Thomas Steinemann kaufte 2010 die 1785 gegründete Marke Philippe DuBois et fils – und hatte damit grosse Pläne. Das dafür nötige Kleingeld besorgte er sich mit der ersten webbasierten Equity-Funding-Kampagne, die es in der traditionsreichen Branche je gab. So sammelte er von 587 privaten Investoren aus 21 Ländern innerhalb von fünf Monaten 1,5 Millionen Franken ein. Die Aktionärsschar ist gemäss Steinemann seither auf über 1150 Mitglieder aus 31 Ländern angewachsen. Einer davon ist seit 2024 der frühere Fussballnati‑Star Alex Frei.

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Der radikale Schnitt von 2019

Dubois et fils wuchs zunächst klassisch: moderne Automatikkaliber, limitierte Serien, Messeauftritte in Basel. 2019 riss er einen «Vollstopp» (Steinemann). Nicht aus Not, sondern weil er zuvor von einem Uhrmacher-Ehepaar 250’000 Uhrwerke hatte erwerben können, welche diese zusammengekauft hatten, um sie vor der Verschrottung zu retten. Die Kaliber stammen aus den Jahren 1930 bis 1970 und sind von Marken wie Universal, Valjoux oder Felsa, wie das Schweizer Uhrenfachblatt «Watch Around» berichtete. Damit verfügte DuBois et fils plötzlich über den grössten Schatz mechanischer Zeitgeschichte ausserhalb der Swatch Group. Seit 2020 stellt Steinemann nur noch Zeitmesser her, in denen eines dieser historischen Uhrwerke verbaut ist. Die Kaliber werden seit 2024 im eigenen Atelier in Muttenz gehütet und restauriert. Verkauft werden die Uhren online only.

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Grosse Geschichten an berühmten Handgelenken

Marketingbudget? Fehlanzeige. Also ersann Steinemann eine so einfache wie geniale Idee: Prominente Persönlichkeiten erhielten eine DuBois et fils ans Handgelenk und führten während eines Monats Tagebuch. Danach wurde das Set – Uhr plus ein Non-Fungible Token (NFT) des Tagebuchs – versteigert. Debütiert hat Steinemann mit Urs Siegenthaler: Der Fussballtrainer trug während der WM in Katar eine DBF007-10-04 am Handgelenk und verfasste in dieser Zeit seine persönliche Chronik des Spektakels. Beides war einem Fan 8277 Franken wert. Auf Siegenthaler folgte die Autorennfahrerin Fabienne Wohlwend. Sie trug eine DBF007-08-05 und schilderte digital «30 Tage im Leben von …». Jemand ergatterte das Set für 7599 Franken. Der vorläufig grösste Coup landete Steinemann mit Fussball‑Ikone Cristian «Cuti» Romero, dem argentinischen Innenverteidiger (Tottenham Hotspur, zuvor Atalanta Bergamo sowie Juventus) und Weltmeister von 2022. Der Kicker mit fünf Millionen Followern auf Instagram war 2023 der dritte Profisportler im DuBois‑et‑fils‑Tagebuch-Programm. Er trug eine DFB 003-11 und führte 31 Tage lang Buch über Training, Familienleben und Erinnerungen an den WM-Triumph in Katar. Für seine Uhr plus Tagebuch als NFT bezahlte jemand 14’900 Franken. 2024 hiess der Star Peter Knäbel. Der künftige Sportdirektor des Schweizer Fussballverbands trug während eines Monats eine DBF008-13-22 und führte ein digitales Tagebuch zur EM, die er als Fussballexperte hautnah miterlebte. Seine Uhr und die digitalen Memoiren ersteigerte am 22. August 2024 jemand für 5650 Franken. Die Chroniken sind wie auch die Geschichte der jeweiligen Uhrwerke by the way mittels Blockchain gesichert – und unveränderbar.

Und noch ein Grosser

Der jüngste Coup wird der vorläufig spektakulärste: Fussballprofi Ivan Rakitic hat die 42-mm-Taucheruhr DBF 007‑07 Diver mit einem vollständig überholten Felsa‑Kaliber von 1967 während eines Monats getragen und in 30 Kapiteln seinen Aufstieg im Basler «Joggeli» und seinen Weg über Deutschland, Spanien, Saudi-Arabien in seine Heimat Kroatien notiert. Ein besonderes Augenmerk, so verrät Steinemann, liege auf der Zeit in Spanien, wo Rakitic mit dem FC Sevilla und später mit dem FC Barcelona kickte. Fraglos gross feiern wird er seinen entscheidenden Treffer im Champions-League-Final 2015. Und Rakitic werde in seiner Autobiografie – ebenfalls ein Spoiler Steinemanns – auch offen über seinen Entscheid für die kroatische und gegen die Schweizer Nationalmannschaft erzählen. Vor der Auktion wird der Fussballstar mit 17,1 Millionen Followern auf Social Media gemäss Vertrag zwei Posts absetzen. Günstiger kommt man in der Luxusgüter-Kommunikation wohl kaum zu einer globalen Werbekampagne … Mitte Juni schliesslich kommen die Rakitic-Uhr und deren Geschichte zur Versteigerung. Startpreis: 1 Franken.