Pakete, Briefe, Postautos, Bank, Verkaufsstellen, 45’000 Beschäftigte: Die Post bringt die Schweiz zusammen – jeden Tag. Das ist ihr Slogan. Und er trifft zu. Die Post ist nationales Kulturgut.

Im Januar 2025 gab CEO Roberto Cirillo nach sechs Jahren seinen Abgang per Ende März bekannt. Ein Prestigejob. Kandidatinnen und Kandidaten müssten Schlange stehen. Doch seit Anfang April führt Finanzchef Alex Glanzmann den Konzern ad interim. Nachfolge? Der neue CEO soll im Sommer bekannt gegeben werden, sagt ein Post-Sprecher. Der Chef-Posten dieses helvetischen Monuments war schon begehrter. Der Druck ist enorm. Die Briefmengen sinken strukturell bedingt, die Paketmengen erodieren nach dem Pandemiehoch, das Poststellennetz schreibt seit Jahren Verluste, der Gewinn bei Postfinance sank 2024 auf den tiefsten Stand seit 2020.

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Auf dem Papier lieferte zuletzt nur die Logistiksparte ab. Mit einem Gewinnsprung durch Preiserhöhungen. Der Verwaltungsrat unter Präsident Christian Levrat will Cirillos Kurs der «Post von morgen» trotzdem fortsetzen. Doch wo kommt das Wachstum der «Post von übermorgen» her? Die Post versucht es seit einigen Jahren in neuen, oft digitalen, Wachstumsfeldern. Doch mit Ausflügen in privatwirtschaftliche Gefilde macht sich das Staatsunternehmen weder in Politik noch Wirtschaft Freunde. Zudem schrieb der Bereich Kommunikations-Services – dieser setzt die Digitalisierungsinitiativen massgeblich um – im letzten Jahr erneut einen Betriebsverlust von 67  Millionen Franken bei einem Umsatz von 206   Millionen. Konzernleitungsmitglied Nicole Burth leitet den Bereich. Kein überzeugendes Argument für nach ganz oben. Gemäss den CH-Media-Zeitungen soll sie Interesse am Chefposten angemeldet haben. Weitere interne Bewerber gibt es dem Vernehmen nach nicht. Alex Glanzmann soll abgesagt haben; ebenso Logistikchef Johannes Cramer und Poststellenleiter Thomas Baur.

Headhunter Egon Zehnder sucht eine «Führungspersönlichkeit aus der Schweizer Wirtschaft mit CEO-Format». Kriterien: Umbau vorantreiben, Freude an der Präsenz in der Öffentlichkeit und der politischen Arena. Und das bitte für ein Salär von einer Million Franken. Mehr ist politisch nicht opportun.

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CEO und Animal politique: Die Doppelrolle schreckt Bewerber ab. Ex-Panalpina-Chef Stefan Karlen soll sich deshalb aus dem Rennen genommen haben. Beobachter gehen gleichwohl eher von einer externen Lösung aus. Mehrfach fällt der Name Daniel Hintermann. Der 54-Jährige leitet Logistik und Produktion bei Coop. Er wäre einer für die Transformation des Kerngeschäfts. Hintermann sagt auf Anfrage, dass er sehr glücklich sei in seiner aktuellen Funktion und keine anderen beruflichen Ambitionen habe.