Die US-Börsen schlossen auch die vergangene Woche im Minus. Das ist nun die dritte Woche in Folge. Belastend sind vor allem enttäuschende Unternehmensergebnisse und die Aussicht auf aggressive Zinserhöhungen. 

Wie immer wirkte sich die Stimmung auf den US-Börsen auch auf Europa und die Schweiz aus. Überall verzeichneten die Börsen in der abgelaufenen Woche deutliche Verluste. In der Schweiz gab der Leitindex, der die grössten Unternehmen enthält, um 1.74 Prozent nach. Am Freitag ging er mit einem Minus von 0,35 Prozent aus dem Handel. Für den Monat April lag die Schweizer Börse immerhin leicht im Plus. was sie von den meisten anderen grossen Börsen der Welt unterscheidet.

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Deutlich stärker verlor am Freitag der US-Leitindex S&P500. Alleine im Handel am Freitag um 2,77 Prozent ab und verzeichnete damit den stärksten Rückgang seit dem 7. März, womit der Benchmark die längste Verlustserie in diesem Zeitraum seit Januar verzeichnete.

Der technologielastige Nasdaq 100 verlor im April bisher 9.71 Prozent und steht damit vor dem schlechtesten Monat seit 2008. Unterdessen stieg das so genannte Angstbarometer des Marktes - der Cboe Volatility Index (VIX) - auf ein Monatshoch. Der Dollar stieg auf den höchsten Stand seit Juni 2020. 

Angst vor einer aggressiveren US-Notenbank

Händler haben ihre Wetten auf eine straffere Politik der Federal Reserve erhöht, nachdem der Fed-Chef Jerome Powell in der abgelaufenen Woche ein für ihn bisher einmalig aggressives Vorgehen zur Eindämmung der Inflation skizziert hat. Er befürwortet neu zwei oder mehr Zinserhöhungen um einen halben Prozentpunkt. 

Die Aktien stiegen am späten Freitag nur kurzzeitig von ihren Tiefstständen an, nachdem die Präsidentin der Fed von Cleveland, Loretta Mester, sich gegen eine Anhebung der Zinssätze um 75 Basispunkte in einer einzigen Sitzung ausgesprochen hatte.

«Eine aggressivere Geldpolitik wird am kurzen Ende der Zinskurve auf breiter Front eingepreist, während sie auch den Rest der Kurve kontaminiert», sagte Florian Ielpo, Leiter der Makroabteilung bei Lombard Odier Asset Management. Mit dem kurzen Ende der Zinskurve sind Zinsen für die kurze Frist im Vergleich zu Langfristzinsen von 10 oder mehr Jahren gemeint. Ielpo meinte dazu weiter: «Der Aktienmarkt hatte Schwierigkeiten, diesen Anstieg der Renditen zu berücksichtigen, und das in einem Zeitraum, in dem die Erträge wackelig zu sein scheinen.»

Die hohe Inflation zwingt zum Handeln

Den Zinsswaps zufolge haben die Geldmärkte bis zur Entscheidung der Fed im September eine Straffung um 200 Basispunkte eingepreist. Das bedeutet eine Anhebung um einen halben Punkt – so viel wie seit 2000 nicht mehr — im Mai, Juni, Juli und September. 
Powell zitierte am Donnerstag aus dem Protokoll der Sitzung vom letzten Monat, in dem es heisst, dass viele Mitglieder des Fed-Entscheidungsausschusses «eine oder mehrere» Anhebungen um 50 Basispunkte für angemessen halten, um die heisseste Inflation seit vier Jahrzehnten einzudämmen.  

Im bisherigen Verlauf der Gewinnsaison haben von den 98 S&P 500-Unternehmen, die Quartalsergebnisse vorgelegt haben, mehr als 79 Prozent die Gewinnschätzungen übertroffen und 65 Prozent die Umsatzprognosen.

Holcim als Tages- und Wochensieger

Grösster Gewinner an der Schweizer Börse war am Freitag der Zementkonzern Holcim der mit einem Plus von 3.73 Prozent aus dem Handel ging. Für die ganze Woche legte das Unternehmen 8 Prozent zu. Verlierer war Straumann, das Unternehmen verlor 6.58 Prozent und 3,5 Prozent in der gesamten Woche.

Die europäischen Aktien schlossen sich dem Ausverkauf vom Freitag ebenfalls an, da sich die Finanzergebnisse auf dem Kontinent als gemischte Tüte erwiesen und Signale der Europäischen Zentralbank, dass sie ebenfalls die Geldpolitik stärker straffen will, die Risikobereitschaft untergruben. Die Anleger bereiteten sich auch auf den zweiten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahlen am kommenden Sonntag vor, bei dem Emmanuel Macron gegen Marine Le Pen antreten wird. Der Euro fiel einen zweiten Tag lang gegenüber dem Dollar.

(Bloomberg/mdm)