Aktien via Internet zu handeln, ist für viele Anleger längst Alltag. Je nach Bank sind es zwischen 10 und 40 Prozent des Börsenvolumens, die über eine der vielen Finanzwebsites abgewickelt werden. Wer jedoch ähnliche Möglichkeiten für das Abwickeln von Fondsgeschäften suchte, erlebte bislang Enttäuschungen auf der ganzen Linie. Zwar bieten ausländische Fondsgesellschaften wie etwa Fidelity www. fidelity.lu seit einiger Zeit Internettools an. Banken wie die CS www.directnet.ch oder die UBS www.ubs.com ermöglichten den Fondskauf und -verkauf über ihre Telebanking-Angebote. Doch ein (einfacher, direkt mit vertieften Fondsinformationen verbundener Anteilshandel war hier zu Lande bislang ausgeschlossen.

Eile mit Weile, mögen sich sowohl Fondsgesellschaften wie auch Geschäftsbanken mit einem breiten Fondsangebot gedacht haben. Denn ihnen erwuchs kaum Konkurrenz durch unabhängige Anbieter, schon gar nicht im Internet. Gebannt war damit vorderhand die Gefahr erodierender Ausgabekommissionen, wie sie sich etwa in den USA, aber auch in Deutschland mit dem Auftauchen unabhängiger Fondsvertriebsgesellschaften ergab.

Langsam zeichnet sich ein Wandel ab. So haben deutsche Direktbanken, etwa Consors www.consors.ch oder die Direkt Anlage Bank www.direktanlagebank.de, eine Tochter der Hypovereinsbank, ihren Markteintritt mit einer Schweizer Lösung angekündigt oder schon vollzogen. Beide werden einen kostengünstigen Fondsverkauf anbieten.

Erfolgreich den Übergang zum Internetfondsgeschäft vollzogen hat die Profitline www.profitline.ch. Gestartet im April dieses Jahres, nutzt bereits rund ein Fünftel der gegen 45 000 Kundinnen und Kunden das Internet, um Fondsgeschäfte abzuwickeln. Neben einer Portfolioverwaltung mit automatischer Nachführung der Fondswerte lassen sich dabei auch Kauf und Verkauf der Anlagefonds direkt veranlassen.

Versüsst werden solche Transaktionen durch wiederkehrende, zeitlich beschränkte Kaufmöglichkeiten zum Nulltarif. Der Ausgabeaufschlag entfällt dabei nicht nur für die Internetkundschaft, sondern für alle Interessenten einzelner Fonds. Wer allerdings eine breitere Auswahl von Fonds sucht, den enttäuscht Profitline. Vorderhand sind nur deren 20 verfügbar. Doch hegt man bei Profitline grosse Pläne: Ein Ausbau des Angebots auf 30 bis 50 Titel steht laut Marketingleiter Jan Vonderlinn bevor. Bis in rund zwei Jahren sollen dann gar sämtliche in der Schweiz zugelassenen Fonds über Profitline und damit auch über deren Internetschiene zu beziehen sein. Dass es nicht schneller geht, begründet der Marketingmann mit der Konsolidierungsphase, welche die muntere Tochter von der Muttergesellschaft Rentenanstalt/Swiss Life verordnet erhielt. Diese wiederum wird demnächst ein eigenes Finanzportal der Öffentlichkeit vorstellen, will aber die Fondspläne von Profitline nicht durchkreuzen.

Vollends unabhängige Fondsvertreiber wie Fundstreet und Fondvest www.fundstreet.com beziehungsweise www.fondcenter.ch haben unlängst nachgezogen und bieten je rund zwei respektive ein Drittel der gegen 2500 zugelassenen Fonds über ihre Website zum Handel an. Fundstreet hat bereits einen besonderen Coup gelandet, indem sich die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank der Finanzplattform Fundstreet für den Handel bedient. Damit wurde die Deutsche Asset Management Schweiz auch zur ersten Gesellschaft, deren Anteile direkt und vollumfänglich via Internet zur Verfügung stehen.

Die gezielte Auswahl aus der riesigen Anzahl von Fonds ermöglicht Fundstreet dank detaillierten Performancezahlen über verschiedene Zeiträume, aber auch dank strukturierten Anlagevorschlägen. Diese basieren auf einem Anlageprofil, das der Interessent mittels der Kategorien Risiko, Renditeorientierung, Währung, Anlagehorizont und Steuerpräferenz selbst bestimmt. Für einen Betrag von beispielsweise 100 000 Franken schlägt Fundstreet bei hoher Risikofähigkeit neben je einem Geldmarkt- und einem Immobilienfonds acht verschiedene Aktienfonds zur Anlage vor.

