Person: Guy Vergères

Bakterien haben es ihm angetan. Guy Vergères (59) will ihnen mit seiner Forschung den schlechten Ruf nehmen. «Besonders Mikroben im Darm tragen zu unserer Gesundheit bei.» Stimme die Balance nicht, könnten Krankheiten entstehen. Bei der Forschungsanstalt Agroscope ist der gebürtige Walliser an der richtigen Adresse.

Mehr als 10 000 Bakterienstämme lagern dort – vor allem für die Käseforschung. Studiert hatte er in den achtziger Jahren Chemie an der ETH Zürich, später habilitierte er an der Universität Basel, forschte dann in den Bereichen Biochemie, Pharmakologie, Toxikologie und Mikrobiologie. Als Ernährungsbiologe bei Agroscope profitiert er nun vom Wissen aus all den Teilgebieten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Produkt: Neuer Laktoseintoleranz-Test

Laktoseintoleranz kann ganz schön verwirrend sein. Bekannt ist: Rund zwei Drittel der erwachsenen Weltbevölkerung können Milchzucker nicht verdauen. 30 Prozent davon wissen laut Guy Vergères nicht, dass sie ihn eigentlich nicht verdauen können. Umgekehrt dächten viele Leute, sie seien laktoseintolerant, obwohl das nicht so sei.

Klarheit schaffen soll nun eine neue Methode, die Vergères mit seinem Team gefunden hat. In einer Studie konnten sie mittels Urin- und Blutproben nachweisen, ob jemand Milchprodukte verträgt. Der Fall ist das, wenn die durch das Enzym Laktase aufgespaltenen Zuckermoleküle ins Blut gelangen. Fehlt Laktase, gehen sie in den Darm und lösen dort Beschwerden aus.

Potenzial: Zuverlässigere und einfachere Tests

Zwar gibt es bereits Tests zum Nachweis einer Intoleranz. Sie sind aber aufwendig, müssen von einem Arzt durchgeführt werden, und das Ergebnis schafft keine 100-prozentige Klarheit. Mit Vergères’ Methode – das Patent wurde bereits angemeldet – könnte man nun einen zuverlässigeren und einfacheren Test entwickeln, den man in der Apotheke beziehen und mit einer Urinprobe selbst durchführen könnte.

«Es braucht noch mindestens drei bis vier Jahre an Entwicklung, bis ein Test auf den Markt kommt», so Vergères. Die Nachfrage dafür dürfte jedenfalls gross sein.

Serie: Die Schweizer Wissenschaft ist Weltspitze – doch die Macher sind kaum bekannt. BILANZ präsentiert regelmässig Personen, die mit ihren Innovationen die Welt verändert.