Die Verluststrähne der Credit Suisse lässt ihre Aktie immer näher zum Preis sinken, zu dem die Bank ihren Aktionären in der Kapitalerhöhung neue Titel zum Kauf anbietet. Mit anderen Worten: Die Anleger scheinen trotz des grossen Abschlags wenig Potenzial in dem Angebot zu sehen.

Die Anteile fielen am Donnerstag um bis zu 5,5 Prozent auf ein Rekordtief von 2,67 Franken und lagen damit nur knapp über dem Preis von 2,52 Franken, zu dem die Credit Suisse den bestehenden Aktionären Bezugsrechte angeboten hatte. Die Bank hatte diesen Preis nach der Strategiepräsentation im Oktober mit einem Abschlag von 32 Prozent festgelegt.

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Die seit Montag separat gehandelten Bezugsrechte für neue Aktien halbierten sich am Donnerstag im Wert auf noch 4,4 Rappen. Zum Auftakt des Handels am Montag war für ein Bezugsrecht noch 17,2 Rappen bezahlt worden.

Axel Lehmann stellt Anleger auf Kursschwankungen ein

Der Schwellenwert von 2,52 Franken ist «der harte ‘Underwriting-Preis’ für das Konsortium von 19 Banken», schreiben die Analysten von JPMorgan. Wenn die Aktien bis zum letzten Tag des Bezugsrechtshandels am 6. Dezember über diesem Niveau bleiben, «können wir davon ausgehen, dass die Kapitalerhöhung zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich ein Erfolg war», so die Experten.

Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann sagte am Donnerstag auf einer Konferenz in London, dass sich die Aktie der Bank nach Abschluss der Bezugsrechtsemission stabilisieren werde und dass die Anleger bis dahin mit Kursschwankungen rechnen müssten. Der Handel mit den neuen Aktien soll am 9. Dezember beginnen. Sie sind Teil einer Kapitalerhöhung von rund 4 Milliarden Franken, mit der die Credit Suisse ihre Neuaufstellung finanzieren will.

Talfahrt an der Börse

Ein Scheitern der Kapitalerhöhung sei zwar «höchst unwahrscheinlich», ein solches Szenario würde die Ratingagentur S&P aber dazu veranlassen, die Kreditwürdigkeit der Credit Suisse zu «evaluieren», sagte Analystin Anna Lozmann per E-Mail. «Anhaltend starke Abflüsse von Einlagen» könnten auch ein «Auslöser für eine negative Rating-Aktion» sein.

Die Umstrukturierung der Credit Suisse, die unter anderem einen Stellenabbau und die Ausgliederung des Investmentbanking-Geschäfts vorsieht, stösst bei Analysten und Anlegern auf Skepsis. Während der 13-tägigen Talfahrt hat die Credit Suisse rund 2,7 Milliarden Franken an Marktwert verloren und liegt in diesem Jahr rund 66 Prozent im Minus.

Die Übernahmegerüchte werden anhalten

Die «substanzielle Kapitalerhöhung» und das Fehlen von Details zu der «sehr komplexen» Neuaufstellung des Investmentbankings belasten die Aktien, schreibt JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein. Gerüchte über eine mögliche Übernahme dürften zunehmen, wenn die Abflüsse aus dem Wealth Management anhalten, sagte er. Diese Entwicklung könnte auch einen Börsengang des Schweizer Geschäfts, das er mit rund 14 Milliarden Franken bewertet, zu einer Denkmöglichkeit machen.

Bankpräsident Lehmann hingegen versuchte in London auch gute Stimmung zu machen in Bezug auf die geplante Abspaltung der Investmentbank unter der Marke First Boston. Es seien dafür weitere feste Zusagen von Investoren eingegangen, berichtete Lehmann.

(bloomberg/sda/mbü)

Tidjane Thiam will unschuldig sein am tiefen Fall der CS

Ex-Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam verteidigt seine Leistung bei der Credit Suisse – und weist eine Verantwortung an den zahlreichen Krisen, welche die Bank seit seinem Abgang von der Spitze 2020 erschüttern, zurück.

«Ich war extrem hart und bin sehr stolz darauf, dass nichts davon unter meiner Aufsicht passiert ist», sagte der französisch-ivorische Spitzenmanager am Dienstag auf dem Banking Summit der «Financial Times».

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