BILANZ: Herr Steel, erreicht das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm «Esap» die Ziele, die sich ABB damit gesetzt hat?

Gary Steel: Ja, das Programm kommt sehr gut an. Wir führen es nun bereits zum sechsten Mal durch, und die Partizipationsrate hält sich trotz der hohen Volatilität in den Aktienmärkten auf hohem Niveau. Das zeigt, dass wir unseren Mitarbeitern eine attraktive Anlagemöglichkeit bei minimalem Risiko offerieren. 110  000 Mitarbeitende in über 50 Ländern können sich beteiligen, viele sind dank «Esap» überhaupt erst ABB-Aktionäre geworden.

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Die unter «Esap» erworbenen Aktien unterliegen keiner Verkaufssperrfrist. Warum nicht?

Eine Sperrfrist erhöht das Anlagerisiko und würde deshalb den Anreiz der Mitarbeiter, am Programm teilzunehmen, senken.

Fast alle Firmen in der Schweiz versehen Mitarbeiteraktien aber nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen mit Verkaufssperrfristen.

Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter mit der gleichen Flexibilität auf Marktrisiken und Kursentwicklungen reagieren können wie jeder andere ABB-Aktionär. Der Fokus von «Esap» liegt nicht in der Steueroptimierung, zumal das Programm in über 50 Ländern mit unterschiedlichen Steuergesetzen gilt.

Kritisiert wird, «Esap» sei einfach eine Art globaler Kompromiss – ein Beteiligungsprogramm, das eher den Namen Bonusprogramm verdienen würde.

Wir selber sind sehr stolz darauf, mit «Esap» eine nahezu globale Abdeckung erreicht zu haben. Natürlich war es schwierig, allen lokalen Vorschriften zu genügen. Aber wir haben grosse Anstrengungen unternommen. Und China erteilte uns als erster ausländischer Gesellschaft die Erlaubnis zur Einführung eines Mitarbeiterbeteiligungsprogramms.

Finden Sie, dass ein Mitarbeiter nur dann an einem Beteiligungsprogramm teilnehmen sollte, wenn er dessen Risiken genau einschätzen kann?

Absolut. Das ist auch der Grund, weshalb wir ein System gewählt haben, das die Risiken unserer Mitarbeiter minimiert. Natürlich bemühen wir uns auch sehr darum, die Funktionsweise von «Esap» zu erklären.

Bergen Mitarbeiterbeteiligungsprogramme nicht auch ein beträchtliches Demotivationspotenzial – im Fall, dass die Mitarbeiter mit ihrem Investment Geld verlieren?

Wir haben für unsere Mitarbeitenden einfach eine nahezu risikofreie Anlagemöglichkeit geschaffen und lassen ihnen die Flexibilität, ihre Aktien aus dem Beteiligungsprogramm sofort nach Bezug wieder zu veräussern. Ich habe sehr viel positives Feedback für dieses Modell erhalten, umso mehr, als sich fast alle daran beteiligen können.