Wenn auch keine Handelsmöglichkeiten, so bieten die spezialisierten Websites der Finanzzeitungen «Cash» und «Finanz und Wirtschaft» Fondsliebhabern doch einen grossen Fundus an wertvollen Informationen. Borsalino von «Cash» www.borsalino.ch überzeugt durch einen aktuellen Newsservice, der sich zwar in erster Linie auf Aktienwerte bezieht. Markteinschätzungen geben aber Hinweise für jene Anleger, die ihr Heil nicht in Einzelwerten, sondern eben in Fonds sehen. Vorhanden ist auch eine ausgedehnte Beratung, die auf der Beantwortung von 30 Einzelfragen beruht, im Ergebnis wegen eines nur sehr globalen Strategievorschlags aber enttäuscht. Einfach zu bedienen und sehr übersichtlich ist dagegen Borsalinos Portefeuille, das nach einer Revision nunmehr auch für Fondspositionen weitgehend störungsfrei arbeitet. Weniger Fonds bietet die «Finanz und Wirtschaft» mit ihrer Finanzinfo zu Fonds www.finanzinfo.ch/fonds, überzeugen mag dafür ihre sehr übersichtliche Darstellung. Unter den Fondsgesellschaften hat die Credit Suisse mit ihrem Fundlab www.cspb.com/fundlab allen den Meister gezeigt. Die Suche und Einreihung der Fonds nach Kategorien muss den Vergleich mit den Internetlösungen unabhängiger Anbieter nicht scheuen. Dass dabei die CS ihr Licht nicht unter den Scheffel stellt und die eigenen Fonds speziell hervorhebt, mag einen Teil der Nutzer stören. Transparent sind die gebotenen Zahlen allemal, sodass ein unbeeinflusster Anlageentscheid möglich wird. Anteile zu handeln, ist vorderhand allerdings nur über den Umweg von CS-Telebanking www.directnet.ch möglich.

Eines der ausgefeiltesten Beratungselemente bezüglich der Fondsanlage bietet interessanterweise nicht die CS, sondern ihre Tochterbank Leu www.leu-portfolio-expert.ch. Je nach Anlagepräferenzen zeigen dynamische Berechnungen die Folgen verschiedener Anlageentscheide. Wer sich für Zahlenspielereien auf Grund der Zinseszinsrechnung interessiert, sei auf die übersichtliche und benutzerfreundliche Website der Raiffeisenbanken www.raiffeisen.ch verwiesen.

Alle Schweizer Banken verfügen unterdessen über eine Homepage im Internet und ebenso über Möglichkeiten, auf diesem Wege mit Aktien zu handeln. Zu den hauseigenen Fonds sind jeweils Informationen verfügbar. Die Lösungen fallen allerdings sehr unterschiedlich aus. Unmittelbar mit Fonds zu handeln, ist in den wenigsten Fällen möglich. Für den Schweizer Marktführer UBS gilt wie bei der grossen Konkurrentin CS, dass der Fondshandel bisher nur über das Telebanking möglich ist, also nicht direkt mit dem breit angelegten Informationssystemen zu den Anlagefonds verknüpft ist www.ubs.com/fundgate.

Wenig befriedigen kann im Allgemeinen die Aktualität der Fondskurse. Vor allem bei den Performancezahlen liegen die Bezugsgrössen häufig Monate zurück. Erst wenn die Schweizer Börse SWX ihre angekündigte Fondsdatenbank verwirklicht hat, ist Abhilfe zu erwarten. Doch sind erste Realisierungsschritte nicht vor Beginn des nächsten Jahres absehbar. Bis dann auch noch die für Renditevergleiche nötigen Zeitreihen erhoben sind, werden abermals Jahre verstreichen. Erwünschter Nebeneffekt der neuen Statistiken: Sie werden sich in jene der Europäischen Investmentvereinigung (FEFSI) einfügen und damit den Informationsstand über das grenzüberschreitende Fondsgeschäft auf dem Kontinent verbessern.

Nicht nur seitens unabhängiger Anbieter kommt die Schweizer Fondsindustrie unter Druck. Auch aus dem Ausland drängt die Konkurrenz auf den hiesigen Markt. Dazu gehören nicht nur die schon erwähnten Direktbanken aus dem nördlichen Nachbarland. Vielmehr sind es die grossen internationalen Fondsgesellschaften, die sich bald einmal des Handels via Internet bedienen und damit der schweizerischen Kundschaft einen einfachen Zugang zu den oft sehr erfolgreichen Fondsprodukten verschaffen werden.

Bislang hielten sie sich hier zu Lande allerdings ebenfalls zurück. Seitens der englischen Fondsgesellschaft Fleming etwa betont Andreas Benz, dass es nicht die abzuliefernden Anteile der Verwaltungskosten (Management-Fee) waren, die seine Gesellschaft bislang zum CS Fundlab Abstand halten liessen. Vielmehr war es die fehlende Möglichkeit, direkt via Fundlab Anteilskäufe vorzunehmen. Ein Mangel, der den CS-Verantwortlichen bewusst ist und dem nächstens abgeholfen werden soll. Ohne fixen Zeitplan ist man bei der CS offenbar fest entschlossen, mit der nächsten Verbesserung des Fundlab auch direkte Handelsmöglichkeiten einzuführen. Womit dann auch Fleming wie in jüngster Zeit viele andere ausländische Fondsgesellschaften im Fundlab zu finden sein wird.

