Es war ein Paradebeispiel für den Dominoeffekt: Ein durchgeschmortes Kabel in einem Datenzentrum führte im August dazu, dass Tausende Flüge der US-Airline Delta verspätet starteten oder am Boden blieben. Es resultierte ein finanzieller Schaden von über 150 Millionen Dollar. Und Chef Ed Bastian musste eingestehen, dass man in Sachen IT einiges aufzuholen habe. Wenige Wochen später traf es British Airways – ein Computerfehler sorgte für weltweites Chaos. Auch in der Schweiz musste das Bodenpersonal Passagieren die Bordkarten per Hand ausstellen.

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Die Vorfälle zeigen die Schattenseite der zunehmenden Digitalisierung in der Luftfahrt: Alle Prozesse sind miteinander verbunden, das Ausstellen von Tickets und Bordkarten, Websites, Apps und sogar der Flugbetrieb. Was die Reise für Passagiere und die Arbeit für Crews angenehmer machen sollte, wird auch zum Risiko – weil eben der Dominoeffekt droht.

Papier und Treibstoff sparen

Doch auch wenn das Risiko von Ausfällen besteht: Die zunehmende Vernetzung hat das Fliegen effizienter, für Crews und viele Passagiere angenehmer und vor allem auch sicherer gemacht.

Im Cockpitmüssen Piloten das sogenannte Flight Bag mit sich führen. Es enthält unter anderem Checklisten, Logbücher und Wetterkarten. Es kann bis zu 20 Kilogramm wiegen. Immer mehr Fluggesellschaften – auch Swiss – setzen daher inzwischen auf Tablets im Cockpit. Bis zu 12'000 Blätter Papier werden auf diese Weise zum Beispiel laut United Airlines ersetzt. Dadurch spart die Fluggesellschaft ausserdem über eine Million Liter Treibstoff im Jahr, was die Kosten drückt, aber auch umweltfreundlich ist.

Drohnen helfen bei der Wartung

Bei der Wartung helfen neue Technologien und Gadgets, Fehler am Flugzeug schneller zu erkennen und zu beheben. Easyjet testet etwa gemeinsam mit Airbus eine Technik, die in Echtzeit während des Fluges erkennt, wo die Ingenieure genauer hinschauen sollten und welche Teile wann ersetzt werden müssen. Ausserdem testet die Billigfluglinie den Einsatz von Drohnen bei der Flugzeugwartung. Die Fluggeräte fliegen auf einem vorprogrammierten Kurs um das Flugzeug und liefern den Technikern hochauflösende, detaillierte Bilder, anhand deren sie entscheiden, wo eine Reparatur oder eine genauere Prüfung nötig ist.

Bei der Buchung ist digital längst der Standard. Kein Wunder also, ist die Internetseite von Swiss laut Statista die umsatzstärkste E-Commerce-Plattform der Schweiz, mit einem Umsatz von über 1 Milliarde Franken. Für Airlines ergeben sich dadurch auch Möglichkeiten, ihre Einnahmen zu steigern. Durch Online-Versteigerungen von Upgrades lassen sich zum Beispiel Business-Class- oder First-Class-Sitze vermarkten, die sonst leer bleiben würden. Auch Swiss setzt auf solche Sitz-Auktionen.

Entertainment auf dem eigenen Tablet

An Bord verändert sich ebenfalls einiges. Das Motto des neuen Luftfahrtzeitalters heisst «bring your own device» – zu Deutsch: «Bring dein eigenes Gerät mit.» Fast jeder Passagier hat inzwischen mindestens ein Smartphone, wenn nicht sogar Tablet oder Computer dabei. Edelweiss etwa bietet den Passagieren auf ihrer Airbus-A320-Flotte an, ihr Gerät mit dem Entertainment-System der Airline zu verbinden und so auch auf kurzen Strecken Filme schauen oder Spiele spielen zu können.

Geht es nach Boeing, können Passagiere mit ihrem Handy bald noch viel mehr in der Kabine kontrollieren. Der Flugzeugbauer testet eine App, die es Reisenden ermöglicht, Essen und Getränke per Smartphone zu bestellen, nachzusehen, ob das WC frei ist, oder das Licht am Platz ein- oder auszuschalten.