konfrontiert sind?

Was ich selbst in den letzten zehn Jahren gelernt habe, ist, dass wir uns auf die Zukunft konzentrieren müssen und nicht zu sehr auf potenzielle Risiken achten sollten. Denn wenn man zu sehr auf potenzielle Risiken achtet, hört man auf zu investieren, man hört auf zu innovieren, man hört auf, zuversichtlich zu sein, und dann gerät man früher oder später natürlich in Schwierigkeiten.

Iris Kuhn Spogat
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