Es dauerte nur 45 Minuten, dann waren 36 Uhren verkauft. Was bemerkenswert ist: Denn wer zugriff und für sein Exemplar umgehend 50 Prozent des Endpreises einbezahlte, hatte zunächst nichts als ein Versprechen in der Hand – der Verkauf via Kickstarter war eine Subskription für die Uhr des Modells Mechanik2. Inzwischen sind alle 100 Stück ausgeliefert, das Versprechen also eingelöst. Designer Christian Gafner hat bereits eine zweite Serie von 100 Stück in Arbeit. Und die dritte in der Pipeline. 

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Befeuert wird die Käufergunst unter anderem von einem Design, das aus dem Rahmen des sonst oft üblichen Einerleis fällt – und ganz der Philosophie entspricht, der sich Christian Gafner verschrieben hat. Als «Entrümpler» sieht er sich und beschreibt seine Herangehensweise an ein Projekt wie folgt: «Ich schaue bei einem neuen Produkt immer wieder, was man wegnehmen kann.» Nochmals und nochmals. Zurück bleibt am Ende ein puristisches Objekt, maximal reduziert, klar, schnörkellos und funktional. Ein Logo zum Beispiel gibt es zwar, aber man muss es lange suchen: Der Schriftzug «MII», die Abkürzung für Mechanik2, dient als 9-Uhr-Balken – kaum von den anderen Indexen zu unterscheiden.

<p>Designer Christian Gafner.</p>

Designer Christian Gafner.

Quelle: PR

Grosse Budgets für die Vermarktung hat Designer Gafner nicht – dafür allerlei Ideen. Zum Beispiel für eine erste «Unikate-Edition»: 15 Uhren werden es sein, realisiert mit dem Künstler Jwan Luginbühl. Der steuert eine 12 bis 15 Zentimeter hohe Bronzeskulptur bei, die zusammen mit der Uhr in einem Holzklotz verpackt wird. Der Zeitmesser kommt diesmal nicht wie bisher im Titan-, sondern passend im Bronzegehäuse daher.

Zurück zur Mechanik2. Sie erinnert unweigerlich an ihre Vorgänger-Uhr, die das Werk eines genialen Trios war. Neben Christian Gafner als Gestalter waren dies der herausragende Konstrukteur Ludwig Oechslin und der talentierte Uhrenbauer Paul Gerber.

<p>Die MIH mit Jahreskalender.</p>

Die MIH mit Jahreskalender.

Quelle: PR

MIH hiess die Uhr, denn für das Uhrenmuseum Musée international d’horlogerie (MIH) in La Chaux-de-Fonds hatte Ludwig Oechslin die Uhr konzipiert – er war dort Museumskonservator. Das Besondere daran: Sie hatte einen Jahreskalender, das Datum musste also nur Ende Februar korrigiert werden. Und die technische Lösung dafür war genial: Diese Jahreskalender-Komplikation kam mit nur gerade neun Komponenten aus. Üblich sind 40 bis 50.

<p>Die Jahreskalender-Komplikation der MIH kam mit neun Komponenten statt den üblichen vierzig aus.</p>

Die Jahreskalender-Komplikation der MIH kam mit neun Komponenten statt den üblichen vierzig aus.

Quelle: PR

Uhrmacher Paul Gerber, der die Zeitmesser zusammenbaute, hinterliess ebenfalls eine Signatur. Er schlug als Motor der Uhr das Chrono-Kaliber 7750 vor – ein bewährter und starker Traktor. Es war Gerbers Idee, die Chronographen-Funktion sichtbar zu machen – diskret ist der Minutentotalisator durch ein Fensterchen im Boden zu sehen, die Uhr kommt als Ein-Drücker-Chronograph daher, womit ihre puristische Anmutung erhalten bleibt.

<p>Der Minutentotalisator der MIH.</p>

Der Minutentotalisator der MIH.

Quelle: PR

Das Modell avancierte zur Kult-Uhr – die allerdings schon bald nicht mehr zu haben war, denn die Produktion wurde eingestellt. Worauf Christian Gafner beschloss, die Geschichte weiterzutreiben.

<p>Die MIH-Handschrift ist auch bei der Mechanik2 wiederzuerkennen.</p>

Die MIH-Handschrift ist auch bei der Mechanik2 wiederzuerkennen.

Quelle: PR

Seine Mechanik2 ist keine radikale Neuerfindung, sondern ein behutsames Update – und wer die MIH-Uhr gesehen hat, erkennt die Handschrift sofort: gleiche Gehäuseform, gleiches Prinzip der funktionalen Reduktion. Und doch ist einiges neu gedacht. Die auffälligste Änderung springt gleich ins Auge: Ein Kreis aus 30 Punkten auf dem oberen Zifferblatt ersetzt den rückseitigen Minuten-Totalisator des Chronographen – eine Lösung, die den Nutzen erhöht, ohne den Purismus zu stören. Die verstrichene Zeit wird mit einem roten Punkt dargestellt, rot ist auch der Chronographen-Zeiger, während die AM/PM-Punkte neben dem Datum nun weiss statt wie bisher rot leuchten. Auch das Innenleben wurde verfeinert – ein paar technische Retuschen wurden angebracht.

Neuerdings hat der Designer, der auch schon für Rado, Eterna, Porsche Design Timepieces sowie Ochs und Junior gestaltet hat, sein eigenes Büro in Grenchen gefunden. Vorher arbeitete er mangels Räumlichkeiten eine Zeit lang im Zug – das sei, so witzelt er, sein «train office» gewesen.

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