Aktien USA

Zweifel am Aufschwung

Die Börsen in den USA werden 2004 von zahlreichen Faktoren beeinflusst – leider nicht nur positiv. Ein Dorn im Auge ist vielen Ökonomen die Konjunkturentwicklung. Für das zweite Halbjahr werden nachlassende Stimulierungseffekte und eine abnehmende Wachstumsdynamik erwartet. Investoren würden in diesem Fall an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs zweifeln, was sich in fallenden Aktienkursen widerspiegeln könnte. Besonders kritisch wird dabei die Entwicklung der Unternehmensgewinne und der Arbeitslosigkeit beobachtet. Analysten bleiben jedoch moderat positiv für US-Aktien.

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«Einen Schub wie 2003 werden wir zwar nicht sehen, aber es gibt noch Titel mit Kursfantasie», sagt Thomas Steinemann, Chefstratege bei der Bank Vontobel. Besonders positiv ist der Aktienexperte für zyklische Aktien, wie Konsum- oder Technologiewerte: «IT-Hardware-Titel haben zwar schon hohe Kursgewinne verzeichnet, trotzdem ist noch Potenzial vorhanden. Die Investitionen auf diesem Gebiet nehmen massiv zu.» Steinemann will aber nicht ausschliessen, dass 2004 auch defensive Aktien wieder anziehen werden. Wichtig ist seiner Meinung nach auch, dass man bei den Technologiewerten nur auf beste Qualität setzt. «2003 haben auch Low-Quality-Titel zugelegt. Ob das 2004 so weitergeht, halte ich für fraglich», warnt der Börsenkenner.

Ein positiver Einflussfaktor für die US-Börsen ist, dass 2004 in den Vereinigten Staaten gewählt wird. Wahljahre sind erfahrungsgemäss gute Börsenjahre. «Steuergeschenke können den Märkten noch Treibstoff liefern», sagt Ulrich Stephan, Chief Investment Officer Deutschland bei der Deutschen Bank. Stephan merkt aber an, dass auch 2004 noch Terrorängste die US-Märkte beeinflussen werden. Wie schnell dieser Faktor die Börsen auf den Kopf stellen kann, haben die Anleger in jüngster Vergangenheit erfahren.

Aktien Schweiz

Blue Chips holen auf

Im Jahr 2004 werden einige Wolken am Schweizer Börsenhimmel aufziehen. Denn mit dem erwarteten Konjunkturaufschwung bleiben vor allem zyklische Aktien wie Technologie- oder Industriewerte gefragt – diese sind am Schweizer Markt aber eher schwach vertreten. Der positive Trend, der ab März 2003 die Anlegerherzen höher hatte schlagen lassen, schwächte sich bereits Ende Oktober ab. Und der Swiss Market Index (SMI) konnte den Euro Stoxx 50 nicht mehr schlagen.

Analysten sehen für den SMI dennoch Aufwärtspotenzial: «Ende 2004 wird der SMI bei rund 6100 Punkten stehen», lautet die Prognose von Thomas Pfyl, Leiter Aktien-Research bei Vontobel. Und der Swiss Performance Index (SPI) werde die 4000-Punkte-Marke testen, erwarten die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Sven Bucher, Leiter Aktien-Research Schweiz bei der ZKB, sieht nach wie vor Potenzial für zyklische Titel, obwohl diese schon hohe Zuwächse verbuchen konnten: «Diese Unternehmen haben ihre Kostenstrukturen verbessert und sollten deswegen 2004 höhere Gewinne einfahren – was zu höheren Kursen führen könnte.» Vontobel-Experte Pfyl rät Anlegern aber auch dringend dazu, im kommenden Jahr defensive Titel nicht aus den Augen zu lassen: «Man sollte einen guten Mix zwischen Defensiven und Zyklikern fahren, denn für 2004 ist wieder mit einer so genannten Sektorrotation zu rechnen. Dabei werden sich die Aktien verschiedener Branchen an der Spitze der Gewinnerliste abwechseln.»

Die überdurchschnittliche Kursentwicklung, die im vergangenen Jahr bei Mid und Small Caps zu beobachten war, wird sich 2004 nicht wiederholen, da sind sich die Analysten einig. Die günstigen Bewertungen dieser Aktien seien inzwischen korrigiert, und nun seien eher die Aktien grosser Unternehmen an der Reihe aufzuholen.

Aktien Asien

Hitzewelle in Fernost

Die Aktienmärkte Asiens befinden sich nach wie vor auf der Überholspur. Die Aussichten auf ein überdurchschnittliches Konjunkturwachstum treiben die Kurse weiter an. 2003 legte der MSCI Asien-Pazifik ex Japan über 30 Prozent zu. Und schon werden Stimmen laut, dass die Rallye an den Wertpapierbörsen im Fernen Osten 2004 vorbei sein könnte und massive Kurskorrekturen anstünden.

