Landauf, landab wird das schweizerische Drei-Säulen-Modell zur Altersvorsorge als der Geniestreich der Sozialpolitik gepriesen. Stolz wird die Kombination von staatlichen, beruflichen und privaten Vorkehrungen zur Sicherung des Lebens im Pensionsalter im Ausland als grundsolide Konstruktion herumgezeigt, zwecks Nachahmung. In der politischen Realität hingegen ist ausschliesslich von zwei Pfeilern die Rede, von der AHV und vom BVG. Schlimmer noch: Starker Druck von links will die Pensionskassen stutzen oder gar abschaffen und die AHV zu einer «Volkspension» ausbauen.
 
Von der dritten Säule, der privaten Vorsorge, sprechen nicht einmal mehr bürgerliche Politiker. Auch ihr Bestreben geht dahin, rasch die Mehrwertsteuer zu erhöhen, um mit neuen Milliarden die bröckelnde AHV vor dem baldigen Zerfall zu retten. Dass sie damit, Hand in Hand mit den Sozis, das System in Richtung Ein-Säulen-Modell verschieben, ist ihnen entweder nicht bewusst oder egal.
 

Nach dem Debakel wäre Nachdenken angesagt

 
Dabei wäre nach dem Debakel des Projekts «Altersvorsorge 2020» an der Urne nicht der Allparteien-Schrei nach neuen Mitteln angesagt, sondern vertieftes Nachdenken über das helvetische Prinzip der Alterssicherung und die Möglichkeiten, es weiterzuentwickeln. Dabei muss – nicht nur aus liberaler, auch aus ökonomischer Sicht – der privaten Verantwortung eine wichtigere Rolle zukommen.
 
Das Schneeballsystem AHV – die versprochenen Renten werden durch immer neue Beitragszahler generiert – funktioniert nicht mehr. Bereits heute muss die Bundeskasse jährlich 11 Milliarden (26 Prozent) einschiessen, um den Pfeiler zu stützen. Mit den angedachten Steuererhöhungen steigt die Quote auf einen Drittel. Das Kapitaldeckungsverfahren des BVG hat ebenfalls zu viel verheissen: Der Satz von 6,8 Prozent, mit dem das Angesparte jährlich zurückgezahlt werden soll, kann nur gehalten werden, wenn in Schönwetterphasen Wirtschaft und Kapitalmärkte brummen. Die strukturellen Mängel beider Rentensysteme sind offensichtlich.
 

Die Steuerbelastung beim Bezug muss gesenkt werden

 
Trotz dieser unwiderlegbaren Analyse haben es selbst die Bürgerlichen versäumt, die Säule drei, das steuerbegünstigte individuelle Sparen, in ihre Konzepte einzubeziehen und als liberale Alternative gezielt zu stärken. Dabei liesse sich diese Stütze von einem finanziellen Nebenbei zu einem tragenden Element und überdies zu einer erzieherischen Massnahme ausbauen.
 
Die Palette der Möglichkeiten ist breit: Die Beitragslimiten könnten massiv erhöht werden; das Vehikel sollte generell vom Erwerbslohn abgekoppelt und auch für Nichtberufstätige geöffnet werden; es könnten analog zum BVG auch grosse Einkaufssummen gestattet werden; die Steuerbelastung beim Bezug wäre zu senken oder aufzuheben. Einen nachhaltigen Effekt hätte der pädagogische Schubs weg vom Staatsjunkie hin zum stolzen Individuum mit Lebensplan.
 
Das Konzept ist keineswegs unsozial: Wer 40 Jahre lang seine dritte Säule mit monatlich 150 Franken erhöht, kann bei einem Zinssatz von 1,5 Prozent im Alter ein Guthaben von fast 100'000 Franken ernten.
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