Es gibt eindeutig einen Kundenwunsch, etwas Sinnvolles mit dem Geld zu tun», sagt Antonio Russo, Leiter Private Banking bei der Regiobank Solothurn. Allerdings hat auch Spenden seine Tücken: Wer unter seinem Namen etwas an eine Hilfsorganisation zahlt, wird danach umso heftiger umworben und mit Bittbriefen eingedeckt. Trotzdem besteht bei Anlegern das Bedürfnis, ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, zumal man zugleich mit Spenden Steuern sparen kann. Unter dem Namen Regio Social Protect lanciert die Regiobank ein neues Zertifikat, bei dem ein Teil der Erlöse an Hilfswerke aus der Region Solothurn fliesst. «Das Spezielle an unserem Produkt ist, dass regional tätige Organisationen berücksichtigt werden», erläutert Russo.

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Basiswert für das Zertifikat ist ein internationaler Aktienkorb von 20 Titeln, der kapitalgeschützt ist und einen jährlichen Coupon zwischen ein und sechs Prozent auszahlen soll. Garantiert ist bloss ein Prozent, doch mittels Optionenkonstrukten sollte eigentlich eine höhere Performance zu erreichen sein. «Es geht hier sicher nicht ums Spekulieren, und das Produkt zieht eher sicherheitsorientierte Investoren an, die sicher anlegen und gleichzeitig noch etwas Gutes tun wollen», sagt Russo, der das neue «soziale» Zertifikat zusammen mit Vontobel entwickelt hat. 0,25 Prozent der garantierten Rendite werden gespendet. Bei angestrebten Zertifikatsverkäufen von rund zehn Millionen Franken entspricht dies pro Jahr 25 000 Franken. «Das scheint auf den ersten Blick wenig, doch für ein regionales Hilfswerk ist das viel Geld, zudem wollen wir die Idee auch in den nächsten Jahren weiterführen», meint Russo als Antwort auf einen Einwand.

Einen Schritt weiter geht die Fondsgesellschaft Swisscanto: Sie verzichtet bei ihrem Red Cross Charity Fund auf die Hälfte der üblichen Gebühren respektive leitet sie als Spende direkt ans Schweizerische Rote Kreuz weiter. Auch wer als Privater die Fondsanteile kauft, gewährt dem Roten Kreuz das Anrecht auf die Hälfte der jährlich anfallenden Ausschüttung. Damit wird das Spenden «nebenbei» erledigt, und der Verzicht auf die Hälfte des Fondsertrags führt automatisch zur entsprechenden Reduktion des steuerbaren Einkommens. «Das wird das Spenden vereinfachen, und die Anleger müssen sich selber um nichts kümmern», erläutert Swisscanto-Sprecher Beat Amstutz. Das Rote Kreuz finanziert damit bestehende Projekte. Ungefähr die Hälfte des Budgets wird für humanitäre Hilfe im Ausland eingesetzt, beispielsweise beim SRK-Gesundheitsprogramm in Nepal. Die andere Hälfte des Budgets wird für die Unterstützung etwa von älteren Menschen, Familien und Behinderten eingesetzt. Einen direkten Einfluss auf die Verwendung der Spenden hat man damit als Anleger allerdings nicht.

Die Auswahl der einzelnen Obligationen beziehungsweise der Emittenten wird vom Roten Kreuz mitbestimmt, und der Fonds ist zudem als eine Art Aktiengesellschaft konzipiert. Ermöglicht wird diese Rechtsform der sogenannten Société d’investissement à capital variable (Sicav) auf der Grundlage des Anfang Jahr in Kraft getretenen Kollektivanlagegesetzes. Eine Sicav ist eine Aktiengesellschaft mit variablem Kapital. Dabei wird die Sicav von einem Verwaltungsrat beaufsichtigt, der strategischen Einfluss auf die Investitionstätigkeit nimmt. Beim Swiss Red Cross Charity Fund Sicav von Swisscanto wird dies sichergestellt, indem zwei von drei Verwaltungsräten in enger Beziehung zum Roten Kreuz stehen: René Rhinow, Präsident des SRK, und Max Cotting, Mitglied des Rotkreuzrats und Chef der Aquila Investment.

So können die Anleger fast ohne Aufwand und mit gutem Gewissen Spenden tätigen. Der Vorteil für das Hilfswerk: Es erhält regelmässig wiederkehrende Einnahmen, allerdings sind diese abhängig vom Zinsniveau und dem Erfolg der Anlagen. Schon vor gut zwei Jahren lancierte die Credit Suisse als erste Bank im Schweizer Markt zwei zeitlich beschränkte Charity Notes, die einen fixen Beitrag an Hilfsprojekte garantierten und gleichzeitig dem Investor eine finanzielle Rendite ermöglichten. Allerdings blieb der Erfolg dieser strukturierten Produkte mit insgesamt gut zehn Millionen Franken an Anlagen unter den Erwartungen, und eine der Notes wurde von der Bank bereits vorzeitig zurückbezahlt. «Das ist nicht unbedingt im Sinn des langfristigen Investors, aber trotzdem konnten wir fast eine halbe Million Schweizer Franken zusammenbringen und damit bisher sieben Projekte zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in unserem Land unterstützen», sagt Sepp Zellweger, Mitglied der Geschäftsleitung der von der Credit Suisse gegründeten und unterstützten gemeinnützigen Stiftung Symphasis.

Anders als in den USA ist das Thema Charity Investment hierzulande noch kaum verbreitet. «Für uns war es eine Art Test, und wir haben viel gelernt», fasst Zellweger die Erfahrungen des schwierigen Starts zusammen. Für ihn ist aber klar, dass die Nachfrage nach solchen «Investments mit gutem Gefühl» noch zunehmen werde. «Speziell Frauen und Erben wollen auch andere teilhaben lassen, im Wissen, dass sie oft privilegiert sind.» Ähnliches beobachtet auch das VZ VermögensZentrum: «Charity ist vorab ein Thema bei den Anlegerinnen», sagt Andrea Dinevski, Geschäftsleitungsmitglied und zuständig für die Region Mittelland. Sie findet den Swisscanto-Ansatz mit normalen Anlagen und dem Teilen des Ertrags einfach und transparent.
Anderer Ansicht ist Pius Zgraggen von der unabhängigen Vermögensverwaltungsfirma OLZ & Partners in Murten: «Nichts gegen die Idee einer regelmässigen Spende, diese bringt für die Hilfswerke nur Vorteile. Aber ich persönlich finde, man sollte die beiden Sachen trennen. Lieber risikogerecht und kostenminimal anlegen und einen festen Geldbetrag per Dauerauftrag direkt an eine Institution der eigenen Wahl überweisen.»