Bondmärkte zeigen: Rezession kommt, und zwar bald

Die Märkte haben immer recht, heisst es. Es gibt allerdings ein kleines Problem. Auf welchen Markt sollten Anlegerinnen und Anleger hören, wenn sich zwei Signale, die wichtige Märkte aussenden, so widersprechen? Vor dieser schwierigen Frage stehen im Moment viele Investorinnen und Investoren. Die Aktienmärkte haben die Gefahr einer Rezession allem Anschein nach abgehakt, insbesondere für den europäischen Raum. Natürlich, so die um sich greifende Meinung, komme es zu einer wirtschaftlichen Verlangsamung, aber eben nicht zu einem Einbruch. Deswegen sind viele Indizes im neuen Jahr gestiegen und liegen wieder über ihrem 200-Tage-Durchschnitt. Das gilt etwa für den S&P 500, aber auch für den Dax und den SMI. Wenn ein Index über seinen 200-Tage-Durchschnitt gestiegen ist, gehen viele Marktakteure davon aus, dass sich die Börsen in einem Bullenmarkt befinden, die Kurse also steigen werden. Und es gibt in der Tat einige fundamentale Gründe, die für einen möglichen neuen Bullenmarkt sprechen. So hat China seine Covid-Strategie geändert, was sich belebend auf die Weltwirtschaft auswirken dürfte, und die Inflation scheint gezähmt. Ist die Rezession abgesagt? Die Situation an den Bondmärkten deutet jedoch darauf hin, dass die Rezession keineswegs abgesagt ist, sondern im Gegenteil mit Riesenschritten angebraust kommt. So zeigen beispielsweise die Federal-Fund-Futures, dass die dort agierenden Marktakteure eine Zinssenkung durch die US-Zentralbank Fed schon für den Sommer erwarten. Das jedoch bedeutet nichts anderes, als dass sie von einer baldigen Rezession ausgehen. So ist etwa die zurückgehende Inflation allein kein ausreichender Grund für Zinssenkungen. Wäre beispielsweise der Fall, dass die Inflation geringer wird bei gleichzeitig guter Wirtschaftslage, würde die Zentralbank die Zinsen einfach auf dem erreichten Niveau belassen. Für eine Zinssenkung besteht in diesem Fall kein Anlass. Im Gegenteil könnte eine Zinssenkung die Inflation wieder anheizen. Anders bei einer Rezession. Diese würde nicht nur Preissteigerungen im Zaum halten, sondern auch die Arbeitslosigkeit erhöhen und die Investitionstätigkeit der Unternehmen bremsen. Wäre der wirtschaftliche Rückgang gravierend genug, müsste die Zentralbank reagieren, und zwar mit Zinssenkungen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das ist das in den Kursen der Federal-Fund-Futures implizierte Szenario. Was also sollten Anleger und Anlegerinnen jetzt tun? In der Vergangenheit war es oft so, dass sich die Bondmärkte als «klüger» erwiesen als die Aktienmärkte. Es könnte allerdings auch sein, dass irgendwie beide Märkte recht haben. In einem solchen Szenario würden sich die Aktienmärkte in den nächsten Wochen erfreulich entwickeln, worauf dann jedoch die Anzeichen für eine Rezession unübersehbar werden und es zu einem Einbruch der Kurse kommt. Insgesamt scheinen die Risiken für langfristig orientierte Anleger, die ihr Portfolio unter dem Jahr nicht regelmässig umschichten, eher auf der Abwärtsseite zu überwiegen. Aus dieser Perspektive scheint es vernünftig, trotz den Kursavancen der letzten Wochen vorsichtig zu bleiben.

Bondmärkte zeigen: Rezession kommt, und zwar bald

Die Bondmärkte deuten auf eine Rezession, und zwar bald