Einst galten sie als exotische Anlagevehikel, die nur für einen Kreis ausgewählter Investoren bestimmt waren. Die Rede ist von Hedgefunds. Doch Wall-Street-Legenden wie George Soros haben sie so populär gemacht, dass sich zunehmend risikofreudige private Investoren für dieses «alternative Investment» erwärmen. Auf über 500 Milliarden Dollar schätzt die Londoner Fondsagentur Global Fund Analysis das weltweite Anlagevolumen unterdessen, Tendenz stark steigend. Während an den Aktienbörsen die Ernüchterung über sinkende Kurse in Depression zu kippen droht, locken die Hedgefunds-Manager mit dem Versprechen anhaltend positiver Renditen.

Zunächst eine Klärung: Hedgefunds, gepriesen als Alternativanlage zur lahmenden Börse, dienen nicht etwa der Absicherung finanzieller Risiken, wie der Begriff des Hedging vermuten lässt, ganz im Gegenteil. Sie stützen sich auf all jene Anlageinstrumente der modernen Finanzwelt ab, die gemeinhin mit dem Spekulieren in Verbindung gebracht werden, also etwa mit Leerverkäufen von Aktien oder Termingeschäften auf Rohwaren, Zinsen und Währungen.

Mit herkömmlichen Fonds haben die Hedgefunds nur insofern zu tun, als sie ebenfalls auf eine breite Diversifikation setzen. Das heisst, die Fondsmanager tätigen viele verschiedene Anlagen, in der Regel um deren fünfzig. So reduzieren sie das Gesamtrisiko.

Das Geheimnis ist Diversifikation
Die moderne Finanztheorie hat in verschiedenen Arbeiten gezeigt, dass in dieser Diversifikation das Geheimnis liegt. Danach soll – oder sollte – die Summe vieler hoher Einzelrisiken in der Endabrechnung eben ein akzeptables Gesamtrisiko ergeben. Trotzdem wurde die Finanzindustrie von Katastrophen heimgesucht, die bei den Hedgefunds ihren Anfang nahmen. Gut erinnerlich ist noch die Krise bei der Gesellschaft Long-Term Capital Management (LTCM), die nicht nur der Schweizer Grossbank UBS einen Milliardenverlust bescherte, sondern das internationale Finanzgebäude insgesamt arg ins Wanken brachte.

LTCM hat sich unterdessen erholt, frühere Verluste zum Teil ausgeglichen. Ihr einstiger Protagonist, John Meriwether, ist auch wieder im Geschäft, sogar mit der Schweizer Grossbank CS. Und in den USA glauben die Anleger insbesondere aus dem institutionellen Bereich, also Pensionskassen und, soweit erlaubt, auch Fondsmanager, ans Revival dieser «alternativen» Anlage.

Resultat übertrifft Erwartungen
Der positiven Einschätzung schliessen sich selbstredend hiesige Hedgefunds-Vertreter an. Lars Jaeger etwa, einst Derivatespezialist bei der Credit Suisse und heute Mitinhaber der Swiss Alternative Investment Strategies (Sais) Group in Zug, beobachtet einen starken Mittelzufluss. Das sei kein Wunder, wenn andere Märkte wie Aktien und auch Obligationen schlecht liefen. Die Vorteile seiner Anlagekategorie bringt er auf einen Nenner: Renditen wie bei den Aktienmärkten, aber zu einem Risiko, das jenem des weniger gefährdeten Bondbereichs entspricht. Konkret heisst das zehn bis zwölf Prozent nach Abzug der – wie Jaeger eingesteht – im Vergleich zu üblichen Fonds höheren Gebühren.

Der Vergleich aktueller Renditezahlen der hier zu Lande gängigen Hedgefunds-Instrumente ergibt ein zwiespältiges Resultat. Bei den an der Börse gehandelten Beteiligungsgesellschaften ist die Veränderung des Net-Asset-Value (NAV) das bessere Kriterium als der Verlauf des Börsenkurses. Denn im NAV spiegeln sich die zu Grunde liegenden Werte. Der Börsenkurs hingegen ist meist mit einem Aufschlag (Prämie) oder Abschlag (Disagio) behaftet, eine Problematik, die allen Beteiligungsgesellschaften eigen ist. Für das laufende Jahr scheinen die anvisierten zweistelligen Renditen ausser Reichweite, hingegen fallen sie im Vergleich zur Baissestimmung an den Aktienmärkten doch erstaunlich positiv aus. Und über den längeren Zeitraum von zweieinhalb Jahren übertrifft das Resultat gar die Erwartungen.

Neben Beteiligungsgesellschaften sind zunehmend Fondslösungen auf dem Markt. Dem Nachteil eingeschränkterer Handelbarkeit steht diesen Funds of Funds der Vorteil aussagekräftigerer Preise gegenüber, denn Fonds werden immer zum NAV gehandelt. Wer also leben kann mit dem für Fonds üblichen Ausgabeaufschlag (1,5 bis maximal 5 Prozent), einer vergleichsweise hohen jährlichen Managementgebühr von 2,1 Prozent und zusätzlich noch einem performanceabhängigen Leistungsentgelt (10 Prozent vom Ertrag über der «high water mark»), wird bald ein noch breiteres Angebot vorfinden. Gutzwiller Asset Management plant derzeit ein solches Produkt für die Schweiz.

Doch kritische Stimmen fehlen nicht. So anerkennen die Privatbankiers Wegelin & Co. die Rolle von Hedgefunds-Lösungen, die beispielsweise mit dem Leerverkauf von Aktien auch bei fallenden Börsen positive Renditen ermöglichen. Die Strategien seien insgesamt aber mit höheren Risiken verbunden und die Renditen in der Realität erst noch niedriger als vermutet. Wer allerdings das Risiko nicht scheut, für den eignen sich Hedgefunds als gute Ergänzung im Portfolio.
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