Die Tage von Donald Trump im Weissen Haus sind gezählt, doch sein Vermächtnis an die Welt wird bestehen bleiben. Im Rahmen seiner «America First» Doktrin, liess er die USA per Erlass direkt nach seiner Amtseinführung im Januar 2017 aus der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) aussteigen.

Christos Maloussis ist Market Analyst und Premium Client Manager bei der IG Bank.

Die TPP war ein von Barack Obama vorangetriebenes Freihandelsabkommen zwischen den USA und 11 weiteren Ländern. Dieses wäre zu seiner Zeit mit einem Anteil von 40 Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts, das volumenmässig grösste regionale Freihandelsabkommen der Welt gewesen.

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RCEP – das grösste Freihandelsabkommen der Welt

Das nun verkündete Abkommen «Regional Comprehensive Economic Partnership», kurz RCEP, wird nun anstelle des TPP zum grössten Freihandelsabkommen der Welt avancieren. Es umfasst insgesamt 15 Mitgliedstaaten mit einer Bevölkerung von mehr als 2.2 Milliarden.

Mit einem kombinierten Bruttoinlandprodukt von knapp 30 Prozent der Weltwirtschaft stellt es die EU als Wirtschaftsraum mit einem Anteil von knapp 22 Prozent in den Schatten. Wie die HSBC in einer Studie festgestellt hat, könnte sich der Anteil der RCEP bis ins Jahr 2030 sogar auf 50 Prozent der Weltwirtschaftsleistung erhöhen.

Dabei hätte der Umfang des Abkommens mit einer Teilnahme Indiens bereits heute deutlich höher ausfallen können, immerhin ist die indische Wirtschaftsleistung vergleichbar mit der Frankreichs. Die Skepsis der Inder gegenüber einer möglichen Überflutung des Heimatmarkts mit chinesischen Gütern hat zunächst für ein Ausscheiden Indiens aus dem Abkommen geführt.

Die Tür für einen Wiedereintritt ist, gemäss eines Berichts der CNBC, jedoch weiterhin offen. Zu den weiteren Teilnehmerländern des RCEP gehören unter anderem auch Teilnehmer des TPP-Nachfolgers CPTPP wie zum Beispiel Australien, Neuseeland, Japan und Singapur.

Die USA verlieren Einfluss in Südostasien

Neben den wirtschaftlichen Interessen wollte Barack Obama mit der Umsetzung des TPP Abkommens auch politischen Einfluss in Südostasien gewinnen. Und so die Position der Chinesen schwächen. Der Ausstieg Trumps aus dem TPP spielte den Machthabern aus dem Reich der Mitte jedoch in die Karten.

Während sich Trump deutlich gegen die Globalisierung positionierte, durften sich die Chinesen als Retter der Globalisierung und des Freihandels inszenieren. Was die Amerikaner insbesondere aufhorchen lassen sollte, ist allerdings die Annäherung zwischen Peking und Tokyo.

Während zwischen den meisten Teilnehmern des RCEP bereits bilaterale Vereinbarungen bestehen, gibt es zwischen China und Japan bislang kein solches Abkommen. Dies kann als ein Zeichen wachsender Unabhängigkeit der engsten Verbündeten der Amerikaner in der Region und als klarer diplomatischer Sieg der Chinesen gewertet werden.

Biden steht Mammutaufgabe bevor

Für Joe Biden sind dies keine guten Voraussetzungen, wenn er im Januar ins Weisse Haus einzieht. Denn ähnlich des militärischen Rückzugs in Syrien hat Donald Trump durch seinen wirtschaftlichen Rückzug aus der Transpazifischen Partnerschaft auch in Südostasien ein Machtvakuum entstehen lassen.

Und dieses wurde auf der einen Seite von den Russen in Syrien und auf der anderen Seite von den Chinesen in Asien gefüllt. Zwar wird es noch einige Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis das neue RCEP Abkommen aufgrund des langwierigen Ratifizierungsprozesses in Kraft treten wird.

Jedoch besteht mit dem Abkommen eine grosse Chance für die Region, den wirtschaftlichen Fokus der Welt immer weiter vom Westen in den Osten zu verlagern. Zwar ist ein Wiederaufleben der TPP unter Einschluss Indiens als Gegengewicht zu China eine mögliche Option für Biden.

Aufgrund des nach wie vor starken Einflusses des Noch-Präsidenten Trump auf die republikanische Partei kurzfristig jedoch nur schwer umzusetzen. Die nächste Gelegenheit stünde bei den Mid-Term Wahlen in 2022 an.