H. Moser & Cie. × Undefeated: Die top seriöse Uhrenmanufaktur in Neuhausen am Rheinfall bringt in Kollaboration mit dem angesagten Street-Culture-Label aus Los Angeles eine limitierte Edition des Modells Streamliner heraus. Sie tun es verständlicherweise höchst wortreich – auf die Kombi hätte im Vorfeld bestimmt niemand gewettet, mindestens was H. Moser mit dem Beinamen «Very rare» angeht. 

Undefeated mit einer römischen 5 als Logo fliegt dank solchen Kollaborationen. Die Amerikaner, von denen die Idee für eine gemeinsame Uhr mit H. Moser stammt, haben schon mit zahlreichen Marken und Künstlern zusammengearbeitet und von Surfbrettern über Basketbälle bis zu Luxuskarossen fast alles einmal kollaboriert. Und nun erstmals auch eine Luxusuhr. 

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Am 22. Juni um 16 Uhr gehen die auf 76 Stück limitierten Uhren in den Verkauf in den Onlineshops der beiden Brands, deren Klientel so verschieden ist wie deren Produkte: Haute Horlogerie vs. Streetculture. Eine heisse Story ist es, für beide. Seitens H. Moser rechnet man damit, dass die Uhren spätestens nach zwei Tagen weg sind. Für 50’000 Franken das Stück. 
 

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Haute Horlogerie vs. Streetculture, die limitierte Edition des Modells Streamliner.

Quelle: PD

Aufmerksamkeit erregen

Man darf gespannt sein, was seitens H. Moser als Nächstes passiert. Vor einem Jahr haben sie schon mit dem Künstler seconde/seconde zusammengearbeitet und das Modell Endeavour mit einem Radiergummi als Stundenzeiger herausgebracht. Der ist mehr als ein Symbol: Die Zifferblätter der Endeavour sind frei von Markenlogo und ohne Indexe. Die 20 Uhren aus der Kollaboration zum Preis von 19’900 Franken waren alle verkauft, bevor sie fertig produziert waren. 

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H. Moser & Cie. in Zusammenarbeit mit seconde/seconde/.

Quelle: PD

Kunst mit Uhr zu verbinden, ist keine neue Erfindung, Swatch pflegt die Liaison seit Beginn und mit Bravour. In Kooperation mit dem Museum of Modern Art in New York brachten die Bieler letztes Jahr ihre Interpretation von Van Gogh und Henri Rousseau ans Handgelenk und 2022 in der Kollektion Swatch × Centre Pompidou Vassily Kandinsky und Piet Mondrian – hohe Kunst zu Swatch-Tarifen. An der diesjährigen Biennale Arte in Venedig gibt es Special-Editions zu den beiden gesponserten Ausstellungen.

Im Swatch Art Peace Hotel in Shanghai schliesslich können Künstler für einen bestimmten Zeitraum wohnen und arbeiten. Das Ganze figuriert unter dem Titel «Swatch loves Art». 

Auch «Hublot loves Art». Der Slogan der Marke, die für ihren breitbeinigen Auftritt und ihre Präsenz an der Art Basel in Basel und Miami bekannt ist, wird gross gespielt. Seit der Zusammenarbeit mit Takashi Murakami, einem der gefragtesten zeitgenössischen Künstler überhaupt, gilt davon auch die Umkehr: Art loves Hublot.

Murakami war von der Kollaboration offenbar so angetan, dass er nachgeladen und eine Hublot × Murakami Vol. 2 geliefert hat. Murakamis Enthusiasmus stammt mitunter auch daher, dass er nicht nur Oberflächliches machen konnte, sondern in die Uhr eindringen: Sein Markenzeichen, die lachende Blume, ist das Zifferblatt.

sd

Hublot × Murakami

Quelle: PD

Ihre Blütenblätter sind nicht flachgedrückt, sondern wölben sich dreidimensional, und weil sie nicht fixiert sind, rotieren sie auch noch, möglich gemacht dank einem eigens dafür entwickelten Kugellagersystem. Die Bewegung sorgt für Sondereffekte, sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Hublot × Murakami: Die eine all black mit ausschliesslich schwarzen Diamanten, die andere bunt mit 487 Edelsteinen (Saphiren, Amethysten, Rubinen) jeder Couleur. Die Kollaboration führt Hublot einem riesigen neuen Kundenkreis zu, den Murakami-Fans. Die Uhren, in limitierter Auflage von 200 respektive 100 aufgelegt, waren jeweils innert weniger Tage ausverkauft. 

