Nicolas Baretzki verlässt die Richemont-Marke Montblanc – bekannt für Schreibgeräte, Lederwaren und Uhren – per Ende Jahr. Das berichtet «Business Montres» unter Berufung auf eine Mitteilung im Intranet des Genfer Luxuskonzerns. Offiziell sagen weder Richemont noch Montblanc etwas zum bevorstehenden Chefwechsel.

Wer sich bei Richemont ein wenig umhört, erfährt aber bereits, durch wen Baretzki ersetzt wird. Es ist Philippe Fortunato, der vom Rivalen LVMH eingewechselte Manager, der bei Richemont für alle Mode- und Accessoiremarken zuständig ist. Fortunato übernimmt Montblanc allerdings nur interimistisch, bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger installiert ist.

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Baretzkis Abgang ist im Kern wenig erstaunlich: In seinen gut sechs Jahren als Chef der Hamburger Traditionsmarke Montblanc hat er keine wirklichen Stricke zerrissen. Die Positionierung von Montblanc bleibt so diffus wie vor seinem Amtsantritt. Und von einem Revival nach dem Pandemieeinbruch war bei Montblanc nichts zu spüren. Im Uhrengeschäft jedenfalls hat Montblanc in der Ära Baretzki Umsatz verloren. 2017 verbuchte die Sparte Verkäufe von rund 265 Millionen Franken. Gemäss den Daten von Morgan Stanley und Luxeconsult sank der Umsatz 2022 auf 235 Millionen Franken.

Baretzki wollte Präsident von Cartier werden

Erstaunlich an Baretzkis Abgang ist allerdings, dass Richemont ihn überhaupt ziehen lässt. Immerhin verbrachte er seine ganze Karriere beim Genfer Konzern. Unmittelbar nach seinen Studien an der Pariser Kaderschmiede HEC heuerte er bei Richemont an, arbeitete in der Zentrale, bei Cartier, bei Jaeger-LeCoultre – und natürlich bei Montblanc. Ausserdem war Baretzki als typischer «Richemont Boy» ein enger Vertrauter und Unterstützer von Konzernchef Jérôme Lambert, der im Unternehmen alles andere als unumstritten ist.

Ergo gilt als sicher, dass Baretzki ein Konkurrenzangebot erhalten hat, dem weder Lambert noch Richemont-Patron Johann Rupert etwas entgegensetzen konnte. Zumal weder Lambert noch Rupert Baretzki den lange angestrebten Posten als Präsident von Cartier – der wichtigsten Marke im Hause – zutrauten.

Fragt sich also nur noch, auf welchem Chefposten Baretzki im nächsten Jahr auftauchen wird.