Die Sternchen sind verschwunden: Wer die Webseite des World Economic Forum konsultiert, findet anders als früher keine Angaben, welches der 29 Mitglieder des Board of Trustees einem der beiden laut Satzung vorgeschriebenen Komitees angehört: dem Governing Board und dem Audit- und Risk-Komitee.
Der Grund: Das oberste WEF-Gremium wird gerade umgebaut, wie die Eidgenössische Stiftungsaufsicht (ESA) unter der Leitung von Nils Güggi bestätigt. Die Neustrukturierung sei mit einer Statutenänderung verbunden, die von der «ESA genehmigt werden muss. Die formale Überprüfung dieser Änderungen ist noch im Gang.»
Der Umbau hatte bereits vor dem Rücktritt des Gründers Klaus Schwab begonnen und war von den drei starken Männern des Forums lanciert worden: dem aktuellen Interimspräsidenten Peter Brabeck, Audit- und Riskchef Thomas Buberl und CEO Børge Brende. Sie hatten Schwab wegen einer laufenden Untersuchung nach einem «Wall Street Journal»-Artikel vom Juni 2024 zur Seite geschoben und die Statutenänderung aufgegleist. Statt zwei sollte es vier Komitees geben: neben Audit und Risk eines für Innovation und Strategie, dazu eines für Impact und Stakeholder und als wichtigsten Ausschuss ein Governance- und Nominationskomitee, das das bisherige Governing Board ersetzen sollte.
Doch die ESA akzeptierte die Statutenänderung nicht und meldete zwölf Vorbehalte an. Besonders gravierend: Brabeck wollte Brende in das neue Governance-Komitee hieven. Die ESA stellte sich quer. Und so gilt vorerst das alte Reglement –doch die Komitee-Mitgliedschaften werden nicht mehr ausgewiesen. «Die bisherigen Statuten gelten weiterhin», bestätigt auch das WEF.
Das hat in einer zentralen Frage bedeutende Konsequenzen. In Artikel 11 der Satzung heisst es: «Der Gründer bestimmt seinen Nachfolger selbst.» Diese Regel ist damit weiterhin in Kraft. Und selbst wenn man sie ändern wollte, wäre das kaum ohne die Zustimmung Schwabs möglich. Seine Rechte könnten ihm nur aus schwerwiegenden Gründen entzogen werden, heisst es von seiner juristischen Seite. Der Rücktritt am Osterwochenende reicht dazu nicht aus. Brabeck führt dann auch formal nur den Titel «Chairman ad interim».
Das verstärkt die bizarre Ausgangslage: Obwohl Brabeck, Buberl und Brende institutionell dem Wohl des WEF verpflichtet sind, haben sie ein Interesse, dass die Untersuchung der Kanzlei Homburger aufgrund anonymer Anschuldigungen belastendes Material gegen Schwab hervorbringt. Sonst hätten sie nicht nur durch ihr radikales Vorgehen gegen Schwab den Ruf des WEF massiv beschädigt und damit ihre Treuepflicht verletzt, sondern könnten auch die Nachfolge nicht selbst regeln. Schwab könnte dann seine Wunschkandidatin Christine Lagarde nach dem Ende ihres EZB-Mandats 2027 nominieren. Die ESA erhöht den Druck auf Brabeck und Co.: Sie betont, dass die Untersuchung «allein in der Kompetenz des WEF» liege und sie darin «keine aktive Rolle spiele».