Jeden Herbst gibt es wieder das gleiche «Theater»: Das Bundesamt für Gesundheit BAG publiziert die neuen Krankenkassenprämien für das folgende Prämienjahr. Entsprechend sind Schweizer Krankenkassen im Herbst verstärkt in der Presse. Doch welches sind eigentlich die wesentlichen Eigenschaften von Krankenkassen? Wie unterscheiden sie sich? Im Folgenden erfahren Sie die wichtigsten Unterschiede.

1. Prämien

Der wichtigste Unterschied in der Grundversicherung für viele Konsumentinnen und Konsumenten sind wohl die Prämien. Obwohl die «Leistung» per Gesetz die gleiche sein sollte, unterscheiden sich die Prämien je nach Kasse – selbst für das gleiche Modell und die gleiche Franchise – zum Teil massiv. Entsprechend lohnt sich ein regelmässiger Prämienvergleich.

2. Modelle 

Gemäss Priminfo-Datenbank gibt es vier Modelle. Neben dem Standard-Modell mit freier Arztwahl gibt es noch drei Sparmodelle: Das Hausarzt-, das HMO- und das Telmed-Modell. In der Praxis gibt es mittlerweile zahlreiche Mischformen. Zum Beispiel zwischen Telmed- und Hausarzt-Modellen. Sogar Apotheken-Modelle sind mittlerweile gebräuchlich. 

Je nach Krankenkasse werden unterschiedliche Modelle angeboten. So gibt es auch kleine Krankenkassen, welche nur das Standard-Modell im Angebot haben. 

3. Kundendienst

Die Leistung in der Grundversicherung sollte zwar per Gesetz bei allen Krankenkassen dieselbe sein. Allerdings gibt es trotzdem einige Unterschiede, die relevant sein können. Dazu gehört der Kundendienst. So kann ein guter Kundendienst den Kunden bei Problemfällen Ärgernisse und Zeit sparen. Je nach Kasse kann das Niveau des Kundendiensts unterschiedlich hoch sein.

4. Allgemeine Zufriedenheit

Neben dem Kundendienst gibt es weitere relevante Zufriedenheitsfaktoren. Wie die jährliche Umfrage von moneyland.ch unter 1500 Personen zeigt, erzielen die Kassen hier unterschiedliche Noten. In der Praxis kann die Kundenzufriedenheit durchaus relevant sein – nicht nur was die Freundlichkeit der Mitarbeitenden anbelangt. Die Bewertungen können Sie im Krankenkassenvergleich auf moneyland.ch einsehen.

5. Zahlungsmethoden

Im Schweizer Gesundheitswesen gibt es im Wesentlichen zwei relevante Methoden für die Bezahlung von Rechnungen: Tiers garant und Tiers payant (die dritte Methode Tiers soldant kommt selten zur Anwendung). Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Die Vorteile des «Tiers payant» überwiegen aber: Arztrechnungen werden direkt an die Krankenkasse geschickt – Patienten müssen nicht auf allfällige Rückerstattungen warten. 

Beim Tiers garant können die Rückerstattungen für Arztrechnungen je nach Kasse mehr als einen Monat dauern. Das ist für Leute, die knapp bei Kasse sind, unangenehm. Manche «Billigkassen» wie Assura wenden die Methode Tiers garant häufiger an.

6. Teure Off-Label-Medikamente

Nicht alle Medikamente werden durch die Grundversicherung notwendigerweise gedeckt. Gerade bei neuen Medikamenten (zum Beispiel gegen Krebs) kann die Zulassung noch fehlen («Off-Label»). Hier kann es aber je nach Kasse Unterschiede geben, ob solche Off-Label-Medikamente bezahlt werden oder nicht. Bei schwereren Krankheiten kann es deshalb empfehlenswert sein, sich nach Kassen umzusehen, welche in der Vergangenheit entsprechende Off-Label-Medikamente eher bezahlt haben.

7. Medizinische Partner

Im Rahmen von Sparmodellen (wie HMO-, Hausarzt- und Telmed-Modellen) arbeiten Kassen mit unterschiedlichen Partnern zusammen. Wer kein teures Standard-Modell mit freier Arztwahl abschliessen möchte, aber trotzdem einen bestimmten Hausarzt oder ein bestimmtes Arztzentrum bevorzugt, sollte sich im Voraus nach der richtigen Krankenkasse umschauen. Je nach Kasse variieren nämlich die medizinischen Partner.

8. Verwaltungsaufwand 

Je nach Kasse variieren die Kosten, welche diese für die Verwaltung ausgeben. Diese sind ein Zeichen, wie «effizient» eine Kasse in der Grundversicherung arbeitet. Dazu gehören auch Marketing-Kosten. Der Verwaltungsaufwand wird auf den Infoseiten im Krankenkassenvergleich auf moneyland.ch publiziert. Zum einen finden Sie dort den Aufwand in Prozent im Verhältnis zu den Prämien. Zum anderen werden die absoluten Verwaltungskosten pro Person angegeben. Diese variieren je nach Kasse zwischen knapp 100 bis zu über 500 Franken pro Person. 

9. Reserven

Die Reserven geben Auskunft darüber, wie stabil die Finanzsituation einer Krankenkasse ist. Relevant ist die so genannte Solvenzquote, welche das Verhältnis zu den minimal geforderten Reserven angibt. Die geforderte Mindestquote beträgt 100%. Werte unter 100% sind zu tief. Die aktuellen Werte sind im Vergleich auf moneyland.ch auf den Infoseiten der Kassen aufgeführt.

10. Grösse

Zurzeit gibt es noch 51 Schweizer Krankenkassen. Die Zahl der Kassen nimmt aufgrund von Konsolidierungen tendenziell ab, die Anzahl der Kunden pro Kasse hingegen zu. Die Grössenunterschiede zwischen den Krankenkassen sind markant. Sie variieren je nach Kasse zwischen wenigen Hundert bis zu über 1 Million Kunden. 

Weitere Informationen

Krankenkassen-Unterschiede: interaktiv vergleichen