So oder so wird das Internet die Kostenstrukturen der Fondswirtschaft durcheinander wirbeln. Während Ausgabekommissionen tendenziell sinken oder ganz verschwinden, ist bei den jährlich wiederkehrenden Management-Fees mit einer Erhöhung zu rechnen. Die Entwicklung ist in Deutschland besonders deutlich zu erkennen. So sind etwa die Fonds der Deutschen Bank www.dws.de unterdessen teilweise mit unterschiedlichen Ausgabeaufschlägen zu erwerben, wobei die Kosten je nach Anlegerkategorie differieren und teilweise ganz verschwinden. Oder dann ist es die Adig www.adig.de, die als älteste deutsche Fondsgesellschaft seit 50 Jahren im Geschäft ist und nun die Anlegerschaft für alle via Internet gezeichneten Anteile mit einem auf die Hälfte reduzierten Ausgabeaufschlag lockt.

Für die Schweiz verweist Max Baumann als Geschäftsführer des Fondsverbands auf rechtliche Probleme, die aus dem Internetauftritt entstehen. Noch immer unterliegt das Geschäft je nach Land unterschiedlichen gesetzlichen Vorgaben. Gleichzeitig wirkt das Netz wie kaum ein anderes Medium grenzübergreifend. Das illustrieren etwa die Verhältnisse im deutschsprachigen Raum: Deutsche Behörden klassifizieren jede Internetseite in deutscher Sprache als Angebot für das eigene Land. Womit die auf der entsprechenden Website angebotenen Fonds der deutschen Gesetzgebung genügen beziehungsweise über eine entsprechende Zulassung verfügen müssen. Daraus ergibt sich für eine Fondsgesellschaft laut Baumann die Gefahr, bei schlechter Performance plötzlich haftbar gemacht zu werden, wenn ein Fonds nicht über die Zulassung im Heimatland des Eigners verfügt. Trotz solchen Schwierigkeiten sagt der Verbandsvertreter dem Geschäft über das Internet einen substanziellen Aufschwung voraus.

Doch dürfte die Zurückhaltung gegenüber dem Geschäft im Netz sowieso nur beschränkt staatlichen Schranken anzulasten sein. Seitens der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) verweist Fondsspezialist Matthäus Den Otter auf die Informationen, die seine Behörde den Gesellschaften bezüglich der Anforderungen für den Netzauftritt zukommen liess. Ein Rundschreiben mit weiter gehenden Weisungen, das definitive Rechtssicherheit schaffen soll, stehe hingegen noch aus. So oder so genüge aber auf schweizerischen Websites der Hinweis, dass es sich bei den angepriesenen Produkten um einen von der EBK für den Vertrieb in der Schweiz zugelassenen Fonds handle.

In letzter Zeit sieht sich die EBK seitens der Fondsgesellschaften immer wieder mit dem Begehren nach Erhöhung der Management-Fees konfrontiert. Gestellt wurden solche Forderungen unter anderem von der Bank Julius Bär und der Swissca, der Fondsgesellschaft der Kantonalbanken. Solchen Ansinnen verweigert sich die EBK laut Den Otter normalerweise nicht, weil sie keine Preisüberwacherfunktion hat. Sie sind aber ganz offenbar auf die Tendenz im Markt zurückzuführen, die Ausgabeaufschläge zu senken. Um dennoch genügend Einnahmen zu generieren, werden dafür die jährlich wiederkehrenden Erträge tendenziell erhöht. Das hat immerhin Grenzen: Solche Erhöhungen schlagen sich unmittelbar in einer verminderten Performance nieder. Anders als die Ausgabeaufschläge ist der Kostenfaktor Verwaltungsgebühr zumindest mittelbar für die Anleger via Renditevergleich präsent und ersichtlich. Setzt sich die Praxis höherer Verwaltungsgebühren durch, so hat das für langfristig orientierte Anleger einen Haken. Sie werden zusätzlich belastet, während jene eine Entlastung erfahren, die häufig kaufen und verkaufen und damit in erster Linie von tieferen Ausgabeaufschlägen profitieren.

Der Fondshandel via Internet wird so oder so auch hier zu Lande demnächst seinen Siegeszug antreten. Anteilskäufer werden trotz der immer grösseren Zahl verfügbarer Fonds auf einfache Art und Weise alle nützlichen und notwendigen Informationen im Internet finden. Ob allerdings Banken und Fondsgesellschaften wie bis anhin den Fondshandel dominieren, wird von ihrer Bereitschaft abhängen, geeignete Internetlösungen anzubieten.
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