Es war das Branchenportal Citywire.com, das Mitte Mai mit News aufwartete: Die Schweizer Privatbank EFG habe vor britischem Gericht eine Klage wegen Wirtschaftsbetrug gegen ihre Schweizer Konkurrentin Mirabaud eingereicht. Die Klage richtet sich auch gegen zwei ihrer früheren Teilhaber, Pierre Mirabaud und Thierry Fauchier-Magnan.

Zum Fall wollen weder EFG noch Mirabaud Stellung nehmen. Doch aus dem Umfeld der Entscheidungsträger auf beiden Seiten verlautet, das Verhältnis sei weiterhin sehr gut, es bestehe keine Feindschaft. Was ist hier los? Hintergrund des Ganzen ist der Milliardenskandal um den Pensionsfonds von Kuwait. Der staatliche Fonds PIFSS verklagt eine Reihe von internationalen Finanzinstitutionen, Vermögensverwaltern und Einzelpersonen auf Schadenersatz in Höhe von rund einer Milliarde Dollar. Im Zentrum des Skandals steht der inzwischen verstorbene Direktor der PIFSS, Fahad Al Rajaan, dem Bestechung und Geldwäscherei vorgeworfen wird. Laut dem Anwalt der kuwaitischen Seite, Stuart Ritchie, soll Al Rajaan mit einem System von Strohmännern und Off-shore-Konten Zahlungen für sich und seine Komplizen ergaunert haben. Diese Konten sollen unter anderem auch mithilfe von Mirabaud und EFG eingerichtet oder betrieben worden sein. Die Banken weisen die Vorwürfe zurück. Die Klage sei «opportunistisch und schlecht begründet», zitiert der Nachrichtendienst Reuters etwa die EFG-Anwältin Camilla Bingham.

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Die Klage von EFG gegen Mirabaud steht im Zusammenhang mit diesem Fall. Sie sei ein rein technischer und in solchen Fällen üblicher juristischer Routineschritt, um Doppelforderungen zu verhindern und das Recht der Beklagten zu wahren, ist übereinstimmend aus beiden Lagern zu vernehmen. Denn die Gefahr bestehe, dass die Kläger gewisse Geldströme an verschiedenen Orten messen und so doppelt zählen. Der Prozess in Sachen PIFSS vor dem Londoner High Court dürfte voraussichtlich bis Anfang 2026 dauern.