Vor allem China macht vielen Ökonomen Kummer, da hier eine Überhitzung der Konjunktur drohe. Ein Wirtschaftsabschwung im Reich der Mitte hätte nämlich massive Auswirkungen auf das globale Konjunkturwachstum. Denn als drittgrösste Handelsnation ist China inzwischen für rund 20 Prozent des globalen BIP-Wachstums verantwortlich. Die Asien-Experten der Credit Suisse favorisieren daher auch derzeit Korea, Thailand und Taiwan. Auch Alfred Roelli, Leiter der Finanzanalyse bei der Bank Pictet, hält Korea für ein interessantes Anlageziel: «Wer hier in Blue Chips investiert, wird nicht fehlschlagen. Denn die grossen Titel sind in Korea noch günstig bewertet.»

Eine Sonderrolle innerhalb der asiatischen Märkte spielt Japan. «Hier ist die wichtigste Frage für das Jahr 2004, ob der private Konsum anspringt. Denn bisher wurde die Wirtschaftserholung ausschliesslich vom Export angetrieben», sagt Ulrich Kaiser, Leiter des Aktien-Research Übersee der Credit Suisse. Eine Zunahme der Binnennachfrage ist aber notwendig, damit die wirtschaftliche Erholung in Japan nachhaltig wird. Seit April 2003 hat der japanische Aktienindex Topix fast 20 Prozent gewonnen. Mid Caps legten 38 Prozent zu und Small Caps sogar 45 Prozent. »Die Rallye der kleinen und mittleren Werte ist 2004 definitiv vorbei», meint Finanzexperte Roelli. Auch hier sollten Anleger ihr Augenmerk auf Blue Chips richten, da für diese noch Nachholpotenzial bestehe.

Zudem bleiben in Japan auch 2004 noch konjunktursensitive Aktien attraktiv. Zwar gab es schon eine gute Entwicklung bei den Zyklikern, aber für die erste Jahreshälfte prognostizieren Analysten noch ein Anhalten des Aufwärtstrends. «Defensive Titel sehe ich frühestens ab Mitte nächsten Jahres auf Erholungskurs», sagt Kaiser von der Credit Suisse. Er bevorzugt zyklische Aktien wie den Halbleiterausrüster Tokyo Electron oder den Maschinenbauer Fanuc.

Aktien Europa

Deutschland übergewichten

Es bleibt weiter freundlich an den europäischen Wertpapierbörsen. Das erwarten zumindest die Aktienanalysten. Zwar wird das Jahr 2004 nicht so überschäumend wie das vergangene, aber die EU-Erweiterung, Reformen in Deutschland und Frankreich und der anziehende Konsum werden Schwung in die Eurozone bringen. «Die erwartete Konjunkturerholung wurde zwar an den Börsen zum Teil schon vorweggenommen», sagt Volker Borghoff, Chefstratege bei HSBC Trinkaus & Burkhardt und Experte für den deutschen Aktienmarkt. Aber er sieht noch Fantasie in den Kursen. Für den deutschen Aktienindex DAX erwartet Borghoff einen Stand von rund 4000 Punkten per Ende 2004. Ulrich Stephan, Chief Investment Officer Deutschland bei der Deutschen Bank in Frankfurt, hält es sogar für möglich, dass der deutsche Leitindex im Jahr 2004 die 4000-Punkte-Marke überspringen wird. «Und der Euro Stoxx 50 könnte bis auf 3000 Punkte klettern», ergänzt der Aktienexperte.

Innerhalb Europas empfehlen die Analysten von Commerzbank und Credit Suisse, deutsche Titel überzugewichten. Der stark von zyklischen Titeln geprägte Markt werde in einem konjunkturellen Aufschwung überdurchschnittlich profitieren, heisst es von Seiten der Marktbeobachter. Besonders optimistisch zeigen sich die Analysten für Finanztitel – wobei sie Versicherer gegenüber Banken vorziehen. «Für Versicherer sehen wir einen Aufwärtstrend in der ersten Jahreshälfte 2004», sagt Stephan von der Deutschen Bank.

Eine vergleichsweise schwache Marktentwicklung wird für Grossbritannien erwartet. Für den britischen Leitindex FTSE 100 wird ein Stand von 4500 Punkten bis zum Jahresende 2004 prognostiziert. Für ganz Europa wird mit einer nochmaligen Outperformance von zyklischen Werten wie Technologie- und Industrieaktien gerechnet. Erst ab der zweiten Jahreshälfte werden dann auch defensive Papiere stärker anziehen. Anleger sollten daher schon zu Beginn des Jahres 2004 Schwächephasen ausnutzen, um in Aktien von Nahrungsmittel-, Pharma- oder Versorgungsunternehmen zu investieren. Vorsicht ist aber nach wie vor bei Dollar-sensitiven Aktien geboten, denn der schwache Greenback wird auch im kommenden Jahr ein wichtiges Thema bleiben.