Freilich gibt es von der Classic Fusion Takashi Murakami inzwischen auch NFT – 216 von der schwarzen, 108 von der regenbogenfarbigen Version, gratis für Besitzer der echten Uhren. Auf einer Seite, die Hublot im Mai auf dem dezentralen Marktplatz für NFT eingerichtet hat, können die NFT auch gehandelt werden. 

Begehren wecken

Für Connaisseurs ebenfalls höchst augenfällig – preislich aber höchst bodenständig – arbeitete Louis Erard 2019 erstmals mit dem Künstler und Grafikdesigner Alain Silberstein zusammen. Die Uhren – schneeweisses Zifferblatt, Silberstein-Zeiger in Blau, Rot und Gelb – wurden direkt nach ihrer Lancierung zu Sammlerstücken. 2022 geht die Kollaboration in die zweite Runde mit einem Regulator (der eigentlichen Spezialität von Louis Erard), einer Monopusher und einer Semainier mit einem Wochenkalender à la Silverstein: Tage haben keine Namen, sondern ein Smiley-Face – von trüb bis glücklich.

Auch diese Edition ist limitiert auf je 178 Stück – und war in no time ausverkauft. Der Preis war mit 4000 Franken aber auch höchst bodenständig. Zum Vergleich: Die Hublot × Murakami all black kostete um die 60’000, die bunte um die 100’000 Franken. 

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Quelle: PD

Kaum eine Luxusuhrenmarke ohne Anschluss an die Kunst. Vielen geht es dabei weniger um Umsatz als um Profilierung. Paradebeispiel Audemars Piguet: 2012 hat die Luxusuhrenmarke mit Hauptsitz in Le Brassus die Initiative Audemars Piguet Contemporary gegründet und gibt bei Zeitgenossen Kunstwerke in Auftrag, die dann an Kunstevents und -ausstellungen präsentiert werden. Wer’s ins Programm schafft, gilt dann auch als auserkoren, Teil zu sein «einer weltweiten Gemeinschaft der Künstler und Künstlerinnen», die dank dieser Initiative zustande kommen soll. Das offizielle Credo: «Wir glauben an die Kraft der Kunst, Menschen zu verbinden.» Ebenfalls nach Höherem, aber anders, strebt Vacheron Constantin in ihrer aufsehenerregenden Partnerschaft mit dem Louvre in Paris: Mit der Vacheron Constantin × Le Louvre Métiers d’Art sind aus berühmten Exponaten des Louvres – vorerst aus der Antike – prachtvolle Zifferblätter geworden.

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Sie sind dem persischen Reich von Dareios dem Grossen, dem Ägypten der Pharaonen, dem hellenistischen Griechenland und dem kaiserlichen Rom gewidmet. Von jeder Epoche gibt es fünf Exemplare. Ihre Entstehungsgeschichte ist auf der Homepage von Vacheron Constantin grandios dokumentiert und unbedingt sehenswert. 

Elitär ist auch das Verhältnis von Rolex zu Kunst, der Geldfluss eine Einbahn. Fokus liegt dabei in der Förderung des Nachwuchses auf allen möglichen kreativen Gebieten, darunter Architektur, Tanz und Film. Besonders stolz sind die Genfer auf ihr «Mentor und Meisterschüler». Hier werden junge Talente Meistern ihres Fachs zugeführt und von denen zwei Jahre lang begleitet. Die Latte, in dieses Programm reinzukommen, liegt für die Youngsters allerdings sehr hoch: Im Bereich Film etwa kommt nur infrage, wer mindestens einmal auf der Nominierungsliste der Oscars gestanden hat. Für die Krone sind nur die Besten gut genug.

Iris Kuhn Spogat
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