Mit Hilfe von neuen Technologien wollen Onlinehändler wie Zalando und Co. künftig der Flut von Retouren entgegenwirken. Laut einer Studie des Marktforschers Nuggets bestellt mittlerweile jeder zweite Onlineshopper extra verschiedene Grössen des gleichen Kleidungsstücks, um sicherzugehen, dass eines davon dann passen wird. 

Dieses ganze Hin-und Her-Geschicke verursacht hohe Kosten, die sich in der Bilanz der Onlinehändler niederschlagen. Ganz zu schweigen von der Umweltbelastung durch die Auslieferung. Diesen zahlreichen Retouren kann man vor allem mit einer präzisen Personalisierung des Kunden entgegenwirken. Je mehr Daten ein Händler von seinen Abnehmern hat, desto effizienter und damit gewinnbringender wird die Kundenbindung.

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Millionen von Daten führen zum perfekten Kunden

Weniger Verlust mit Retouren verspricht auch das Startup True Fit, das ausnahmsweise nicht aus dem Silicon Valley, sondern aus Boston kommt. Das 2010 gegründete Startup ist vor allem durch sein sogenanntes Fashion-Genom bekannt geworden. Es ist die grösste Datenbank für Kleidung und Schuhe der Welt. Mit strukturierten Daten von detaillierten Präferenzen der Kunden sollen Retouren vermieden werden. Der Kunde ist beim ersten Mal happy, weil die Kleider oder Schuhe eben genau passen. Mit KI werde das Sortiment der Händler dann immer mehr personalisiert, erklärt Nico Meyden, Vice President Central Europe bei True Fit.

Die Plattform vereint detaillierte Produktspezifikation von über 17´000 Brands, darunter Grössen wie Adidas, Tommy Hilfiger oder Quiksilver, über 100 Millionen registrierte Nutzer, die zusammen mehr als 100 Milliarden Euro an Transaktionen auf über 250 Online Shops umgesetzt haben. Mit der Idee hat das Tech-Startup bereits rund 100 Millionen an Investorengelder eingesammelt. 

Kollektives Datensammeln

Bei True Fit gehe es aber nicht nur darum, den Kunden das Leben zu vereinfachen, sagt Meyden. «Wir können unseren Kunden, also den Marken helfen, mehr Umsatz zu generieren, weil die Leute zufrieden sind.» Die Kopf-bis-Fuss-Datenanlayse von True Fit verspricht eine Umsatzsteigerung zwischen zwei und acht Prozent, sagt Meyden «Viele Onlinehändler wissen nicht, was sie mit all den Daten anfangen sollen.» Oft würden sie auch selbst Daten sammeln, «dabei macht eine kollektive Datensammlung mehr Sinn, weil sie dann erst richtig wirksam ist», sagt Meyden.

Nico Meyden

Nicolas Meyden von True Fit.

Quelle: ZVG

Standardgrössen will man nicht beim Shoppen

Die immense Datensammlerei von True Fit ist aber nur eine Möglichkeit, dem Kunden die passende Kleidung zu besorgen. Einen anderen Ansatz verfolgt das japanische Startup Zozo. Anstatt mit Daten zu arbeiten, die der Käufer im Laufe von Shoppingaktivitäten abgibt, legt Zozo sozusagen selbst Hand an. Es stellt das Konzept von Standardgrössen auf den Kopf. App statt Messband. Zozo strebt die absolute Hyper-Individualisierung an. Jeder Kunde soll Kleidung kriegen, die auf den Milimeter passt. 

Dafür schickt Zozo dem Onlineshopper ein Art smartes Pyjama nach Hause. Mit diesen Bodyscan-Anzügen, die in Form eines eng anliegenden Polyesteranzug daher kommen, werden über 400 Punkte am Körper mittels App gescannt. Damit erhält das japanische Startup tatsächlich die genauen Masse eines individuellen Käufers. Zozo erstellt daraus ein 3D-Modell der Körpermassen. Basierend darauf erhält der Kunde schliesslich die Kleidung, die haargenau auf seinen Körper passt. Die Kollektion besteht aus Basics wie Hemden, Shirts oder Hosen.

Zozo

Der schwarze Ganzkörperanzug mit 400 Messpunkten soll die genaue Grösse des Kunden ermitteln.

Quelle: ZVG

Den Kunden von Zozo in über 70 Ländern geht es aber nicht ausschliesslich um das perfekt passende Kleidungsstück. Sie laden gerne ihre Bildern im Ganzkörperoutfit auf Instagram hoch. Nicht nur das Produkt, sondern auch das Erlebnis dazu spielt eine entscheidende Rolle. Für dieses Customizing nehmen sie auch eine Lieferfrist von mehreren Wochen in Kauf.

Schlussendlich sollen die Technologien dieser beiden Startups wieder dazu führen, dass der Kunde  – wie vor Jahrzehnten beim Schneider – die perfekt sitzende Kleidung erhält. Nur messen Daten nun den Körper und nicht mehr ein Messband. Sie wollen den Kunden so gut kennen, dass sie genau wissen, mit welcher Kleidung er sich wohl fühlt. Und es selbstverständlich wird, dass es einfach passt. Eben so wie beim Schneider. 

 

St.Galler Internettag

Am Dienstag, 26. März, findet im GDI in Rüschlikon der Internettag der Universität St. Gallen statt – mit der «Handelszeitung» als Medienpartnerin.

Das Thema: Wie bringen Händler Automatisierung und persönliche Kundenansprache in Einklang? Es erwartet Sie ein spannendes Programm mit hochkarätigen Speakern von Google, UBS, Farmy, Microsoft und weiteren Unternehmen.

Für unsere Leser gibt es mit dem Code Handel19 100 Franken Rabatt auf die Tickets! Sehen wir uns dort? Die App zum Internettag mit allen Infos können Sie sich hier besorgen.